Interview Hollywoodkarriere für Omar Sy aus «Ziemliche beste Freunde»

tsch

22.7.2019

Omar Sy ist bekannt aus dem Blockbuster «Ziemlich beste Freunde». Dass der Junge aus der Pariser Banlieue einmal ein gefragter Schauspieler werden würde, hätte keiner gedacht. Dafür ist er dankbar. 

Es ist dieses Grinsen, dieses Lachen in der Stimme, das Omar Sy so charismatisch macht. Seit er 2011 mit «Ziemlich beste Freunde» seinen Durchbruch feierte, ist die Filmwelt verrückt nach dem Franzosen. Das gilt auch für Sys Wahlheimat Hollywood, wo der 41-Jährige mit dem Cinemascope-Grinsen bereits an der Seite von Tom Hanks («Inferno», 2016) und Hugh Jackman («X-Men: Zukunft ist Vergangenheit», 2014) spielte.

In der französischen Komödie «Plötzlich Papa» von Hugo Géiln brilliert er als leichtfüssiger Frauenschwarm, der überraschend Vater wird. Im Interview spricht er über seine Vaterrolle im richtigen Leben, sein Verhältnis zur Schauspielerei und die Bedeutung von Humor.

Herr Sy, was macht einen guten Vater aus?

Da gibt es kein Rezept. Es gibt weder den perfekten Vater noch die perfekte Mutter. Man sollte einfach versuchen, im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste daraus zu machen. Ich denke, Liebe ist dabei das Wichtigste. Das ist auch das Einzige, was Kinder wirklich brauchen. Denn Liebe macht uns stark, grosszügig und zu besseren Menschen, sie macht uns offen und neugierig. Wer liebt und geliebt wird, kann meiner Meinung nach alles erreichen, dem liegt die Welt zu Füssen. 

Was ist das Wichtigste, das Sie Ihren vier Kindern mit auf den Weg geben wollen?

Na Liebe, was sonst! (lacht). Aber das ist das Problem, dass es in unserer heutigen Welt an Liebe fehlt. Und wenn ich so etwas sage, denken die Leute, ich sei bescheuert oder ein naiver Träumer. Aber ich würde mir wünschen, dass die Leute der Liebe wieder mehr Raum geben. Und das möchte ich mit meinen Filmen erreichen.

In «Plötzlich Papa» geht es ja auch darum, die eigenen Ängste zu überwinden und sich dem Leben zu stellen. Was ist Ihre grösste Angst?

Ich habe Angst davor, allein zu sein, einsam.

Gut, die Gefahr scheint mit vier Kindern ja erst mal gebannt. Was macht Sie glücklich?

Ich bin ein neugieriger Mensch und liebe es, neue Leute kennenzulernen, zu reisen, die Welt zu sehen. Ich will immer etwas Neues entdecken, das erfüllt mich.

Dafür ist Ihr Beruf natürlich perfekt.

Allerdings! Da ist ständig alles neu: die Leute, mit denen ich zusammenarbeite. Und auch die Figuren, die ich spiele, sind für jedes Mal Neuland für mich. Besser geht's nicht.

Das heisst wohl, die Schauspielerei ist für Sie immer noch pures Vergnügen?

Natürlich! Ich kann mich wirklich nicht beklagen, ich reise um die Welt und liebe, was ich tue. Ich weiss, dass das in dieser Welt ein Privileg ist, morgens aufzuwachen und das machen zu können, was einem Freude macht. Da gibt es nicht so viele, die das von sich behaupten können.

Das erklärt vielleicht, wieso Sie so unglaublich gute Laune haben. Sind Sie auch mal schlecht drauf?

Selten. Und wenn, dann bleibe ich einfach zu Hause, dann merkt es keiner.

Sie haben als Comedian angefangen. Woher kommt dieser Sinn für Humor?

Ich habe nicht die geringste Ahnung. Es ist einfach meine Art, mit den Dingen umzugehen, vielleicht besitze ich da eine besondere Sensibilität, ich weiss es nicht genau. Aber ich will meine Zeit auch gar nicht damit vertun, Dinge zu erklären. Denn wenn man damit anfängt, alles zu hinterfragen, geht zu viel Zeit verloren.

Sie sind der erste farbige Darsteller, der Frankreichs wichtigsten Filmpreis, den César, erhielt. Wo bewahren Sie ihn auf?

Der steht zu Hause im Regal.

Sie kommen aus einem Pariser Banlieue, sind mit sieben Geschwistern in einer Plattenbau-Wohnung aufgewachsen. Wie fühlt es sich für Sie an, berühmt zu sein?

Ich weiss ja nicht mal, was es heisst, berühmt zu sein. Klar, seither komme ich viel rum in der Welt und treffe eine Menge Leute, die mich immer schon kennen. Aber ich denke ansonsten nicht darüber nach.

Sie haben inzwischen mit grossen Hollywoodstars gedreht. Ihre Familie muss mächtig stolz auf Sie sein.

Natürlich! Meine Karriere ist ein wunderbares Geschenk, das mir das Leben gemacht hat. Ich begegne so vielen aussergewöhnlichen Menschen und darüber bin sich sehr glücklich und versuche, das Beste daraus zu machen.

Sie leben seit 2012 mit Ihrer Frau Hélène und den Kindern in Los Angeles. Inwiefern hat sich Ihr Leben seither verändert?

Das Wetter ist anders! Das ist für mich die grösste Veränderung, denn es scheint ja jeden Tag die Sonne. Und was Sie vielleicht nicht wissen: Die Leute dort sprechen Englisch, das ist für mich zumindest eine grosse Veränderung. (lacht)

Wollen Sie in Amerika bleiben, trotz eines Präsidenten Trump?

Keine Ahnung, im Moment gefällt es mir in den USA ganz gut, ich bin glücklich. Wenn sich das ändern sollte, sehen wir weiter. Ich folge da ganz meinem Gefühl.

Und, wo sehen Sie sich in ein paar Jahren?

Ich mache keine Pläne, ich lasse mich lieber vom Leben überraschen.

«Plötzlich Papa» läuft am Montag, 22. Juli, um 20.15 Uhr in der ARD. Mit Swisscom Replay TV können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Das sind die Kino-Highlights im Juli
Zurück zur Startseite