Nach Prognose der Wissenschaft könnte bis Ende des Jahrhunderts vom Aletschgletscher nichts mehr übrig sein.
Der Aletsch – grösster Gletscher der Alpen mit Verfallsdatum.
Eiskletterer Dani Arnold kennt die Alpen auswendig.
Gletscherschmelze begünstigt Bergstürze, auch in der Schweiz: Elvira Salis vor ihrem unbewohnbaren Haus in Bondo.
Gletschermessung im Frühling 2018 – Euphorie über die grossen Schneemengen.
«Sterbebegleitung» für Schweizer Gletscher
Nach Prognose der Wissenschaft könnte bis Ende des Jahrhunderts vom Aletschgletscher nichts mehr übrig sein.
Der Aletsch – grösster Gletscher der Alpen mit Verfallsdatum.
Eiskletterer Dani Arnold kennt die Alpen auswendig.
Gletscherschmelze begünstigt Bergstürze, auch in der Schweiz: Elvira Salis vor ihrem unbewohnbaren Haus in Bondo.
Gletschermessung im Frühling 2018 – Euphorie über die grossen Schneemengen.
Das Ende der Gletscher in den Alpen ist unabwendbar. Mit gefährlichen Folgen für Mensch und Umwelt, wie eine neue Doku zeigt.
Längst ist es zu spät, noch etwas gegen das Ende der Gletscher der Alpen zu unternehmen. Dieser Tenor der ARD-Dokumentation «Alpendämmerung» klingt ebenso düster wie ihr Untertitel «Europa ohne Gletscher». Doch leider ist es nichts als die traurige Realität, der sich der Film von Thomas Aders und Wolfgang Wanner annimmt.
Ein halbes Jahr lang begaben sich die beiden Autoren in den Alpen auf eine – wie sie es nennen – «Abschiedsreise» zu den Gletschern. Von Slowenien bis in die Schweiz illustrieren eindrückliche Bilder und informative Hintergrundgespräche, welche Auswirkungen das zunehmende Abschmelzen der Gletscher auf Umwelt und Landschaft, auf Wirtschaft und Gesellschaft hat. Kann das, was der Schweizer Glaziologe Matthias Huss eine «Sterbebegleitung» für die Gletscher nennt, die Gefahren dämmen?
70 Quadratkilometer sind noch übrig
Matthias Huss ist Leiter des wissenschaftlichen Gletschermessnetzes. Auf seinen Klettertouren durch die Alpen vermisst er mit seinem Team jenes seit Jahrtausenden gewachsene Eis, das in naher Zukunft nicht mehr existieren wird. 70 Quadratkilometer Gletscher gibt es noch in den Alpen, zwei davon verschwinden jährlich durch den Klimawandel. Die Einheimischen am Aletschgletscher betrauern sein nahes Ende «wie das Dahinscheiden eines guten alten Freundes». Neben dem Verlust einzigartiger Landschaften und Lebensräume birgt das Schmelzen der Gletscher auch zahlreiche Gefahren.
Der Bergsturz von Bondo in Graubünden im Jahr 2017 etwa darf als Folge davon gelten. Sobald der Permafrost schmilzt, werden zuvor vom Eis zusammengehaltene Hänge zu losen Gebilden, deren Geröll jederzeit abrutschen kann. Extreme Wetterlagen infolge des Klimawandels tun ihr Übriges. Was die Zukunft bringt, ist in den Alpen daher ungewiss. So manche Siedlungen in der Schweiz müssen bereits zurückgebaut werden, Menschen werden umgesiedelt.
Den Bergbauern fehlt Wasser
Auch die wirtschaftlichen Folgen beleuchtet der Film: Da die Gletscher als Wasserspeicher ausfallen, mangelt es etwa den Bauern im Engadin, die seit Jahrhunderten mit Schmelzwasser arbeiteten, schon heute an Wasser. In Graubünden mussten die Kühe im letzten Sommer mit Wasser vom Helikopter aus versorgt werden. Auch in den Skigebieten muss man in der Zukunft mit Wassermangel rechnen, sagt eine Expertin in der Dokumentation.
