Krimi-Autorin lebt im Paradies«Bin ich nicht auf Sansibar, habe ich Heimweh danach»
Vanessa Büchel
2.2.2025
Krimiautorin Christine Brand lebt die Hälfte des Jahres auf Sansibar, um dem Schweizer Winter zu entfliehen.
Monika Flückiger
Sie lebt zwischen Sansibar, Lipari und der Schweiz: Autorin Christine Brand war schon immer eine Nomadin und schreibt ihre Bücher von überall. Kürzlich hatte sie erstmals Heimweh. Aber nicht nach dem Emmental.
«Nie mehr Winter – und mehr Meer», so beschreibt Christine Brand (51) ihr Lebensmotto, das sie seit 2017 begleitet. Damals gab die Krimiautorin ihre grosse Wohnung in Zürich auf und entschied sich dazu, von nun an nicht mehr nur an einem Ort daheim zu sein.
Gerade ist sie auf Sansibar, wo sie im letzten Jahr ein Haus gekauft hat. Als blue News die Schweizer Schriftstellerin per Videocall in ihrer Winterresidenz erreicht, lächelt sie und schwenkt die Kamera. Ausblick aufs türkisfarbene Meer, Palmen, Wellenrauschen. «Ja, hier habe ich das Paradies gefunden», bemerkt Brand.
Die gebürtige Emmentalerin richtet das Handy wieder auf sich und fügt hinzu: «Aber es ist natürlich nicht nur ein Paradies. Es gibt auch immer wieder Sachen, die schwierig sind.» Stromausfälle, zu wenig Wasser, keine gute medizinische Versorgung, zählt Brand auf. Sie würde es nicht jedem empfehlen, nach Sansibar auszuwandern. Doch: «Man muss zwar ein paar Abstriche machen, aber bekommt dafür sehr, sehr viel zurück.»
Mit Sansibar hat Brand ihren Kraftort gefunden. «Hier ist mir etwas Seltsames passiert», merkt sie an. Zuvor habe die Autorin noch nie in ihrem Leben Heimweh verspürt, nur immer Fernweh gehabt. «Doch jetzt, wenn ich nicht auf Sansibar bin, dann habe ich mega Heimweh danach.»
Im Gericht beim Vierfachmörder von Rupperswil
Brand war früher Journalistin, arbeitete als Gerichtsreporterin, kam so schon vorher in Berührung mit Kriminalfällen, die sie sich heute zum Genre gemacht hat. So sass sie etwa beim Vierfachmord von Rupperswil im Gericht oder schrieb über den Fall Fritzl in Österreich. Brand erinnert sich an letzteren: «Die Atmosphäre war wahnsinnig bedrückend.»
Irgendwann hat Brand angefangen, nebenbei in ihren Ferien Bücher zu schreiben. «Aber ich wollte in meinen Ferien nicht einfach zu Hause in der Schweiz sitzen und an meinen Projekten arbeiten», führt die Schriftstellerin an. Sie entschied sich also, an schöne Orte auf der Welt zu reisen und von dort aus zu schreiben.
Dabei war die heute 51-Jährige schon immer ein Reisefüdli. Zum ersten Mal zog es sie für eine USA-Reise, noch vor ihren Zwanzigern, weg von zu Hause. «Ich konnte nie lange daheim sein, musste immer gleich die nächste Reise planen.»
Bei Schreibblockaden hilft eine Pause
Jetzt lebt sie ihren Traum, hat den Job als Journalistin schon lange an den Nagel gehängt. Und mit Büchern wie «Blind» oder «Vermisst – Der Fall Anna» die Bestsellerlisten erobert.
Gerade hat sie ihr neuestes Projekt – die Fortsetzung von «Vermisst» – abgegeben. Bis es wirklich einmal so weit und das fertige Buch bereit zum Druck ist, sei es aber immer ein langer Weg.
Wirkliche Schreibblockaden erlebte Brand – bis vor wenigen Monaten – zum Glück keine, vielmehr habe sie manchmal einfach keine Lust zum Weitermachen. Zurzeit arbeitet sie an mehreren Projekten gleichzeitig, unter anderem auch an einem Buch über die erste Frau, die die Eiger-Nordwand bestiegen hat. «Es ist kein Krimi und hier kam ich zum ersten Mal wirklich an einen Punkt, an dem ich nicht weitergekommen bin.» Dann helfe ihr, einfach mal alles zur Seite zu legen und eine Pause zu machen. Beim Kajakfahren oder Schwimmen könne sie den Kopf lüften.
«Alles, was ich in der Schweiz noch habe, passt in einen Van»
Wenn Brand mal wieder in der Schweiz ist – gut die Hälfte des Jahres verbringt sie auf Sansibar und im vergangenen Sommer war sie längere Zeit auf Lipari, eine italienische Insel – dann schläft sie in einem Mansardenzimmer.
Besitzen tut die Krimiautorin nicht mehr viel, musste 2017 gehörig ausmisten. «Alles, was ich in der Schweiz noch habe, passt in einen Van», schätzt sie ein. Das gebe ihr ein grosses «Freiheitsgefühl».
Vermissen tut sie aus der Schweiz kaum mehr etwas. Anfangs noch Schoggi, doch mittlerweile gibt es einen anderen Schweizer Auswanderer auf der Insel, der selber Schokolade macht.
