Interview Sabine Dahinden auf Alpenreise: «Es zählt immer nur der nächste Schritt»

von Nathalie Röllin

15.7.2018

Für das SRF-Sommerprojekt «Die Alpenreise» hat sich Sabine Dahinden auf drei Hochtouren gewagt. Mit «Bluewin» spricht die Moderatorin über ihre Vorbereitung, ihren schönsten Moment und brenzlige Situationen.

Zusammen mit drei Publikumsteilnehmenden geht SRF-Moderatorin Sabine Dahinden (49) für das «Schweiz aktuell»-Sommerprojekt «Die Alpenreise» Bergsteigen. Die Truppe wird dabei von den Bergführern Carla Jaggi und Peter Kimmig auf drei verschiedene Touren begleitet: einer einfachen Hochtour auf einer historischen Route, einer anspruchsvolle Hochtour sowie einer Tour, bei der dem boomenden Klettersport eine wichtige Rolle zukommt. «Bluewin» hat sich mit Sabine Dahinden über den Ausflug in die Berge unterhalten.

«Bluewin»: Für das diesjährige «Schweiz aktuell»-Sommerprojekt «Alpenreise» sind Sie auf drei Hochtouren gegangen, mussten dabei auch klettern. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Sabine Dahinden: Von Kindesbeinen an bin ich in den Bergen unterwegs, dank zwei Bergfreunden: Ein richtiger Urner Bergler und seine Frau haben mich und meine drei Geschwister oft in Fels und Schnee mitgenommen. Und meinen Geologielehrer durfte ich während Jahrzehnten immer wieder auf Wandertouren begleiten. Den beiden habe ich im Geist meine diesjährige Bergtour gewidmet. Schwierig war nur, dass ich in den vergangenen zwei, drei Monaten berufshalber nicht in die Berge gehen konnte, das bekam ich in den Steilhängen zu spüren.

Welche Vorkenntnisse mussten Sie mitbringen?

Bestimmt ist es von grossem Vorteil, dass ich die Berge sehr gut kenne und dass ich weiss, wie man sich dort verhalten muss. Man darf den Berg niemals unterschätzen und muss zum Bergführer ein vollkommenes Vertrauen aufbauen! Zum Glück bin ich mit Bergen vor der Nase aufgewachsen und durfte schon früh lernen, am Seil zu gehen oder Felsen hochzuklettern. Froh bin ich auch darüber, dass ich vor fünf Jahren einen SAC-Kurs absolviert habe. Unsere Vierergruppe hat aber unterschiedlich viel Erfahrung mit den Bergen: Sabrina und Türi sind eher Berg-Neulinge.

Waren Sie denn schon vor dem Dreh einmal auf einer Hochtour?

Ich war für das SRF bereits auf dem Mönch, einem Viertausender - eine fantastische Tour! Höher hinaufsteigen möchte ich nicht, normalerweise liegt mein Gebiet auf einer Höhe, in der es nur einfache Klettereien zu bewältigen gilt. Jedes Jahr stehen der Vitznauerstock, der Pilatus und der Urirotstock auf meinem Programm, das ist schon fast Tradition. Und eigentlich würde ich gerne einmal auf den Gitschen steigen, das ist mein Lieblingsberg. Ihn sah ich als Kind in Altdorf von zu Hause aus.

Was war der schlimmste Moment während der drei Touren?

Es gab keine schlimmen Momente auf den Touren. Die Touren dauerten zwar lange und waren streng – wir mussten immer wieder Durchhaltewillen zeigen –, am Ende fühlte ich mich jedoch fit und gestärkt wie selten zuvor.

Was war das schönste Erlebnis?

Das Aufstehen um drei Uhr in der Nacht hat sich ungeheuer gelohnt: Mit meinen Bergkameraden am Fuss der Blüemlisalp den Sonnenaufgang zu erleben und im Westen den Vollmond untergehen zu sehen, war unvergleichlich schön.

Wie war es, in den Berghütten zu übernachten?

Ich bin es von klein auf gewohnt, im Massenlager zu schlafen und mich von den engen Verhältnissen nicht stören zu lassen. In der Hütte rückt eine Mannschaft eng zusammen. Der Zusammenhalt wird innerhalb von kurzer Zeit gross.

Auf die Hochtouren kamen ja auch – wie bereits angetönt – drei Teilnehmer aus dem Publikum mit. Wie war das so mit ihnen? Alle drei sind ja ganz unterschiedliche Typen …

Es ist grossartig, dass jeder von uns eine andere Altersgruppe repräsentiert! So bekam die Tour zuweilen fast etwas Philosophisches. Wer sieht die Welt mit welchen Augen, was ist in welchem Alter wichtig? Mit der Zeit hielten wir zusammen wie Pech und Schwefel und motivierten uns gegenseitig, auch dank der starken Unterstützung unserer beiden Bergführer, die ja auch unterschiedlich alt sind.

Gabs unterwegs auch mal Streit oder Tränen?

Nein, wir verstanden uns blendend, noch viel besser, als ich es mir vorher ausgemalt hatte.

Kam es mal zu einer brenzligen Situation?

Das A und O bei einer solchen Bergtour sind Bergführer, denen man sich mit Körper und Seele anvertrauen kann. So kamen wir ohne Furcht überall durch, auch wenn die Touren lange, herausfordernd und streng waren.

Können Sie uns eine Anekdote erzählen, was Ihnen besonders in Erinnerung bleiben wird?

Unser Walliser Bergführer Peter Kimmig hatte stets einen Spruch oder eine Lebensweisheit für uns parat: «Denke nicht im Voraus an ein Problem, das Du vielleicht nie haben wirst!», sagte er, als ich fragte, ob ich denn stark genug sei für die Hochtour. Und ich werde nie vergessen, wie die Bergführer uns vieren vor der grossen Gipfeltour ins Gewissen geredet haben. Sie attestierten mir einen sicheren Schritt und Konstanz, das war sozusagen eine Lektion fürs Leben.

Was nehmen Sie mit von diesem Abenteuer?

Starke Naturerlebnisse, das Durchhalten-Müssen und eine intensive Kameradschaft haben mir richtig viel Kraft verliehen. Ich lebte, ohne auf die Uhr zu schauen, und der Druck unserer Geschäftswelt mit all den Mails und dem Stress war mir auf einmal komplett egal. Am Berg lebt man intensiv im Hier und Jetzt, es zählt immer nur der nächste Schritt.

Im August werden Sie 50 Jahre alt – wie feiern Sie diesen runden Geburtstag? Vielleicht in den Bergen?

Vielleicht zieht es mich zur Feier des Tages wieder auf den Urirotstock, wer weiss.

Das diesjährige «Schweiz aktuell»-Sommerprojekt «Die Alpenreise» startet am Montag, 16. Juli, um 19 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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