Geschossen, gelogen und verführtUnter dem Make-up dieser Frauen lauert das Böse
Philipp Dahm
16.10.2025
Vom liberalen Boston nach Osttexas: Sophie landet mit Mann und Kind in einer neuen Welt im Süden der USA, wo die Menschen ganz anders ticken. Die reiche Margo und ihre Freundinnen finden Gefallen an der neuen und entführen sie in eine Welt aus Dekadenz und Doppelmoral.
«The Hunting Wives» ist in den USA am 21. Juli auf Netflix angeflogen und wurde zum Streaming-Hit. Nun wurde eine zweite Staffel bestätigt.
Zum Inhalt: Vom liberalen Cambridge ins republikanische Osttexas – Graham O'Neil hat einen neuen Job und zieht mit Frau Sophie und dem Sohn um.
Erste Folge: Sophie lernt Margo kennen, die Frau von Grrhams Boss. Margo nimmt Sophie unter ihre Fittiche und führt sie ihre rein weibliche Jagdgruppe ein. Züchtig geht es nicht zu und her.
Kulturkampf: Mit Themen wie Waffen-Besitz, Moral und Politik sorgt die Serie, die von Frauen gemacht wird, in den USA für rege Diskussionen und gute Quoten.
«Ich hasse das», sagt Sophie auf dem Weg zur Spendengala. «Du kannst gut mit Menschen umgehen, du hast lange genug PR gemacht», beschwört sie am Steuer ihr Mann Graham.
«Aber ich kann nicht gut mit Texanern umgehen. Bei uns stimmt die Chemie nicht», meint seine Frau. «Sophie, das ist mein Boss. Hol einfach die alte Sophie raus», kontert Graham. «Na klar», antwortet sie bitter. «Die gute, alte Sophie.»
Sophie, gespielt von Brittany Snow, freut sich schon tierisch auf die Spendengala in ihrer neuen texanischen Heimat.
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So beginnt «The Hunting Wives» – eine Serie, die in den USA am 21. Juli ihre Premiere feiert und für derart viel Furore sorgt, dass sie im Folgemonat zur meist geschauten Streaming-Serie aufsteigt und laut dem «Hollywood Reporter» Anfang September bereits kaum einer Vorstellung mehr bedarf.
«Der dampfende Krimi von Rebecca Cutter mit Malin Åkerman und Brittany Snow in den Hauptrollen brachte diesen Sommer den Sex (und den Kulturkampf) zurück ins Fernsehen», fasst das Fachblatt zusammen: Hält die Serie, was die positiven Kritiken in so verschiedenen Publikationen wie «People», «New York Times» oder «Rolling Stone» versprechen?
Welten treffen aufeinander
Sophie und Graham O'Neil kommen aus dem liberalen Cambridge, Massachusetts, in das fiktive Maple Brook im waldreichen Osttexas. Hier wehr ein anderer Wind, wie auf der Party schnell klar wird: Die meisten tragen Waffen, sogar die National Rifle Association ist beim Fest vertreten.
Keine Kinder von Traurigkeit: Margo und Jed Banks laden zur Party.
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Mit Sophie stimmt etwas nicht. Sie stürmt zur Toilette, wo sie auf Margo Banks trifft: Die Gastgeberin der Party gibt sich vor der Fremden aus der Nähe von Boston buchstäblich keine Blösse – und greift gerne zu, als Sophie zugibt, sie habe gar nicht «müssen müssen», sondern bloss eine Xanax nehmen wollen, ein Mittel gegen Angststörungen.
Margo zieht mal eben vor einer Fremden blank – Sophie ist ein bisschen schockiert.
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Bald erfährt Sophie, dass Margo die Frau von Gastgeber Jed Banks ist. Der Öl-Baron mit politischen Ambitionen hat Sophies Mann Graham angestellt, damit er als Architekt für ihn arbeitet. Jed schwärmt von Waffen, die vor bösen Leuten schützen und ist gerne anzüglich und derbe – wie auch alle anderen, die Sophie kennenlernt.
«Du hast neue Freundinnen»
So wie Callie, die Frau des Sheriffs und Jill, die Frau des Pfarrers, die mit ihrem Sohn und Satansbraten Brad auf der Party sucht. Die Frauen treffen sich immer freitags in einer Jagdhütte. Natürlich soll Sophie sich ihnen anschliessen. «Du hast neue Freundinnen» wird ihr Mann sagen, als die beiden ins Bett gehen. Und er hofft, dass Sophie in Texas «etwas loslassen» kann.
«Arbeiten? Brauchen wir nicht: Wir sind verheiratet»: Sophie trifft die «Hunting Wives».
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Die Jagdgesellschaft besteht inklusive Sophie aus sechs Frauen, die nach der Ballerei noch in einen ländlichen Club ziehen und es auch dort krachen lassen. Sophie hält sich zurück, bis Margo sie – nach mehreren Shots – nachhause fährt. Sie gesteht Margo, dass sie nicht trinkt, weil sie einst unter Alkohol einen Unfall gebaut hat.
Starke Protagonistinnen: Malin Åkerman als Margo (links) und Brittany Snow als Sophie.
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«Ich mache immer nur das, auf das ich Lust habe», sagt Margo. Und am Ende des Tages lässt sich Sophie überreden, zwei kräftige Schlücke Whiskey zu trinken und sich wieder an Steuer zu setzen. Es macht klar, dass es nicht das einzige Tabu ist, dass im Drehbuch gebrochen werden wird. Nicht zuletzt stirbt in dieser fiktiven Geschichte auch noch ein Mensch.
«The Hunting Wives» ist Frauensache
Der Auftakt von «The Hunting Wives» verspricht jede Menge Spannungen, die nur darauf warten, sich zu entladen. Die liberalen Neuankömmlinge finden sich in einer Welt aus Waffen, Politik und Moral wieder, in man im Gottesdienst den Heiligen spielt, während der Dame in der Seitenbank lüstern auf die Schenkel gestiert wird.
«Ich habe nur zwei Regeln: Vertrau mir, und tu alles, was ich sage!»
Margo Banks
Die Erotik der Serie spiegelt dieser Sketch der jüngsten Folge von «Saturday Night Live» gut wider. Aber auch ihren Erfolg: Es der fiktive Trailer einer realen zweiten Staffel, die vor einem Monat angekündigt worden ist.
Die Serie ist eine Frauensache: Sie basiert auf dem gleichnamigen Roman von May Cobb, wird von Rebecca Cutter geschrieben und produziert und für je zwei Folgen führen vier Frauen Regie. Brittany Snow überzeugt als Sophie und Malin Åkerman glänzt in der Rolle des Vamps Margo.
Die Serie kitzelt aber nicht alleine durch Erotik: Das Setting im sündigen Süden vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussionen sorgt in den USA für rege Diskussionen und trifft damit einen Nerv. Zumindest die erste Folge verspricht einiges.
In der Schweiz sind alle acht Folgen der ersten Staffel von «The Hunting Wives» exklusiv auf blue Play zu sehen.