Auf die Probe gestellt Ist Bachelor Alan Wey doch kein Narzisst?

Von Michael Angele

22.12.2020

In der 10. Folge des «Bachelor» wurde Rückschau gehalten – und verraten, ob Alan Wey und Francesca Morgese nach wie vor ein Paar sind.

«Der Bachelor» ist die Art von Sendung, die verdienten Feministinnen die Achselhaare zum Stehen bringen. Ein Haufen Chicks buhlen um einen Gockel, der heutzutage nicht nur stark sein muss, sondern auch «emotional» sein sollte und gut ausschauen sowieso.

Der Versicherungsberater Alan Wey ähnelt Cristiano Ronaldo, möglicherweise ist der Luzerner mit brasilianischen Wurzeln noch attraktiver. Kein Wunder, hat er auch gemodelt.

Auf die Frage, was ihm am «Bachelor» am besten gefallen hat, sagt er: «Die Vielseitigkeit, das Neue, du musst immer über deine Grenzen hinausgehen.»

So spricht ein Künstler.

Seine Kunst: Er selbst. Die Show mixt, böse gesprochen, das Paarverhalten von Primaten mit den Selbstinszenierungstechniken der Instagram-Gesellschaft.

Verschenk dein Herz einem, der es verdient hat

Man fragt sich ständig, warum die Frauen sich so etwas antun, einen Mann finden die doch auch so. Es sind eloquente, attraktive junge Frauen, die jetzt auch nicht alle den Beruf einer «Influencerin» ausüben. In der vergangenen 9. Staffel wirkten eine Gabelstaplerfahrerin, eine Konditorin, eine Fachfrau in der Kinderberatung, eine Versicherungskauffrau oder eine Flugbegleiterin mit.



Daneben gab es unter den 19 Frauen natürlich etwas undeutliche Jobs in der Modebranche, ein «Tattoo-Model» sowie eine Rapperin, Dara, die es nicht ins Finale geschafft hatte, und die mit Worten so gut umgehen kann, dass sie dem Bachelor beim verunglückten Blind Date einen herzzerreissenden Rap schenkte: Hey, verschenk dein Herz einem, der es verdient hat, wollte man da zurufen.

Natürlich ist diese Show ohne Narzissmus undenkbar. Unter der Oberfläche ist eine Leere: In manchen Situationen ist sie mit Händen greifbar.

Wobei es Niveau-Unterschiede gibt. «Sie hat alle Voraussetzungen, dass ich mich in sie verlieben kann», sagte Alan über Xenia, die italienischstämmige, aparte ehemalige Eiskunstläuferin aus Zürich. Kann man verstehen. «Aber sie hat eine Mauer, durch die ich nicht komme.» Ein Hauch von Tragik wie in einem Antonioni-Film.

Profane Zickenkriege

Aber leider beteiligte sich auch Xenia an den profanen Zickenkriegen, selbst in dieser Rückschau noch. Diese Kriege sind natürlich genau das, was das Publikum sehen will, und werden womöglich aus schierer Professionalität von den Frauen ausgiebig ausgefochten («Das Duell der Bad Girls»).

Wobei man als Zuschauer*in zwischen echter Emotion und Inszenierung nur schwer unterscheiden kann. Wahrscheinlich können es die Frauen selbst nicht. Deshalb ist es nur scheinbar ein Witz, wenn die selbsternannte «Bitch» Mia sagt, sie habe «einfach ein Problem mit unehrlichen Menschen». Ihr grösseres Problem könnte sein, dass in Mias Welt keiner so genau weiss, was ehrlich und unehrlich ist.

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Alan ist frisch verliebt in die quirlige Zürcherin Francesca. Warum gerade sie? Kommt er überhaupt noch zu Wort – und ist gar ein Zusammenzug ein Thema? Das und mehr verrät er im Interview mit «blue News».

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Ein Dilemma, das auch in der Rückschau bleibt. «Du hast eine fake Art. Es kommt mega gespielt rüber. Man fragt sich, ist es echt oder machst du das nur, damit du das Ganze gewinnst», meint Mia zur Siegerin.

Wie immer man ihre Frage beantwortet, man darf sagen, dass Francesca Morgese, die «Influencerin» respektive «Bloggerin», besonders professionell agiert hat. Das könnte das starke Ressentiment ihrer Mitbewerberin erklären.

Nicht für die landläufig Schönste entschieden

Immerhin: Alan hat sich nicht für die landläufig Schönste entschieden. Sondern für die, mit der er am besten harmonierte. Und als er sich dann, im Beisein der Kamera, der Familie vorstellt, und etwa auf die Frage des italo-stolzen Papas, was nicht auf eine Pizza gehört, leicht verlegen antwortet, weil er nichts falsch machen will («Ananas?»), wirkt er sogar sympathisch, mehr noch: authentisch.

Es gibt eben noch ein Leben jenseits des Mediennarzissmus. Ob die Beziehung mit Alan hält, steht indessen in den Sternen.

In der Schweiz hat keine Bachelor-Beziehung wirklich lange gehalten, irgendwo in Deutschland soll aber noch ein Paar zusammen sein.

Zum Autor: Der Berner Michael Angele liefert regelmässig eine Aussenansicht aus Berlin – Schweizerisches und Deutsches betreffend. Angele schreibt für die Wochenzeitung «Der Freitag». Er ist im Seeland aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Deutschlands Hauptstadt. Berndeutsch kann er aber immer noch perfekt. Als Buchautor erschienen von ihm zuletzt «Der letzte Zeitungsleser» und «Schirrmacher. Ein Porträt».

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