In Manila hat die Löschung von Einträgen sozialer Netzwerke industrielle Ausmasse angenommen.
Die Content-Moderatoren agieren im Schatten: «The Cleaners» sieht aus wie ein Noir-Film und beschäftigt sich mit den verborgenen Seiten des Internets.
Content Moderatoren klicken sich durch bis zu 25'000 Bilder pro Schicht.
Vieles, was die «Cleaner» sehen, ist schwer erträglich.
Trotzdem erledigen die Menschen den schlecht bezahlten Job, um ihre Familien über Wasser zu halten.
Digitale Drecksarbeit: Sie löschen das Grauen im Internet
In Manila hat die Löschung von Einträgen sozialer Netzwerke industrielle Ausmasse angenommen.
Die Content-Moderatoren agieren im Schatten: «The Cleaners» sieht aus wie ein Noir-Film und beschäftigt sich mit den verborgenen Seiten des Internets.
Content Moderatoren klicken sich durch bis zu 25'000 Bilder pro Schicht.
Vieles, was die «Cleaner» sehen, ist schwer erträglich.
Trotzdem erledigen die Menschen den schlecht bezahlten Job, um ihre Familien über Wasser zu halten.
«The Cleaners» zeigt, welche armen Seelen eigentlich löschen, was nicht auf Facebook und Co. zu sehen sein soll.
«Die Welt soll wissen, dass es uns gibt», sagt ein Mann aus Manila, der nicht erkannt werden will. Er ist nicht der Einzige, der in «The Cleaners» (2018) im Schatten bleibt, im Verborgenen agiert. Der Dokumentarfilm von Hans Block und Moritz Riesewieck, den das Erste nur wenige Monate nach Kinostart zeigt, ist eine Exkursion ins Halblicht, aus dem der grösste Teil des Internets besteht.
Dort, wo sich Sexbilder, Gewaltvideos und Terrorpropaganda finden, die ans Licht der sozialen Netzwerke drängen. Es sind oftmals verstörende Aufnahmen, mit denen sich Zehntausende digitale Drecksarbeiter Tag für Tag beschäftigen müssen: Sie entscheiden, was auf Facebook, Twitter, Google und Co. veröffentlicht wird.
Ignorieren oder löschen?
Dass es diese Putzkolonnen gibt, das ist nicht neu, aber eben meist auch nicht im Bewusstsein derer angelangt, zu deren Alltag die Nutzung sozialer Netzwerke gehört. Und die nicht mit dem Grauen konfrontiert werden, welches auf den Philippinen gelöscht wird. Durch bis zu 25'000 Bilder klicken sich die Cleaner jeden Tag: «Ignore or Delete?», ist die Entscheidung, für die sie bezahlt werden.
«Es geht uns nicht um Anerkennung», sagt der anonyme Mann weiter. «Wir sind wie Polizisten, es geht uns darum, die Plattform so sicher wie möglich zu machen.» Es ist ein fast schon missionarischer Eifer, den die Filmemacher in den Säuberungsbüros entdecken. Die Menschen, die dort arbeiten, können ihren Job eigentlich nicht ertragen, aber sie machen ihn, um das Internet sicherer zu machen. Das ist zumindest eine Seite der Medaille. Die andere: Sie brauchen den Job, um ihre Familien zu ernähren.
Entscheiden ohne Ausbildung und zum Hungerlohn
Hans Block und Moritz Riesewieck haben es geschafft, eine Handvoll der zehntausend «Content Moderators», wie der Jobtitel der Cleaners offiziell lautet, vor die Kamera zu bekommen. Menschen, die zwischen einem und drei US-Dollar pro Tag bekommen, um sich den Abschaum der Welt anzusehen. Menschen, die kaum ausgebildet sind, deren Entscheidungen aber weitreichende Konsequenzen für die Freiheit in den sozialen Netzwerken haben.
