«The Undoing» Hugh Grant kann ein echtes Monster sein

Von Lukas Rüttimann

11.11.2020

Nicole Kidman und Hugh Grant in der Serie «The Undoing».
Nicole Kidman und Hugh Grant in der Serie «The Undoing».
HBO

Schön, dass er wieder da ist! Hugh Grant feiert in «The Undoing» ein aufsehenerregendes Comeback – mit einer Rolle, die ihm viele wohl nicht zugetraut hätten.

Zuletzt war Hugh Grant ein Fall für die «Was macht eigentlich?»-Rubrik. Der Engländer, mit Komödien wie «Four Weddings and a Funeral» oder «Notting Hill» zum Superstar avanciert, steckt seit längerem im Karrieretief; in den vergangenen Jahren hatte er aus seiner Unlust auf Filme und Hollywood auch gar keinen grossen Hehl mehr gemacht.

Doch nicht nur mit seinem denkwürdigen Auftritt an der Seite von Meryl Streep in «Florence Foster Jenkins» – mit dem er 2016 auch am Zurich Film Festival gastierte – bewies Grant, wie wertvoll sein Charme und seine typisch britische Ironie noch immer sein können. Seine Rollen als UK-Politiker Jeremy Thorpe in der 2018er-Serie «A Very English Scandal» und im grossartigen Guy-Ritchie-Film «The Gentlemen» aus dem letzten Jahr unterstrichen nachdrücklich, dass es für ihn eine Karriere abseits von romantischen Komödien gibt.

Eine Welt bricht zusammen

Dass Hugh Grant ganz anders kann, zeigt er in der neuen HBO-Serie «The Undoing». Der 60-Jährige spielt den erfolgreichen Arzt Jonathan Fraser, der mit seiner attraktiven Frau, der Therapeutin Grace (Nicole Kidman), das High-Society-Leben in der Upper East Side von Manhattan zelebriert. An einem Fundraiser-Event macht Grace die Bekanntschaft einer jungen Frau. Diese fällt nicht nur damit auf, dass sie vor allen anderen Frauen die Brust auspackt und ihr Baby stillt. Auch sonst passt die junge Mutter so gar nicht in die bessere Gesellschaft, zu der sie offensichtlich Zugang sucht.

Als die junge Frau kurze Zeit später brutal ermordet wird, sitzt der Schock tief. Besonders bei Grace, denn sie erfährt, dass Jonathan nicht nur wegen eines sexuellen Übergriffs schon vor Monaten von der Spitalleitung entlassen wurde, sondern auch, dass er die Ermordete kannte. Mehr und mehr rückt Jonathan, der zudem unauffindbar ist, ins Visier der Ermittler. Die heile Welt von Grace und ihrer Familie bricht in sich zusammen.

Hugh Grants dunkle Seite

Hinter «The Undoing» stehen Regisseurin Susanne Bier und Produzent David E. Kelly. Dieser war für die erfolgreiche HBO-Serie «Big Little Lies» verantwortlich, mit der «The Undoing» sowohl die erneut grossartige Nicole Kidman wie auch die stylishe Inszenierung teilt.

Der eigentliche Trumpf des Sechsteilers indes ist Hugh Grant. Der Brite ist hier für einmal nicht der begehrte Beau, der sich mit seinem Charme aus der Patsche rettet. In «The Undoing» spielt er eine zwielichtige Figur in einer Welt voller Lügen, die seine Frau an den Rand des Zusammenbruchs bringt. Sein gutes Aussehen und sein ironischer Witz sind nach wie vor da, doch im Zusammenhang mit dem Mord erhalten diese typischen Grant-Trademarks in «The Undoing» einen diabolischen Beigeschmack. Hugh Grant als Sexualstraftäter und brutaler Mörder? Sicher keine Rolle, die ihm viele zugetraut hätten.



Allerdings ist das Mörder-Mystery nicht so simpel, wie es auf den ersten Blick scheint. Im Verlauf der Story kommt Grants Jonathan Fraser aus seinem Versteck heraus und behauptet, mit der Ermordeten zwar eine Affäre gehabt, sie jedoch nicht getötet zu haben. Sagt er die Wahrheit? Kann man einem Mann, dessen Leben aus Lügen besteht, glauben? Welche Abgründe werden sich bei ihm noch auftun?

Die Antwort auf diese Fragen liefert «The Undoing» als eine Art Serien-Version von «The Fugitive» mit sehr viel New-York-Flair und einem grossartigen Cast. Allen voran Hugh Grant, dem man nach diesem Comeback auch wieder mehr Lust auf Filme und Hollywood wünscht.

«The Undoing» läuft ab 30. November auf Sky Atlantic.

Zurück zur Startseite