Schweizer Autorin schreibt im Paradies: Christine Brand lebt im Winter auf Sansibar
Christine Brand schreibt ihre Bücher von überall auf der Welt. Die Wintermonate verbringt sie auf Sansibar, wo sie mit traumhafter Aussicht aufs Meer tippt.
Bild: zVg
Manchmal gesellen sich auch tierische Unterstützer zu der Autorin.
Bild: zVg
Und dann wieder schreibt sie mit ihren Füssen im Sand.
Bild: zVg
Sie ist im Paradies angekommen.
Bild: zVg
Und hat sich auf Sansibar gut eingelebt …
Bild: Monika Flückiger
… und enge Freundschaften geschlossen. Wenn sie nicht auf der tansanischen Insel ist, hat sie Heimweh danach.
Bild: zVg
Christine Brand zog es schon immer in die Ferne. Sobald sie an Büchern zu schreiben begann, wollte sie dies an exotischen Orten tun.
Bild: Monika Flückiger
Schweizer Autorin schreibt im Paradies: Christine Brand lebt im Winter auf Sansibar
Christine Brand schreibt ihre Bücher von überall auf der Welt. Die Wintermonate verbringt sie auf Sansibar, wo sie mit traumhafter Aussicht aufs Meer tippt.
Bild: zVg
Manchmal gesellen sich auch tierische Unterstützer zu der Autorin.
Bild: zVg
Und dann wieder schreibt sie mit ihren Füssen im Sand.
Bild: zVg
Sie ist im Paradies angekommen.
Bild: zVg
Und hat sich auf Sansibar gut eingelebt …
Bild: Monika Flückiger
… und enge Freundschaften geschlossen. Wenn sie nicht auf der tansanischen Insel ist, hat sie Heimweh danach.
Bild: zVg
Christine Brand zog es schon immer in die Ferne. Sobald sie an Büchern zu schreiben begann, wollte sie dies an exotischen Orten tun.
Bild: Monika Flückiger
Was ihr so gut an der tansanischen Insel gefällt? Die Menschen auf Sansibar seien so «herzlich» und «voller Lebensfreude». «Sie können auch über sich selbst lachen.» Und man blicke in «strahlende Gesichter». In der Schweiz seien alle sehr mit sich selbst und ihren Handys beschäftigt.
Auf Sansibar falle ihr das Schreiben einfach leichter: «Hier in Afrika lebt man extrem im Moment. Und das hilft mir sehr, denn ich lasse mich nicht wie in der Schweiz von einem Agenda-bestimmten Leben unterbrechen.» Der Schweizer Rhythmus lenke sie vielfach ab, auf Sansibar sei das ganz anders.
Christine Brand wuchs im Bestattungsgeschäft auf
Aufgewachsen ist Brand als Tochter eines Bestatters. Dadurch kam die Schweizer Teilzeit-Auswanderin auch schon früh in Berührung mit dem Tod. «Bei uns zu Hause war der Tod alltäglich. Leute haben angerufen, wenn jemand gestorben ist, oder ich durfte auch mithelfen, die Särge mit Satintüchern auszustatten», erinnert sich Brand.
Sie habe von klein auf nie Berührungsängste mit diesem Thema gehabt, wie es andere Leute vielleicht haben. Die Schriftstellerin sagt: «Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Tod ja doch sehr tabuisiert ist.»
Diese Art des Aufwachsens lehrte sie auch das Bewusstsein, das Leben im Moment zu geniessen. Und darin ist sie heute sehr gut geworden – einfach mal nicht planen und die Dinge so nehmen, wie sie kommen. «Ich habe schon als kleines ‹Meitschi› gelernt, dass jeder Mensch ‹mängisch› aus dem blödsten Grund einfach so sterben kann.» Darum habe sie auch gestaunt, als sie 20 wurde und noch am Leben war. «Und jetzt habe ich es schon über 50 Jahre geschafft.»
Irgendwann für immer auf Sansibar?
Zum ersten Mal setzte Brand 1997 einen Fuss auf Sansibar, seither hat sie die Sehnsucht nach der tansanischen Insel nicht mehr losgelassen. Dass sie irgendwann einmal Sansibar zu ihrem einzigen Zuhause macht, da ist sie sich noch nicht ganz sicher: «Ich könnte mir vorstellen, auch mal an einem ganz anderen Ort die Zelte aufzuschlagen.» Mittlerweile sei sie in diesem Hinblick «afrikanisch» geworden, plane eben nicht und schaue einfach, was passiere.
So gern sie auf Sansibar ist, «nach einer gewissen Zeit ist es dann aber schon auch gut, wieder in die wohlorganisierte Schweiz zurückzukehren». Brand ist dann aber immer ebenso froh, wenn diese Phase wieder vorbei ist und sie die «Komfortzone Schweiz» wieder verlassen kann.
Die Menschen auf Sansibar und ihre positive Lebenseinstellung geben der Autorin viel Energie. Vor allem hat sie aber einfach auch nicht gern Winter und Nebel, der ihr auf der tansanischen Insel erspart bleibt. «Hier ist es immer schön warm – und das gefällt mir sehr.»
Für die Zukunft wünscht sich Brand, gesund zu bleiben. Vor allem freut sie sich aber auch auf eines ihrer nächsten Projekte: eine Krimireihe, die auf Sansibar spielt.
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