Interview Beatrice Egli: «Ich mag meine Kurven»

tsch

23.10.2018

«Ich habe eigentlich immer gute Laune», sagt Beatrice Egli und strahlt dabei so sonnig, wie man sie seit jeher kennt. Doch im Interview verrät die Schlagersängerin auch, warum ihr in manchen Nächten die Fröhlichkeit abhanden kommt.

So maches angeregtes Gespräch unter Freunden landet heutzutage irgendwann beim Schlaf. Nicht von ungefähr, denn Schlafstörungen sind längst zur Volkskrankheit geworden. Beim «BR Gesundheitstag» dreht sich am Dienstag, 23. Oktober, nicht nur alles um eben dieses Phänomen, der Sender hat sogar eine Show dazu gemacht.

In «Gesundheit! Die Show» reden ab 20.15 Uhr neben Fachleuten auch Promis ganz offen über ihren Schlaf. Mit von der Partie ist die stets so aufgeweckt wirkende Schweizer Schlagersängerin Beatrice Egli (30). Verbirgt sich hinter ihrem strahlenden Lachen etwa das Geheimnis einer Schlafapnoe? Kurz vor dem Start ihres Tourneemarathons, der immerhin unter dem Titel «Wohlfühlgarantie» steht, lässt die sympathische Blondine jedenfalls durchblicken, dass auch Stars nur ganz normale Menschen sind – nicht nur, aber eben auch, was den Schlaf angeht.

Wie haben Sie heute geschlafen, Frau Egli?

Gar nicht gut. Leider!

Was heisst das in Stunden?

Es waren insgesamt vielleicht drei, vier Stunden.

Das ist nicht viel ...

Alles über fünf Stunden wäre derzeit fast schon Luxus für mich. Momentan sind es aufregende Zeiten: Hinter mir liegen viele Tage mit intensiven Proben für meine Tournee, da stehe ich unter Hochspannung – in einem positiven Sinne eigentlich, aber das verfolgt mich eben auch nachts und im Traum. Manchmal liege ich mitten in der Nacht im Bett und bin plötzlich total kreativ und beschäftige mich mit meiner Musik, mit den Arrangements der Songs und solchen Dingen. So was kennt aber, glaube ich, jeder, oder?

Wie wichtig ist Ihnen die Nachtruhe?

Oh, Schlaf ist mir sehr wichtig! Genauso wie Essen. Beides gehört für mich zur Grundvoraussetzung, um gute Laune zu haben.

Gemessen an Ihrem Strahlen müssten Sie genug Schlaf haben ...

Ja, ich habe eigentlich immer gute Laune. Und das Lachen ist mein Werkzeug, damit gar nicht erst schlechte Laune aufkommen kann. Ich mache eigentlich alles im Leben mit Freude – mit einem Lächeln eben. Und normalerweise schlafe ich auch nicht so schlecht (lacht). Wenn's mal schwierig wird, höre ich ein Hörbuch. Oder ich nehme einen Roman in die Hand – keinen Thriller natürlich. Das hilft fast immer. Nach einer Seite bin ich normalerweise weg – nur momentan klappt selbst das nicht. Ist aber nicht so schlimm. Ich hole die eine oder andere Stunde eben im Auto oder im Flieger nach.

Ist die Zeit vor einer Tournee eine Ausnahmesituation?

Definitiv. Es geht ja nicht nur um die intensive Probenzeit fürs Bühnenprogramm. Das beginnt schon viel früher. Ich mache dann zum Beispiel noch viel mehr Sport als sonst. Man muss heute fit sein – auch auf der Schlagerbühne. Sport brauche ich aber immer – nicht nur zur Vorbereitung auf die anstrengenden Auftritte, sondern auch als Ausgleich für meine Seele.

Bleibt Ihnen die Aufregung während der ganzen Tournee treu?

Die Nervosität geht nie weg. Doch von Show zu Show kann ich diese Nervosität besser geniessen.

Wie darf man sich das vorstellen?

Ein bisschen wie ein Ferienlager – so fühlt es sich für mich an, und als Mädchen habe ich Ferienlager über alles geliebt. Überhaupt: Ich liebe, was ich tue. Also darf es mich nicht zu sehr stressen – auch deshalb ist es mir so wichtig, möglichst perfekt vorbereitet zu sein und das Programm bis ins letzte Detail verinnerlicht zu haben. Ich brauche einfach eine gesunde Routine zum Glücklichsein – und zum Schlafen.

Feiern Schlagersänger genauso wie Rockstars?

Das weiss ich nicht. Ich kann nur sagen: Ja, wir feiern viel – aber eigentlich nur auf der Bühne. Nach den Konzerten sind wir viel zu ausgepowert, um noch gross die Sau rauszulassen. (lacht)

An solchen Antworten merkt man: Sie sind mit Ihren 30 Jahren auch schon ein alter Hase!

