Interview Interview mit Mona Vetsch: «Ich wäre ein furchtbarer Rekrut»

Lukas Rüttimann

21.3.2019

Für die SRF-Serie «Mona mittendrin» stürzt sich Mona Vetsch zum dritten Mal ins Ungewisse, beim Auftakt etwa in die Infanterie-RS in Herisau. Warum nicht nur ihr Vater daran Freude hat, erklärt sie im Interview mit «Bluewin».

Mona Vetsch, man könnte fast meinen, es wäre Ihnen trotz dreier Kinder ein bisschen langweilig im Leben ...

(lacht) ... na ja, wenn ich mich mit den Menschen vergleiche, die ich in «Mona mittendrin» treffe, ist mein Leben tatsächlich langweilig. Zum Glück, muss ich sagen.

Mit seinem Totalspontan-Konzept ist «Mona mittendrin» ein eher ungewöhnliches SRF-Format. Welche Reaktionen hatten Sie auf die beiden bisherigen Staffeln?

Vor allem positive. Tatsächlich ist es ein ziemliches Risiko, sich so ganz ohne Vorwissen in eine Situation zu stürzen. Doch es hat sich gezeigt, dass auch das sogenannt normale Leben viele spannende Geschichten hergibt, die es lohnt zu erzählen. Das gilt auch für Sendungen mit schwierigen Themen. Nach meinem Besuch auf der Kinderkrebsstation etwa haben sich viele Eltern bei mir gemeldet – auch selbst betroffene –, die sich sehr angesprochen fühlten. Das war ein sehr schönes Feedback.

Sie scheuen sich jeweils nicht, auch selber Emotionen zu zeigen.

Absolut. Ich gehe auch nicht als Fachfrau in diese Situationen rein, sondern als ganz normaler Mensch. Ich stelle Fragen, die andere auch stellen würden, und ich werde von den Situationen emotional berührt. Dieser Zugang kommt gut an, und darüber freuen wir uns enorm.

Gab es Drehs, die nicht gewünscht funktioniert haben?

Was wir gemerkt haben: In drei Tagen ergeben sich immer viel zu viele Geschichten für eine Sendung. Allein aus meinem Besuch bei der RS hätte man locker drei Ausgaben machen können. Doch wie heisst es so schön in der Fernsehsprache – «Kill your Darlings», man muss auf gewisse Highlights verzichten, so schwer es einem auch fällt.

Sie haben es erwähnt: Zum Auftakt geht's für Sie in die Infanterie-RS – als Füsel?

Genau, ich bin in der Elite-Truppe gelandet lacht) . Ich muss zugeben, dass ich nie unglücklich war, dass es für Frauen keine Wehrpflicht gibt. Ich komme aber aus einem Umfeld, dass der Armee sehr positiv gegenüber eingestellt ist. Als ich meinem Vater nach dem Dreh eine WhatsApp-Message schickte, hat er sich sehr gefreut und mir zurückgeschrieben: «In Herisau bin ich auch einmal herumgefüselt – gratuliere!». Ich glaube, dieser Dreh hat ihn so richtig begeistert.

Wie erging es Ihnen als ehemaliger Punk in der Schweizer Armee?

Na ja, ich habe schnell gemerkt, dass ich in der Armee Mühe hätte, weil ich immer widerspreche. So gesehen wäre ich ein furchtbarer Rekrut. Auch als Chaot würde ich meine Vorgesetzten zur Weissglut treiben. Ich hatte eine Panikattacke nach der anderen, weil ich nach kürzester Zeit ein brutales Durcheinander mit meinen Sachen hatte. Ich habe auch nie verstanden, warum man den Reissverschluss genau bis zum Namensschild hochziehen muss. Doch ich habe gelernt: Ist so, weil ist so.


Mona Vetsch: Die Bilder

Hand aufs Herz: Sie als SRF-Aushängeschild werden kaum gleichbehandelt wie ein normaler Füsel.

Nein, sicher nicht. Ich habe zwar auf dem Boden geschlafen und alles mitgemacht, aber wenn eine Kamera dabei ist, wird man automatisch anders behandelt, das ist klar. Aber es geht ja nicht nur um mich, sondern vor allem um die Leute, die mir begegnen. Meine Kameraden zum Beispiel, die sehr offen zu mir waren. Oder die vielen Frauen in Herisau, bei denen ich mich gefragt habe: Warum tun sie sich das an?

Welche Erkenntnis haben Sie aus den drei Tagen Infanterie-RS gewonnen?

Dass alle, die von einer Kuschel-RS sprechen, sicher nicht die Füsiliere meinen können! Spannend fand ich auch, wie ambivalent man funktioniert. Irgendwann machst du einfach mit. Am Anfang lachst du vielleicht noch drüber – aber irgendwann antwortest du auf «Rekrut Vetsch?» wie aus der Kanone geschossen und ganz automatisch: «Hier!». Das sagt viel über die menschliche Natur aus.

War für Sie klar, dass Sie diese Sendung weitermachen oder musste man Sie überzeugen?

Überhaupt nicht. Diese Sendung ist so cool, weil so vieles möglich ist. Ich kann mit normalen Menschen aus dem Schweizer Alltag zu tun haben, ohne mich vorher entscheiden zu müssen, ob es nun lustig, ernsthaft oder kulturell zu und her gehen soll. Bei «Mona mittendrin» ist alles okay, solange es um Menschen und Geschichten geht – und das macht mir enorm viel Spass. Auch wenn es jedes Mal eine ziemliche Herausforderung für mich ist.

Gibt es Leute, die Ihnen wegen «Mona mittendrin» Selbstdarstellung vorwerfen?

Das kann nur sagen, wer die Sendung nie gesehen hat. Es steht Mona drauf, das stimmt, aber es geht immer um andere. Wir blicken durch meine Augen auf andere Menschen, und dafür stelle ich mich zur Verfügung. Ausserdem gibt es sicher bessere Formate zur Selbstdarstellung als eine Sendung, in der man sich auf nichts vorbereiten kann und riskiert, auch mal ziemlich flach rauszukommen. Da wäre eine Bühne sicher besser geeignet.

Reizt es Sie, mal wieder eine Gala oder eine grosse Unterhaltungskiste zu moderieren?

Auf einer Skala von 1 bis 10 ist meine Showtreppentauglichkeit etwa bei 2,5. Im Ernst: Ich bin nicht der Typ für Glamour, obwohl ich gewisse Sachen in diesem Bereich auch schon gemacht habe. Aber ich fühle mich derzeit sehr wohl, wenn ich draussen sein kann und normale Leute mit nicht so normalen Lebensgeschichten treffen kann.

Die dritte Staffel von «Mona mittendrin» startet am Donnerstag, 21. März, um 21.05 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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