Sonntagskrimi im Check Terror-«Tatort»: Sind Anschläge mit Drohnen möglich?

tsch

9.12.2018

Die Kommissarinnen Odenthal (Ulrike Folkerts) und Stern (Lisa Bitter) mussten im Thriller-Einsatz einen Anschlag verhindern. Wie gefährlich sind Drohnen als mögliche Terror-Waffen?

Dieser «Tatort» überraschte. Wer anfangs dachte, dem Mord an einem Psychotherapeuten würde ein langatmiges Tätersuchspiel folgen, sah sich getäuscht. Nach 50, 60 Minuten verwandelte sich der Ludwigshafen-Krimi «Vom Himmel hoch» in ein politisches Thrillerstück nach dem Vorbild von Serien wie «Homeland» oder «Bodyguard». Sogar einen echten Politaufreger gab es. Doch über allem stand die Frage: Könnte es einen Anschlag wie den im Film geplanten auch in der Realität geben?

Worum ging es?

Am Anfang wähnte man sich eher beim «Tatortreiniger» als im deutschen Premiumkrimi – so unfreiwillig komisch wirkte jene Szene, in der die Praxiskollegin den Boden wischt, während ihr ermordeter Partner Dr. Steinfeld ein paar Meter neben ihr in seinem Blut liegt. Der Psychiater war eine Koryphäe in Sachen Kriegstraumata. Er behandelte nicht nur amerikanische Soldaten, zum Beispiel bestürzte «Täter» aus dem nahen Ramstein, sondern auch Angehörige und Opfer von Kriegseinsätzen wie das kurdische Brüderpaar Mirhat und Martin Rohan (Cuco und Diego Wallraff). Wer hatte mehr Grund, einen Seelenklempner zu töten?

Warum hatte der Dezember-Krimi «Vom Himmel hoch» nichts mit Weihnachten zu tun?

Statt aufs traditionelle Fest spielte der Titel auf eine moderne himmlische Erscheinung an. Sie war in diesem Film für schwerwiegendes Leid verantwortlich. Und das unter Opfern wie Tätern. US-Soldatin Miller (Lena Drieschner) bediente über einige Jahre die Kamera bei Kampfdrohneneinsätzen. Sie nahm die Schuld am Tod vieler Unschuldiger mit in ihren Alltag. Auch das Leben eines der Rohan-Brüder wurde von Himmelskörpern aus Menschenhand zerstört. Bei einem Drohneneinsatz im Nordirak verlor der Mann seine kleinen Töchter.

Drohen tatsächlich Terror-Anschläge durch Drohnen?

Lange Zeit schaute man im Film den Rohan-Brüdern dabei zu, wie sie konspirativ mit selbstgebastelten Fluggeräten experimentieren. Ihr Ziel: Der Besuch eines US-amerikanischen Staatssekretärs und Drohnen-Spezialisten, der sich mit dem deutschen Verteidigungsminister treffen will, sollte torpediert werden. Tatsächlich ist die Gefahr terroristischer Angriffe durch Drohnen, die beispielsweise eine Bombe tragen, nicht von der Hand zu weisen. Die Geräte sind klein, flexibel einsetzbar und leicht zu beschaffen. Allein in Deutschland, so schätzt man, sind etwa 500'000 unbemannte Flugobjekte im Einsatz. In der Schweiz sind es, gemessen an der Einwohnerzahl, wohl noch mehr: Jedes Jahr, so «Swissinfo», werden hierzulande 22'000 Drohnen verkauft, ingesamt sollen mehr als 100' 000 Drohnen im Einsatz sein.

Gab es schon Anschläge mit Drohnen?

Im Westen glücklicherweise nicht. Doch Sicherheitsexperten rechnen damit. Auf Propaganda-Videos des IS waren im Internet Szenen zu sehen, in denen Terroristen mit Bomben bestückte Drohnen starteten. Einige der privat erwerblichen Fluggeräte können bis zu zehn Kilogramm und mehr tragen. In Deutschland werden mittlerweile viele Grossveranstaltungen oder sensible Regionen wie Flughäfen gegen Drohnen geschützt. Doch das ist alles andere als einfach.

Welche Schutzsysteme gibt es?

Drohnen können per Radar, mit bewegungssensiblen Kameras, Mikrofonen oder auch GPS-Steuerungsdetektoren bekämpft werden. Allerdings ist kein einzelnes System zu 100 Prozent zuverlässig, da es von der Drohne beziehungsweise deren «Annäherungstechnik» ausgehebelt werden kann. Kameras funktionieren unzureichend bei Dunkelheit und schlechtem Wetter, einige Drohnen sind sehr leise. Radar sendet selbst Wellen aus, die erkannt werden können. Mitunter fliegen Drohnen sogar, ohne dass sie durch ein Funksignal gesteuert werden. Forschungseinrichtungen und Sicherheitsfirmen arbeiten deshalb an Systemen, die die genannten Abwehrmethoden bündeln oder neue Ideen verfolgen.



Was war der politische Aufreger des «Tatorts»?

Dass die potenziellen Drohnen-Terroristen eigentlich «nette Kerle» waren, war der Aufreger: Deutsch-Kurden aus der Mitte der Gesellschaft, die sich nicht mehr anders zu helfen wussten, als jene Waffen, die ihre unschuldigen Kinder getötet hatten, gegen die Täter zu wenden.

Ist Terror als Waffe gegen politisch in Kauf genommene, menschliche «Kollateralschäden» also in Ordnung? Natürlich nicht!

Doch das im «Tatort» gezeigte Bekennervideo des dann doch noch verhinderten Anschlags könnte eine solche Diskussion auslösen. Positiv ist zu bemerken: Terroristen, die so sanft und Jedermann-mässig wirken wie diese Brüder im Film, hat man im deutschen Fernsehfilm noch nicht allzu oft gesehen.

Der «Tatort: Vom Himmel hoch» lief am Sonntag, 9. Dezember, um 20.05 Uhr auf SRF zwei. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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