Zu viele Klischees Franzosen verreissen neue Netflix-Serie «Emily in Paris»

Von Fabian Tschamper

6.10.2020

Lily Collins (Tochter von Phil Collins, links) und Camille Razat in der neuen Netflix-Serie «Emily in Paris».
Lily Collins (Tochter von Phil Collins, links) und Camille Razat in der neuen Netflix-Serie «Emily in Paris».
Netflix

Was eine romantische Komödie sein soll, bringt die Franzosen zur Weissglut: «Emily in Paris» trieft vor Klischees und Stereotypen – die französische Presse findet keine schönen Worte.

Die Stadt der Liebe ist ein ziemlich düsterer Ort in der neuen Netflix-Serie «Emily in Paris». Die Pariser greifen zu den Waffen – bildlich gesprochen – als Lily Collins' Charakter naiv und mit Stereotypen beladen nach Frankreich kommt, um Influencerin zu werden.

Am 2. Oktober feierte «Emily in Paris» Premiere auf Netflix und wurde schnell zum heissdiskutierten Thema auf den sozialen Medien – entweder man liebt die schicken Kleider, glamourösen Orte und attraktiven Stars oder man hasst sie eben.

Die Geschichte dreht sich um Emily, eine Mittzwanzigerin, die in der Marketingabteilung einer amerikanischen Firma arbeitet. Ihr Unternehmen kauft eine französische Luxus-Boutique und entgegen aller Logik wird die junge Emily – ohne Französisch-Kenntnisse – nach Paris geschickt, um nach dem Rechten zu sehen.

Obwohl die Amerikaner kein Problem mit «Emily in Paris» haben, so wirklich begeistert sind sie auch nicht: «Anschaubar, einfach verdauliche Handlungsstränge, Kostüme und Charaktere» schrieb der «Hollywood Reporter». Ein User bezeichnete den Hauptcharakter allerdings als arrogant. Emily bringe eine amerikanische Perspektive nach Frankreich, ihre kulturelle Ignoranz liesse sich dabei nicht kaschieren.

«Faul und nicht loyal»

Für viele französische Kritiker und Zuschauer ist die Show eine einzige Beleidigung: Neben der kulturellen Ignoranz Emilys gibt es Unmengen an Klischees der Franzosen und freilich die unrealistische Vergnügungspark-Version von Paris zu bestaunen – ganz zu schweigen von den verschiedenen Handlungen.

Nach der Premiere schrieb der französische Kritiker Charles Martin: «In ‹Emily in Paris› lernen wir, dass alle Franzosen schlecht sind, dass sie faul und nie pünktlich im Büro sind. Sie flirten gerne und verstehen das Konzept von Loyalität nicht, sie sind Sexisten und haben eine fragwürdige Beziehung zum Duschen. Ja, jedes Klischee wird aufgegriffen, auch das schwächste.»

Andere Medien in Frankreich bezeichneten die Show unter anderem als «sehr faszinierende Science-Fiction» oder «karikaturistische Version von Paris».

«Emily in Paris» ist auf Netflix abrufbar.

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