Kolumne Kolumne: «Babylon Berlin» – die Serie zum Weiterempfehlen

von Cilgia Grass

27.9.2018

Schon wieder fällt der sonntägliche «Tatort» aus. Diesmal wegen «Babylon Berlin». Aber dieser Serie verzeiht man das locker.

Nach einem netten Frauenabend neulich bei Bier und Burger (jaja, klingt eher nach Herrenabend, ich weiss …) begleite ich meine Freundin zum Bahnhof. Als sie mit einem Bein praktisch schon im Zug steht, fragt sie unvermittelt: «Hast du noch einen Serien-Tipp?»

Ich schaue etwas hektisch zur Bahnhofsuhr: noch acht Minuten bis zur Abfahrt. Ich überlege. Ich gucke mir gerade die zweite Staffel der Marvel-Serie «Iron Fist» an, obwohl ich die erste schon nicht wirklich gut fand. Aber es muss sein, sonst ist mein Superhelden-Portfolio nicht komplett. Doch, nein, es ist nichts für meine Freundin. «13 Reasons Why»? Zu schwere Kost. Ein bisschen Comedy, etwa «Happy!»? Zu abgedreht für meine Freundin. Sie braucht etwas anderes. Etwas, das sie mit ihrem Mann zusammen schauen kann.

Ich hab's: «Babylon Berlin». «Worum geht’s?», will sie wissen. Noch fünf Minuten bis zur Abfahrt. «Kurz gesagt: Es ist ein würziger Krimi mit Geschichtslektion, spielt Ende der 20er-Jahre in Berlin», antworte ich. Ich habe beide Staffeln gesehen, gefühlt Tausend Bilder fluten mein Gehirn. Es sind die wilden Jahre, bevor die Nazi-Zeit beginnt. Die Reichen feiern viel und dekadent, in der Serie vorzugsweise im Varieté «Moka Efti». Die Armen versuchen, ihre Kinder und sich schlicht über Wasser zu halten.

Grandiose Darsteller 

Weniger begütet ist auch Charlotte Ritter (umwerfend verkörpert von Liv Lisa Fries). Sie verdient sich in der Nacht im «Moka Efti» als Gelegenheitsdirne ihre Nylon-Strümpfe, am Tag jobbt sie auf dem Kommissariat als Stenotypistin. Dort unterstützt sie mit ihrer strassenschlauen Art den infolge eines Kriegstraumas drogensüchtigen Kommissar Gereon Rath (brillant: Volker Bruch) – Rath ist neu in der Stadt und hat einen immer komplexer werdenden Fall zu lösen.

Dann sind da auch noch aufbegehrende Rote, sich formierende Braune, Machthungrige aller Art – und ein mit Goldbarren gefüllter Zug, auf den alle scharf sind.

Diese Serie ist ihr Geld wert

Ach ja, Zug. Ich zoome in die Gegenwart zurück. Meine Freundin wartet auf noch mehr Informationen. Noch drei Minuten bis zur Abfahrt. «Kannst du dich noch an die Wimmelbilder aus unserer Jugend erinnern? Genau so ist 'Babylon Berlin'», sage ich. «Es gibt so viele lohnenswerte Details zu entdecken, dass einem nie langweilig wird. Und nichts, aber auch gar nichts, ist schwarz oder weiss.» – «Alles klar», sagt meine Freundin. Eine schnelle Umarmung, dann muss sie einsteigen.

«Die Serie hat 40 Millionen Euro gekostet. Noch nie wurde so viel Geld für eine nicht englischsprachige Serie ausgegeben», rufe ich ihr noch hinterher. Jetzt guckt auch der Herr, der ihr auf dem Treppchen folgt, interessiert.

«Babylon Berlin» startet am Sonntag, 30. September, um 20.05 Uhr auf SRF zwei und um 20.15 Uhr in der ARD. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Folgen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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