Überhaupt, der Tourismus. Die ökonomische Basis vieler Alpenregionen geht mit der grossen Schmelze ebenso dahin. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird es nur noch über 2000 Meter Schnee zum Skifahren geben. 70 Prozent der Touristenorte in den Ostalpen stünden damit vor dem Ende. Doch anstatt in Alternativen zu investieren, so kritisieren die Autoren des Films, wolle man den Status Quo mit Skikanonen und Bebauung in immer höheren Regionen beibehalten.
«Alpendämmerung – Europa ohne Gletscher» läuft am Montag, 14. Januar, um 22.45 Uhr auf ARD. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
Weniger Schnee und schmelzende Gletscher in der Schweiz
Weniger Schnee und schmelzende Gletscher in der Schweiz
Irgendwann werden die Schneekanonen machtlos: Die sicheren Schneegebiete gehen in der Schweiz immer mehr zurück. (Archiv)
Ein Töfffahrer auf dem Gotthardpass nach der Wintersperre im Mai 2018. Auch das Gebiet mit «ewigem Schnee», wo die Schneefallwahrscheinlichkeit bei 80 bis 100 Prozent liegt, schrumpfte von 27 Prozent zwischen 1995 und 2005 auf 23 Prozent im letzten Jahrzehnt.
Zwei Fotos vom Triftgletscher am 30. Juni 2004 (links) und ein Jahr später. Auch der Gletscherschwund hält in der Schweiz unvermindert an.
Wie hier im Skigebiet Flims/Laax wurde und wird versucht, mit grossflächigen Abdeckungen von Gletschern Energiekosten für die Bewirtschaftung der Pisten einzusparen.
Hier wird im Schilthorngebiet eine wasserdichte Thermofolie eingesetzt, die den Permafrost vor Wärme, Sonneneinstrahlung und Niederschlägen schützen oder wenigstens dessen Schwund verlangsamen soll.
Das Schwinden des Schnees in der Schweiz stellt nicht nur den Tourismus vor neue Herausforderungen.
Es wirft auch Fragen zu Hochwasserrisiken und Wasserversorgung auf, da Schnee als Wasserspeicher dient.
Das Hotel Belvedere am Furkapass, im Hintergrund das Bett des Rhonegletschers bei Gletsch im Wallis. Der Rhonegletscher schmilzt seit Mitte des 19. Jahrhunderts kontinuierlich.
Auf dieser Aufnahme vom August 2007 führt (noch) ein Holzsteg in die Eishöhle des Rhonegletschers.
Wanderer pilgern im Juli 2003 zur Abkühlung in grossen Scharen zum Morteratschgletscher bei Pontresina im Oberengadin. Jahr für Jahr wird der Fussmarsch um einige Minuten länger. Wie bei praktisch allen Schweizer Gletschern schwinden auch die Eismassen des Morteratschgletschers in besorgniserregendem Tempo.
Zur Veranschaulichung der Gletscherschmelze wurde im August 2009 auf dem Triftgletscher im Haslital im Berner Oberland ein 730 Kilogramm schwerer Eisblock Sonne und Wind ausgesetzt. Das Abschmelzen konnte auf einer Webcam betrachtet werden.
Schockierende NASA-Aufnahmen zeigen Folgen des Klimawandels
Schockierende NASA-Aufnahmen zeigen Folgen des Klimawandels
Regelmässig publiziert die US-Raumfahrtbehörde NASA im Bildarchiv «Images of Change» frappierende Vorher/Nachher-Aufnahmen aus dem All von zahlreichen Regionen der Welt. Diese Satellitenbilder zeigen den Süden Sri Lankas am 29. Januar 2017 (links) und am 28. Mai 2018 (rechts) nach 48-stündigem Extremregen. Die dadurch hervorgerufenen Überflutungen kosteten hunderte Menschen das Leben, Tausende verloren ihr Zuhause. Insgesamt wurden 630'000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen.
Die Provinz Westkap in Südafrika leidet seit 2015 unter einer Dürre. Entsprechend stark nahm der grösste Wasserspeicher der Gegend, das Theewaterskloof-Reservoir, zwischen 18. Oktober 2014 (links) und dem 10. Oktober 2017 (rechts) ab.
Die höchsten Gipfel des Sudirman-Gebirges im indonesischen Teil der Insel Neuguinea waren trotz der äquatorialen Lage kalt genug, dass sich hier Gletscher (blau) bilden konnten. Zwischen dem 19. März 1988 (links) sind dem 30. Januar 2017 (rechts) sind die Eismassen jedoch dramatisch geschmolzen.
