«Tatort» im Check Wie viel kostet ein Heimkind den Staat tatsächlich?

Julian Weinberger

12.10.2025

Der neue «Tatort: Siebenschläfer» aus Dresden spielt im Kinderheim. Die Ermittler Winkler (Cornelia Gröschel) und Schnabel (Martin Brambach) treffen auf ein System, in das viel Geld gepumpt wird. Wie realitätsnah ist der Krimi?

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  • