TV-Tipp «Midnight Sun»: Schöner sterben im Norden

tsch

14.9.2018

Kaltes für den Herbst: Die vierteilige Miniserie «Midnight Sun» dreht sich um Serienmorde nördlich des Polarkreises.

Skandinavische Krimimacher wissen, wie man Menschen effektvoll zu Tode kommen lässt: In der Nähe einer kleinen Minenarbeiterstadt in Nordschweden findet man einen verlassenen Helikopter. Auf die Rotorblätter gefesselt – und durch Fliehkräfte verstorben – ein Fremder, der sich als Franzose erweist. Der ermittelnde Staatsanwalt Burlin (Peter Stormare) und sein unsicherer Assistent Anders Harnesk (Gustaf Hammarsten) holen die französische Ermittlerin Kahina Zadi (Leïla Bekhti) mit ins Boot. In der winzigen Enklave nördlich des Polarkreises soll sie bei der Aufklärung des Mordes helfen. Bald geschehen weitere, nicht weniger spektakulär inszenierte Verbrechen. Der vierteilige, schwedisch-französische Hochglanzkrimi «Midnight Sun – Mord unter arktischer Sonne» lebt von grossen Naturbildern und düsterer Action. Bei SRF zwei feiert die Miniserie nun ihr Debüt zu später Stunde.

Schöne Landschaft, schlimme Fälle

Es sieht schon fantastisch aus, was Regisseur Måns Mårlind seinem Publikum an vier aufeinanderfolgenden Freitagabenden ins Wohnzimmer zaubert: die Weite der nordschwedischen Landschaft, ihr Licht und wie es sich in den eher schattig angelegten Charakteren der menschenleeren Region bricht. Allein die Bilder lohnen das Einschalten dieser «Nordic Noir»-Erzählung. Wobei das mit dem «Noir» so eine Sache ist, denn der Krimi spielt in jener Jahreszeit, in der die Sonne nördlich des Polarkreises niemals untergeht. Vor allem Ungeübte wie die algerisch-französische Ermittlerin Zadi zeigen sich von ihrem ewigen Licht irritiert – und gequält.

«Midnight Sun» wird als das neue Produkt der Macher von «Die Brücke – Transit in den Tod» verkauft. Tatsächlich arbeiteten die Autoren Måns Mårlind und Björn Stein (die auch den Horroractionfilm «Underworld: Awakening» inszenierten) an der dänisch-schwedischen Vorzeigeserie mit.

Fesselnd wie «Die Brücke»

Neben dem hohen Produktionsstandard beider Formate lassen sich noch weitere Gemeinsamkeiten finden: In beiden Krimis passieren Morde nicht einfach so, sondern sie werden wie sinistre Kunstinstallationen zelebriert. Realistisch ist das zwar nicht, sieht aber optisch eindrücklich aus und liefert den Ermittlern interessanten Gesprächsstoff. In «Die Brücke» schafften es die Macher, ihre Kriminalhandlung mit lebensechten Charakteren und deren Alltagsproblemen zu erden – und so einen erzählerischen Sog herzustellen. Auch dies gelingt nun in der neuen Serie.

Ein grosser Unterschied ist hingegen die Tatsache, dass sich «Midnight Sun» vor allem um die indigene Bevölkerung Lapplands dreht – die Geschichte und Gegenwart der Volksgruppe der sogenannten Samen ist von zentraler Bedeutung für die Handlung. Letztendlich ist «Midnight Sun» ein Format, das sich in seiner Qualität über den Durchschnitt der Krimiflut im TV erhebt. Fantastisch ist der Look, der die karge Weite des sommerlichen Nordschwedens zum heimlichen Hauptdarsteller macht.

Episodenlänge variiert

Thriller-Fans können mit der Miniserie vier wunderschön erleuchtete, thematisch jedoch dunkle Schweden-Abende verbringen. Man sollte allerdings einkalkulieren, dass die Krimi-Serie nicht mit einer klassischen Episodenlänge zwischen 40 und 60 Minuten aufwartet. Die einzelnen Folgen gehen jeweils etwas weniger als zwei Stunden.

«Midnight Sun – Mord unter arktischer Sonne» läuft ab 14. September jeweils freitags um 23.05 Uhr auf SRF zwei. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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