Beatrice Egli: Also bitte! (lacht)

Was viele jedenfalls gar nicht wissen: Sie standen lange vor Ihrem «DSDS»-Triumph von 2013 auf der grossen Bühne. Sie waren als Teenager unter anderem beim «Grand Prix der Volksmusik» und beim «Musikantenstadl». Sah so Ihr Traum aus?

Damals durfte ich die ersten Erfahrungen sammeln. Ich träumte immer davon, dass ich auf einer grossen Bühne stehe, und die Leute singen meine Lieder mit. Was für ein Geschenk: Heute kommen sie wirklich wegen mir und meiner Musik zu den Konzerten. Da wollte ich immer hin.

Zum Nachwuchs zählt Sie niemand mehr – obwohl Sie sehr jung sind. Fühlen Sie sich arriviert in der Schlagerszene?

Ich werde schon noch als das Küken wahrgenommen. Aber das ist okay, ich habe nicht das Gefühl, dass ich besonders kritisch beäugt werde, sondern im Gegenteil: Alle waren von Anfang an sehr wohlwollend. Es hat viel Gutes, wenn dir die alten Hasen anerkennend auf die Schulter klopfen. Mich baut das auf. Ausserdem kann ich von ihnen lernen, sie geben mir gerne Tipps. Ich staune vor allem, wie tiefenentspannt die Älteren in diesem aufgeregten Fernsehumfeld agieren, und versuche, mir etwas davon abzuschauen. Irgendwann will ich auch so cool sein wie ein Roland Kaiser.

Wenn Sie die Atmosphäre hinter den Kulissen mit einem Wort beschreiben müssten – welches fällt Ihnen spontan ein?

Kollegial! Ich weiss, dass es Vorurteile gibt, dass bei uns alles ganz schlimm sein soll. Aber ich habe die Atmosphäre bis jetzt nur positiv wahrgenommen. Die Leute sind echt lässig. Kein Grund zur Sorge also, mir geht's total gut unter den Schlagerstars.

Spüren Sie keinen Neid?

Nein, ehrlich nicht. Ich glaube vielmehr, dass sich alle sehr über frisches Blut freuen. Schliesslich ist es so, dass der Erfolg von uns Jüngeren die Branche befruchtet. Ich habe den Eindruck, dass sich viele Ältere von uns pushen lassen. Es gibt immer noch einige tolle Plattformen für Schlager, da ist für jeden Platz, wir nehmen keinem etwas weg. Also: Die Branche wächst, darüber freuen wir uns alle.

Was ist für Sie aufregender: vor einem Millionenpublikum im TV aufzutreten oder ein Konzert in einer Halle zu spielen?

Auch wenn ich im TV immer grosses Lampenfieber habe: Letzteres. Ein Tour-Konzert ist das Persönlichste, was ich zu geben habe. In den zwei Stunden lernen die Leute wirklich sehr viel von mir kennen – sie lassen sich im Idealfall dann auch irgendwie von mir und der Musik berühren. Und wenn das so ist, kommt das wiederum bei mir oben an und erzeugt ein Kribbeln, das mit nichts zu vergleichen ist. Es ist das pure Glücksgefühl. Jedesmal aufs Neue.

Haben es Frauen in der Schlagerbranche schwerer als Männer?

Wahrscheinlich schon – aber das gilt ja nicht nur für die Schlagerbranche, wo es vielleicht nur ein bisschen extremer ist, sondern fürs ganze Leben, oder?

Finden Sie?

Ja. Ich denke, dass das Älterwerden für Männer in unserer Gesellschaft allgemein etwas einfacher ist. Männer dürfen reifer werden – wir Frauen sollen hingegen möglichst immer jung und sexy aussehen. Ein bisschen ungerecht ist das schon. Andererseits darf man sich als Frau davon nicht komplett unter Druck setzen lassen. Es hilft ja nichts: Selbst wenn wir uns immer schön die Haut glätten lassen und sonst noch was unternehmen würden – irgendwann werden wir alle mal alt. Es gibt aber bereits ein gewisses Umdenken, das ich sehr begrüsse – nicht ganz zufällig sieht man heute mehr und mehr Frauen mit grauen Haaren auch in Werbung und Fernsehen. Der Trend geht etwas mehr zur Natürlichkeit. Ich finde das cool.

Also werden Sie eines Tages nicht verkrampft nachhelfen lassen?

Auf keinen Fall. Ich stehe auf Natürlichkeit. Und Natürlichkeit bedeutet, zu seinem Alter zu stehen und zu allem, was das Alter mit sich bringt. Auf der einen Seite ist das etwas, das wir Frauen uns von den Männern abschauen können. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass nicht genau das Gegenteil geschieht: dass auch die Männer damit anfangen, dem totalen Jugendwahn zu verfallen. Also: Bleibt natürlich, Jungs – aber lasst euch natürlich nicht gehen! (lacht)

Gerade mit dieser Einstellung muss es Sie doch erheblich stören, dass öffentlich so viel über Ihr Äusseres geschrieben und diskutiert wird.

