Chile «DOK»: Der Schweizer Profit aus geklautem Land

tsch/fts

3.10.2019

Vor über 100 Jahren wurden chilenische Ureinwohner erbarmungslos um ihr Land betrogen – davon profitierten auch Schweizer Emigranten. Nun fordern die Indianer ihr Land zurück – notfalls mit Gewalt.

Ende des 19. Jahrhunderts emigrierten etliche Europäer in die neue Welt – allerdings besiedelten sie in vielen Fällen nicht die Vereinigten Staaten von Amerika. Stattdessen suchten sie ihr Glück in den Anden, genauer gesagt im Staat Chile. Die dortige Regierung sponserte die Reise, spendierte den Familien mehrere Hektar Land und bot ihnen faire Kredite. Allein 22'000 Schweizer nahmen das Angebot an und begannen ein neues Dasein in Chile – ganz im Dienste der Landwirtschaft.

Das Ganze hatte nur einen Haken: Das Land gehörte in Wahrheit weder ihnen noch dem chilenischen Staat. Die indigene Bevölkerung herrschte ursprünglich über das Land – doch sie wurde gnadenlos enteignet. Unter dem Euphemismus «Pacification» (zu Deutsch: Befriedung) raubte man den Ureinwohnern ihr angestammtes Territorium und schuf damit ein Pulverfass. Anfang 2013 sollte es explodieren. «Dok»-Regisseur Tilman Lingner nimmt den Konflikt zwischen den Mapuche-Indianern und den aus Europa stammenden Bauern in seiner Dokumentation «Kampf ums Land – Schweizer Siedler in Chile» genauer unter die Lupe.

Die Schweizer Siedler als Opfer

Die Luchsingers wanderten 1883 nach Chile aus. 130 Jahre und mehrere Generationen später sollten sie im Zentrum eines historischen Konflikts stehen: Am 4. Januar 2013 eskalierte der Streit zwischen den Ureinwohnern und den Schweizer Siedlern, als einige Mapuche-Indianer unbefugt die Farm des Ehepaars Luchsinger-Mackay betraten. Es fielen Schüsse und ein verheerender Brand wurde entfacht. Am Ende der Nacht war das Ehepaar tot. Gestorben in den Flammen, die in den eigenen vier Wänden wüteten.



Derart gewaltsame Auseinandersetzungen gehören mittlerweile zum Alltag in der chilenischen Provinz Araukanien. Von einer friedlichen Lösung scheint man hier weit entfernt zu sein: Felder werden abgebrannt, landwirtschaftliche Maschinen sabotiert. Auch heute noch werden die Ureinwohner als billige Arbeitskräfte auf den Feldern ausgebeutet. Ihre oft brutalen Widerstandsmethoden verschärfen den Konflikt jedoch immer weiter.

Tilman Lingner versucht den Streit und das historische Unrecht nachzuzeichnen, das den Ureinwohnern in Chile schon vor mehr als 100 Jahren widerfahren ist. Er stellt die alles entscheidende Frage: Kann es eine friedliche Lösung geben?

«DOK: Kampf ums Land» läuft am Donnerstag, 3. Oktober, um 20.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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