«The Cleaners» ist ein Film, der aussieht und sich anfühlt wie ein Noir-Thriller. Im Mittelpunkt stehen die Anti-Helden vor ihren flackernden Bildschirmen, die bestimmen dürfen, was online geht. Ihre persönlichen Schicksale aber sind Teil eines umfassenderen Ganzen, das der faszinierende Film beleuchtet: Denn am Ende sind es gar nicht die digitalen Drecksarbeiter, die bestimmen, was online gehen darf.
Zwischen Schutz und Zensur
Die Richtlinien zur vermeintlichen Verbesserung der Welt werden im Silicon Valley beschlossen. Sie greifen auch in die Meinungs- und Kunstfreiheit ein, sie sind nicht nur Schutz, sondern auch Zensur. Die Entscheidung darüber jedoch obliegt dem Klickbataillon in Manila, das nicht nur schwer erträgliche Bilder auf den Monitor bekommt, sondern Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen treffen muss: Welche Informationen überhaupt noch zugänglich sind.
«Im Schatten der Netzwelt – The Cleaners» läuft am Dienstag, 11. September, um 22.45 Uhr in der ARD. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.
Was passiert im Internet in einer Minute?
Was passiert im Internet in einer Minute?
Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung ist inzwischen online. Und wenn rund vier Milliarden Menschen im Internet surfen, fallen eine Menge Daten und verblüffende Statistiken an. Das passiert in einer Internet-Minute:
Auf Google werden pro Minute 3,5 Millionen Suchanfragen gestartet...
In den App-Stores von Google und Apple werden 342'000 Apps heruntergeladen...
...und beim Online-Shopping 751'552 Dollar ausgegeben.
In einer Minute schauen YouTube-Nutzer 4,1 Millionen Videos an...
Auf der Streaming-Plattform Netflix werden kumulierte 70'017 Stunden Filme und Serien geschaut...
Und beim Musik-Dienst Spotify werden pro Minute zusammengenommen 40'000 Stunden Lieder gehört.
Minütlich werden 16 Millionen Text-Nachrichten über die verschiedenen Dienste wie Messenger, WhatsApp, LINE und Co. verschickt...
...und 156 Millionen E-Mails versendet, das meiste davon ist übrigens Spam - also Werbenachrichten.
Auf Snapchat werden in der Minute 1,8 Millionen Nachrichten erstellt....
Und immerhin schon 15'000 animierte GIFs werden jede Minute über den Facebook Messenger verschickt .
Bei Facebook loggen sich pro Minute 900'000 Nutzer ein...
25'000 Tweets werden minütlich erstellt...
990'000 mal wird auf der Dating-App Tinder mit einem Wisch entschieden, ob man einen potenzieller Partner attraktiv findet oder nicht.
46'200 Bilder werden pro Minute auf Instagram gepostet...
Und 120 neue LinkedIn-Profile werden jede Minute erstellt.
Digital Detox: Mit diesen 5 Tipps schalten Sie ab
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Sie können das Smartphone nirgends zur Seite legen? Dann ist ein digitaler Detox angesagt. Denn die Welt da draussen hat so viel zu bieten. Suchen Sie sich eine oder mehrere Freizeitbeschäftigungen, bei denen Ihr Handy unerwünscht ist, etwa Wandern ...
Erklären Sie bestimmte Räume in Ihrem Zuhause zu internetfreien Zonen. Im Schlafzimmer ist Ihr Smartphone zum Beispiel nur noch im Flugmodus in Betrieb.
Definieren Sie Zeiten, in welchen Sie bewusst auf Ihr Handy, Ihr Tablet und Ihren Laptop verzichten – zum Beispiel am Freitag ab 20 Uhr oder den ganzen Sonntag. Tragen Sie die Daten in Ihrer Agenda ein, das macht aus der guten Absicht eine Verpflichtung.
Auch beim Lesen können Sie in andere Welten eintauchen. Und wenn Sie nicht ohne Bildschirm können: Wie wäre es mit einem Tolino oder Kindle?
Erleben Sie schöne Momente hautnah und nicht durch das Display Ihres Smartphones. Wer nicht auf Fotos für Facebook und Instagram verzichten kann, definiert eine maximale Anzahl Bilder, die während eines Konzerts oder eines Sonnenuntergangs geschossen werden darf.
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