Talk So geschickt zähmte Tamy Glauser Roger Schawinski

Von Lukas Rüttimann

28.5.2019

Nach den jüngsten Ereignissen versprach der Auftritt von Tamy Glauser in «Schawinski» einiges an Brisanz. Doch das politisierende Model zeigte sich so charmant, dass Roger Schawinski doch glatt seinen Biss verlor.

Spätestens seit dem Auftritt von Tamara Funiciello bei «Schawinski» weiss man: Der SRF-Talker mag zwar Sympathien für Damen aus dem links-grünen Spektrum hegen. Dass sie deswegen bei ihm in der Sendung nichts zu befürchten haben, heisst das jedoch nicht. Die ehemalige Juso-Chefin jedenfalls hatte Schawinski unvorbereitet ins Messer laufen lassen, als Lügnerin tituliert und vor laufender Kamera ziemlich zerzaust. 



Nicht nur deshalb durfte man auf den Auftritt von Tamy Glauser gespannt sein. Denn das neuerdings politisierende Model sorgt nicht nur im Privatleben gern für Provokationen. Die Bernerin hatte in den letzten Tagen auch für einen kleineren Eklat gesorgt, als sie auf Instagram verbreitet hatte, dass «Blut von Veganern Krebszellen töten» könne. Eine Behauptung, die prompt einen Shitstorm nach sich zog.

Privatleben vor Politik

Wer nun aber dachte, Schawinski würde diese Aktualität als knackigen Einstieg in seine Sendung nutzen, sah sich getäuscht. Nach dem üblichen «Wer bist du?»-Geplänkel spulte der Talkmaster Eckpunkte aus Glausers Biografie ab, die zum Grossteil bereits bekannt waren. Spannend war das Gespräch dennoch; denn die sonst oft brüsk und maskulin auftretende Glauser zeigte sich gestern in «Schawinski» von einer anderen Seite: Adrett, fast schon brav gekleidet, dezent geschminkt und mit streng nach hinten gekämmten Haaren agierte das Model auffallend charmant, züchtig, fast ein wenig devot.



Ob clevere Taktik oder doch eine gewisse Ehrfurcht vor der ungewohnten Situation in einer Live-Talkshow bei SRF? Schwierig zu sagen. Fest steht, dass Schawinski dem Charme seines Gegenübers mehr und mehr erlag. Zwar versuchte dieser immer wieder, die Bernerin zu provozieren und aus der Reserve zu locken. Beispielsweise mit Fragen nach ihren umwelttechnisch vielkritisierten Winterferien in Bali oder der Verträglichkeit ihres Model-Daseins mit grüner Politik. Doch Glauser probierte gar nicht erst, sich zu verteidigen. Vielmehr gestand sie mit gesenktem Blick Dilemmas und Fehler ein – und nahm dem sonst so angriffslustigen Talker damit den Biss.

Mea Culpa und eine Einladung

Selbst als Schawinski dann doch noch auf den Veganerblut-Eklat zu sprechen kam, ging es einigermassen gesittet zu und her. Auch hier versuchte Glauser nicht sich herauszureden. Geknickt wirkend, aber entspannt lächelnd absolvierte sie eine Mea Culpa-Tour, sprach davon, wie man den Fehler zusammen mit der Partei analysiert habe – und dass sie daraus hoffentlich die richtigen Lehren für ihre Zukunft ziehen würde.

Noch einmal versuchte der mittlerweile spürbar sanfter gewordene Schawinski, seinen Gast aus der Reserve zu locken. Sie sei lediglich als Glamourfaktor für eine Spassbremsen-Partei für die Nationalratsliste nominiert worden, nehme verdienten Kolleginnen oder Kollegen möglicherweise den Platz weg und sei sowieso nur dazu da, Stimmen aus dem LGTB-Lager reinzuholen. Doch auch diese Vorwürfe lächelte die 34-Jährige souverän weg und konterte mit einem Mix aus Humor und Fatalismus.

Auf Schawinkis abschliessende Frage, ob sie bei einer Einführung der Homo-Ehe ihre Partnerin Dominique Rinderknecht heiraten würde, meinte sie nur, dass das denkbar sei – und lud den Talkmaster spontan zu einer möglichen Hochzeit ein. Politiker und Politikerinnen aufgepasst: Genau so zähmt man also Roger Schawinski.

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