Die Gegend um die Hamrin-Berge im Nordirak am 18. Juni 2014 (links) und während des Brandes an einem Ölbohrloch (rechts) am 29. September 2017. Mit «Oil Spill» gekennzeichnet ist der Austritt von Öl im Ackerland auf einer Länge von rund 11 Kilometern.
Wo im Jahr 2011 im US-Bundesstaat Kalifornien noch Landwirtschaft betrieben wird (links), ist 2015 die «Topaz Solar Farm» aus dem Boden geschossen. Ihre Panele bedecken 24,6 Quadratkilometer Fläche und liefern genug Strom für 160'000 Haushalte.
Städtisches Wachstum: In den 1980er Jahren lebten im ägyptischen Städtchen Hurghada am Roten Meer rund 12’000 Menschen (links: Aufnahme vom 28. Januar 1985), heute (rechts: Am 28. November 2014) sind es 250’000 Personen, rund eine Millionen Touristen kommen jährlich.
Schmelzende Eismassen: Der Mýrdalsjökull, der viertgrösste Gletscher Islands, bedeckt den Vulkan Katla. Links sieht man ihn im Jahr 1986, rechts im September 2014 – vulkanische Aktivität und der Klimawandel haben ihm stark zugesetzt.
Der Columbia-Gletscher in Alaska im Jahr 1986 (links) wurde bis 2014 (rechts) stark dezimiert.
Vertrocknende Seen: Der Aral-See zwischen Kasachstan und Usbekistan war bis 1960 der viertgrösste See der Welt, seit damals zweigt man Wasser aus dem Zufluss für die Landwirtschaft ab. Wo 2000 (links) noch grünes Wasser zu erkennen ist, kann man nach einer Trockenperiode im Jahr 2014 trockenen Fusses spazieren gehen.
Der Lake Powell im US-Bundesstaat Utah im Jahr 1999 (links) hat nach Jahren der Dürre und stetiger Wasserentnahme im Jahr 2014 nur noch 42 Prozent seiner Kapazität.
Bevölkerungswachstum: Ägyptens Hauptstadt Kairo ist zwischen 1987 (links) und 2014 (rechts) von 6 Millionen Einwohnern auf 15 Millionen angewachsen.
Ausbau der Infrastruktur: Der Dallas-Fort Worth International Airport bei seiner Eröffnung im Jahr 1974 und mit neuen Runways im Jahr 2013 (rechts). Der Flughafen ist heute einer der grössten der USA und bedeckt eine Fläche von 78 Quadratkilometern.
Der See Urmia im Iran im Jahr 2000 (links) und im Jahr 2013 (rechts) schrumpft beständig. Seit der Steinzeit ein Ort für menschliche Ansiedlungen, dreht man ihm durch Dämme und Wasserentnahme aus den Zuflüssen zusehends das Wasser ab.
Schmelzende Eismassen: Der Mýrdalsjökull, der viertgrösste Gletscher Islands, bedeckt den Vulkan Katla. Links sieht man ihn im Jahr 1986, rechts im September 2014 – vulkanische Aktivität und der Klimawandel haben ihm stark zugesetzt.
Abholzung: Die Region Rondônia im Nordwesten von Brasilien ist von einer halben Million Einwohnern in den 1980ern auf 1,5 Millionen im Jahr 2009 angewachsen – der Amazonas-Regenwald (links im Jahr 1975) wurde hier dramatisch reduziert.
In den Rwenzori-Bergen zwischen Uganda und Kongo bedecken Gletscher die Berggipfel (links im Jahr 1987). Durch verschiedene Klimaeinflüsse sind die Gletscher bis 2003 um die Hälfte geschrumpft., durch verschiedene Klimaeinflüsse.
Der Northwestern-Gletscher in Alaska im Jahr 1940 (links) hat sich bis zum Jahr 2005 (rechts) sehr weit zurückgezogen.
Rohstoff-Ausbeute: Die La Escondida-Mine in Chile ist die grösste Kupfermine der Erde. Sie frisst sich auf einem riesigen Gebiet durch die Atacama-Wüste: Links im Jahr 1975, rechts 2008.
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