Ach, nein. Damit finde ich mich ab. Das gehört ja alles irgendwie zusammen. Ich schaue mir zum Beispiel selbst auch gerne tolle Kleider an oder interessiere mich für die neuesten Frisuren der Promis. Die ganze Unterhaltungsbranche funktioniert eben wie eine Illustrierte – die Leute wollen sich die Künstler, für die sie sich interessieren, auch gerne ansehen und über ihre äusseren Merkmale austauschen. Wir Schlagerstars sind da mittendrin. Das sollten wir schon aushalten.

Ein Dauerthema ist die Frage: Hat Beatrice Egli jetzt wieder abgenommen oder nicht?

Natürlich. Und damit habe ich kein Problem. Für mich ist nur wichtig, dass es dann weitergeht, dass die Leute nicht an der Oberfläche hängenbleiben, sondern sich für mich und meine Musik interessieren. Auf meinen Konzerten und in der Begegnung mit meinen Fans habe ich den Eindruck, dass es genau so ist. So wie in der Liebe: Wenn es passt, findet man doch den ganzen Menschen toll, da sind auch die inneren Werte interessant, nicht nur seine Figur oder seine Frisur. Ich fühle mich jedenfalls als Künstlerin und Mensch wahrgenommen. Und wichtig ist sowieso nur, dass ich mit mir selbst zufrieden bin.

Bei Beatrice Eglis Konzerten fallen manchmal sogar Fans in Ohnmacht: «Ich weiss nicht, warum, aber offenbar mache ich manche Fans hysterisch», lachte sie in einem früheren Interview.
Bei Beatrice Eglis Konzerten fallen manchmal sogar Fans in Ohnmacht: «Ich weiss nicht, warum, aber offenbar mache ich manche Fans hysterisch», lachte sie in einem früheren Interview.
Michael Bernhard

Muss man sich sexy fühlen, um als Schlagerstar Erfolg zu haben?

(lacht) Ich glaube, das hilft nicht nur der Schlagersängerin. Es tut jeder Frau gut, wenn sie sich sexy fühlt. Ja, ich fühle mich sexy, und zwar von Kopf bis Fuss, und es fühlt sich toll an. Okay, ich fühle mich derzeit zwar ziemlich kaputt, aber grundsätzlich fühle ich mich sehr wohl in meinem Körper und mag meine Kurven – es muss alles genau so sein, wie es ist.

Demnächst bekommen Sie bei RTL eine eigene Sendung: In «Schlager sucht Liebe» verkuppeln Sie Schlagersänger.

Ja, ich freue mich total darauf. Die Dreharbeiten laufen noch, einen Sendetermin kann ich leider noch nicht nennen.

Der Titel lässt vermuten, dass Schlagersänger schwer vermittelbar sind.

Nein, ich glaube, da gibt es keinen Unterschied zwischen der Schlagerbranche und dem Rest der Gesellschaft. Der Reiz der Sendung liegt ja gerade darin, zu zeigen, dass auch Promis in Liebesdingen ganz normale Ansprüche, Sorgen und Problemchen haben, dass sie also auch nur Menschen sind. (lacht)

Aber wenn man so bekannt ist wie Sie und überall sofort erkannt wird, steht die Prominenz der Liebe schon im Weg, oder?

Ja, natürlich ist es dann etwas anderes. Aber ich vertraue eigentlich auf mein Bauchgefühl, um herauszufinden, ob mich jemand nur kennenlernen will, weil ich ein Promi aus dem Fernsehen bin, oder ob er wirklich an mir als Person interessiert ist. Damit bin ich bisher gut gefahren. Scheinbar habe ich eine gute Menschenkenntnis. Ich denke, es macht auch viel aus, dass bei mir der Unterschied zwischen der Frau, die man aus der Öffentlichkeit kennt, und der Realität gar nicht besonders gross ist. Ich bin ich! Dazu gehört zum Beispiel auch, dass ich mit meinen Freundinnen in die Lokale und Clubs gehe, in die wir schon immer gegangen sind. Ich habe da noch keine schlimmeren Erfahrungen gemacht. Ich brauche auch keine Extrawürste, und meine Devise ist sowieso immer die gleiche: Mach dir das Leben nicht komplizierter als nötig! Ansonsten könnte ich es mir jetzt einfach machen und sagen, dass mir für eine Beziehung momentan sowieso die Zeit fehlt – was, ganz ehrlich, auch stimmt. Doch wenn es Liebe ist, dann gibt es einen Weg und die Zeit. Daran glaube ich!

Beatrice Egli ist am Dienstag, 23. Oktober, ab 20.15 Uhr in «Gesundheit! Die Show» im BR zu sehen. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.


Beatrice Egli auf Tour (Support: Christin Stark)

  • 7. Dezember 2018: Basel, Muscial Theater
  • 8. Dezember 2018: Sursee LU, Stadthalle
  • 9. Dezember 2018: Zürich, Halle 622

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