Was James Safechuck und Wade Robson in der Dokumentation «Leaving Neverland» berichten, ist schwer zu ertragen. Über Jahre soll Michael Jackson sie als Kinder sexuell missbraucht haben. ProSieben bringt die Doku ins deutsche Fernsehen – zum Entsetzen der Jackson-Fans.
Das Denkmal für Michael Jackson vor dem Bayerischen Hof in München spricht eine deutliche Sprache: «Innocent» steht da auf Fotos des King of Pop. «Unschuldig.» Denn für viele Jackson-Fans ist die Sache ganz klar: Die heftigen Missbrauchsvorwürfe gegen ihr Idol, die in der Dokumentation «Leaving Neverland» erhoben werden, sind aus ihrer Sicht nichts als Lügen.
Darin erzählen James Safechuck, 41, und Wade Robson, 36, in schwer zu ertragenen Details, wie der 2009 gestorbene Sänger sie als Kinder missbraucht haben soll. «Ich konnte entweder ihn anschauen wie er masturbierte – oder Peter Pan», sagt Robson in der Dokumentation. Angefangen habe der Missbrauch, als er erst sieben Jahre alt war.
«In Paris zeigte er mir, wie man masturbiert. Damit fing es an», sagt Safechuck. Und dass Jackson sich überall auf seiner berühmten Neverland Ranch an ihm vergangen haben soll. «Es klingt krank, aber es war wie in einer frischen Beziehung», sagt er. «Ich war richtig verliebt in ihn.» Seine Hände zittern, wenn er erzählt, wie Jackson ihm Schmuck für sexuelle Gefälligkeiten geschenkt haben soll.
Beide Männer berichten von Eifersucht, weil sie gegen jüngere Kinder ausgetauscht worden sein sollen, als sie selbst älter wurden. Robsons Mutter spricht von einem «Muster»: «Alle zwölf Monate hatte er einen neuen Jungen an seiner Seite.»
Tobende Fans
«Mir fehlen die Worte», sagt die Frau, die sich seit Jahren hingebungsvoll um das Münchner Jackson-Denkmal kümmert, ihren Namen aber nicht mehr in den Medien lesen will. Denn: «Mein Herz schlägt ganz anders als das der Presse.» Eigentlich will sie gar nichts mehr dazu sagen – und spricht dann doch fast eine halbe Stunde ohne Pause. So wütend ist sie. Sie ist Vorsitzende eines Vereins, der sich «MJ's Legacy» nennt und für Michael Jacksons Erbe zuständig fühlt.
Sie spricht von einer «Lynchjustiz der Medien». Wohin, so fragt sie, kommen wir denn, wenn über Schuld und Unschuld nicht mehr in Gerichtssälen geurteilt wird, sondern in Dokumentationen? Die Justiz, so betont der Fan, habe Jackson freigesprochen.
In Fan-Foren im Internet werden die Protagonisten des Films teils wüst beschimpft. Jacksons Unschuld ist dort keine Vermutung, sondern Gewissheit. In Köln demonstrierten Fans am Wochenende gegen die Ausstrahlung der Dokumentation.
Musical ist nicht gefährdet
Der Fall Jackson hat die Frage aufgeworfen, wie nach den neuen Vorwürfen umzugehen ist mit dem Werk des wahrscheinlich grössten Popstars aller Zeiten. Der Intendant der Bundeskunsthalle, Rein Wolfs, verteidigt die jüngst gestartete Ausstellung «Michael Jackson: On the Wall». «Gerade jetzt nach dem Bekanntwerden neuer Missbrauchsvorwürfe ist es wichtig, sich mit dem «King of Pop» auseinanderzusetzen», sagt er.
Auch die Macher des Jackson-Musicals «Beat it!«, das im April erneut in der Schweiz gastieren wird, sehen keinen Grund für Konsequenzen. «Unsere Show ist ein eigenständiges Produkt, das sich wertungsfrei auf die Musik von Michael Jackson und die Kunstfigur «Michael Jackson» konzentriert», sagt ein Sprecher. «Im Mittelpunkt steht neben der Musik der Musiker, nicht die private Person.»
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