Scharfseher Helikopter-Mutter bringt Kampf-Veganerin auf die Palme

Lukas Rüttimann

26.10.2018

In «Achtung Mütter!» treffen sich vier Mütter zum TV-Kaffeeklatsch. Schon in Folge eins zeigte sich, wie unterschiedlich die Vorstellungen von Erziehung sind.

Manchmal weiss man in der ersten Minute, dass eine Sendung ihr Thema im Griff hat. «Die härtesten Kritikerinnen einer Mutter sind immer andere Mütter», heisst es gleich zu Beginn der ersten Folge der SRF-Dokuserie «Achtung Mütter!» aus dem Off. Und wer einmal auf einem Spielplatz erlebt hat, mit welcher Inbrunst Mütter heimlich über andere Mütter (und Väter) lästern, weiss: Hier wird der Nagel auf den Kopf getroffen.

So wird denn auch über die Erziehungsmethoden von Powerfrau Angélique Cusenza, die mit ihren Töchtern im Mittelpunkt der ersten Folge steht, gemeckert. Allerdings nur im 1-1-Gespräch vor den SRF-Kameras. In der Klatschrunde wird die Kritik vor allem in Form von Fragen nach dem Warum geäussert.

Fleisch und Kontrolle

Wobei das nur zu Beginn so läuft. Bald schon kristallisieren sich Themen heraus, bei denen die Visiere fallen. Vor allem der Kontrollzwang der optisch eher freigeistig wirkenden Angélique erhitzt die Gemüter. Kein Wunder, wenn eine Mutter ihre acht- respektive zwölfjährige Tochter immer noch täglich zur Schule begleitet und den Aufenthaltsort sogar per App kontrollieren lässt.

Hier werden die anderen Mütter plötzlich deutlich. Sie reden von Ängsten, die die übereifrige Helikoptermutter mit ihrer Kontrollsucht auf ihre Kinder projiziere – und von der Wichtigkeit, Freiheiten zuzulassen und loslassen zu können. Zum eigenen Wohl, wie auch jenem der Kinder, denn: «Nur so kann ein Kind ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln», wie die anderen drei Mütter unisono finden.

Richtig hitzig wird es, als die Mutter vor den SRF-Kameras Koteletts in die heisse Pfanne haut. Historikerin Aline Steinbrecher kriegt einen roten Kopf, und auch die bekannte Kirchen- und Kuhglocken-Gegnerin Nancy Holten kommt in Rage. Die Politikerin, selbst engagierte Tierschützerin und seit 12 Jahren Veganerin, erklärt, sie könnte nie «ein Lebewesen zerschneiden» und schnappt angesichts der Fleischstücke hörbar nach Luft.

Tierschützerin als Moderatorin

Danach beruhigen sich die Gemüter wieder. Die Reaktionen zu Konsumverhalten und Religion fallen eher unaufgeregt aus – am Ende gibt es für die Fitnesstrainerin sogar die Absolution, dass sie trotz Kontrollsucht und Fleischkonsum eine gute Mutter sei.

Ein gutes Zeugnis darf man auch «Achtung Mütter!» ausstellen. Allerdings würde der Sendung eine Moderatorin oder ein Moderator guttun. So war es Holten, die mehr und mehr die Gesprächsleitung übernahm. Doch eine neutrale Person von Seiten SRF hätte in dieser Rolle besser gepasst. Nicht nur, wenn es um Lebewesen in der Pfanne geht.

Die neue Staffel der Doku-Reihe «Achtung Mütter!» startete am Donnerstag, 25. Oktober, um 21.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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