TV-Tipp Der lange Schatten von Hugo Chávez

tsch

14.2.2018

Dass Venezuela ein Land am Abgrund ist, ist auch die Schuld von Hugo Chávez. Und das, obwohl der einst mächtigste Mann des Landes schon seit fünf Jahren tot ist.

Das, was derzeit in Venezuela passiert, ist ein Lehrstück darüber, wie Politik versagen kann. Kein Land der Welt besitzt grössere Erdölreserven als der 30-Millionen-Einwohner-Staat in Südamerika. Venezuela sitzt quasi auf einem Reichtum, von dem andere Länder der Region nur träumen können. Und dennoch: leere Regale in Caracas und den anderen Orten und Städten des Landes, dazu grassierende Armut und sich ausbreitende Gewalt. Wie konnte es so weit kommen? Die Dokumentation «Hugo Chávez' langer Schatten», die SRF 1 nun zeigt, trägt einen Teil der Antwort auf diese drängende Frage schon im Titel: Schuld an der Misere ist auch das Erbe des 2013 verstorbenen Staatspräsidenten.

Plan, dem Land zu Wohlstand zu verhelfen, ging nicht auf

Denn schon unter Chávez litt Venezuela unter einer Wirtschaftspolitik, die kaum Erfolge zeitigte. Einen «Sozialismus des 21. Jahrhunderts» hatte Chávez, der das Land von 2000 bis zu seinem Tod regierte, versprochen. Konkret bedeutete das auch eine Verstaatlichung der Ölindustrie. Doch der Plan, seinem Land so zu Wohlstand zu verhelfen, ging nicht auf. Dennoch wird Chávez auch heute noch, rund fünf Jahre nach seinem Tod, von seinen Anhängern wie ein Erlöser verehrt. Und Nicolás Maduro, sein Nachfolger im Amt, ernannte ihn gar zum «unsterblichen Kommandanten des Volkes».

Maduro, dem die Unterdrückung der Opposition vorgeworfen wird und gegen den seit 2016 ein Absetzungsverfahren läuft, zieht seine politische Legitimation nicht zuletzt auch aus der Verklärung von Chávez als sozialistischer Lichtgestalt, in deren Fussstapfen er selbst getreten sei. Hinzu kommt ein staatlich gesteuerter Hass auf Amerika, der von innenpolitischen Versäumnissen ablenken soll. Doch die Probleme in Venezuela lassen sich schon lange nicht mehr kaschieren. Aufgrund der Hyperinflation kann das Land benötigte Produkte wie etwa Medikamente oder Nahrungsmittel nicht mehr einführen. Zehntausende Menschen überqueren deswegen täglich die Grenze ins Nachbarland Kolumbien, um sich hier mit den Notwendigsten einzudecken.

Filmemacher vor Ort

Für seinen Film ist der französische Filmemacher François Cardona nach Venezuela gereist, um die angespannte Lage im Land zu dokumentieren. Dabei begegnete er nicht nur Opfern von Polizeiwillkür und Gewalt sowie Menschen, die sich täglich stundenlang vor Lebensmitteln anstehen müssen, um nicht zu verhungern; Cardona traf auch überzeugte Chavistinnen und Chavisten, die noch immer die Ideale des toten Hugo Chávez hochhalten.

«Hugo Chávez' langer Schatten» läuft am Mittwoch, 14. Februar, um 22.55 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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