Sabine Balmer «Bin beleidigt, wenn sich meine Nächsten auf die Wetter-App verlassen»

Von Gil Bieler

4.4.2021

Wetterexpertin aus Leidenschaft: Sabine Balmer
arbeitet seit 2004 als Meteorologin bei «SRF Meteo». 
Wetterexpertin aus Leidenschaft: Sabine Balmer arbeitet seit 2004 als Meteorologin bei «SRF Meteo». 
Bild: SRF/Oscar Alessio

Meterologinnen müssen immerzu über das Wetter reden – verleidet das denn nie? Sabine Balmer von «SRF-Meteo» über ihre Faszination und ihre Gedanken, wenn sie Gespräche über die Wetterprognosen aufschnappt.

Von Gil Bieler

4.4.2021

Corona, Corona, Corona – die Pandemie ist seit über einem Jahr das alles dominierende Thema im Alltag. Auch wenn es einem zu den Ohren raushängt, fast jedes Gespräch führt irgendwann zum Virus und dem ganzen Drumherum. So ähnlich müssen sich also Meteorologinnen fühlen, auch die werden ja immer auf dasselbe Thema angesprochen – das Wetter. Wird das eigentlich nie langweilig?

«Nein», erklärt Sabine Balmer von «SRF-Meteo», «denn das Wetter ist ja meine Leidenschaft, deshalb spreche ich gerne darüber.» Und sie gesteht: «Eigentlich bin ich sogar beleidigt, wenn sich meine Nächsten lieber auf die Wetter-App verlassen als auf mich.» Na dann, reden wir übers Wetter. Respektive darüber, dauernd über das Wetter zu reden.

Wie oft werden Sie im Freundes- und Familienkreis auf das Wetter angesprochen?

Gar nicht mal so oft. Beim Wetter ist ja jeder gerne selber Experte ... In letzter Zeit werde ich sogar noch weniger darauf angesprochen, da ich meine Freunde und Familie viel seltener sehe.

Was ist anstrengender: Über das Wetter zu reden oder über die Pandemie?

Das ist ganz klar: eindeutig über die Pandemie! Hier wird unsere Geduld schier endlos strapaziert.

Werden Sie auch auf der Strasse nach einer Wetterprognose gefragt?

Das passiert sozusagen nie, ich werde gar nicht so oft erkannt. Und sonst fragen die Leute meist einfach ‹Ah, Sie sind doch die vom Wetter, oder?›

Da geht es Balmers «Meteo»-Kollegin Sandra Boner anders. Diese vertraute der «Solothurner Zeitung» einmal an, dass ihre Kinder wohl einen seltsamen Eindruck von ihrem Mami hätten: «Ich habe das Gefühl, dass sie ein bisschen ein komisches Weltbild haben, denn ich werde ständig gefragt, wie das Wetter wird.» Aber das nur als kurzer Einschub, zurück zu Balmer.



Müssen Sie sich oft auf die Zunge beissen, wenn in einer Gesprächsrunde über das Wetter gewerweisst wird?

Unerkannt finde ich es interessant, wie die Leute über das Wetter und die Prognose sprechen. Dabei nimmt es mich wunder, wie es bei den Leuten ankommt und wie sie es bewerten. Eine Bewertung machen wir als Fachleute ja nicht.

Was fasziniert Sie am Wetter denn besonders?

An der Wetterprognose gefällt mir die Mischung aus Naturwissenschaft und Unberechenbarkeit. Wir Meteorologinnen versuchen eine möglichst genaue Annäherung an das Wetter in der Zukunft zu erreichen, im Wissen, dass es ganz anders kommen kann.

Wann wurde Ihnen klar, dass Sie Wetter zu Ihrem Beruf machen wollen?

Mein Berufswunsch kristallisierte sich gegen Ende meiner Schulzeit heraus, zum Ende der Kantonsschule im Aargau, im Alter von rund 18 Jahren. Ich verbrachte ein Austauschjahr in Kanada, wo ich die Extreme des Wetters kennenlernte und total fasziniert war.

Haben Sie ein Lieblingswetter? Oder gibt es umgekehrt ein Wetter, mit dem Sie gar nicht warm werden?

Mir gefällt das Wetter passend zur Jahreszeit, zum Beispiel ein mittelwarmer Frühlingsregen, laue Sommerabende, ein kräftiger Herbststurm oder ein schneereicher Wintertag in den Bergen. Ich mag keine 20 Grad im Februar oder 35 Grad Sommerhitze.

Transparenz: Die Fragen wurden schriftlich gestellt und beantwortet. 

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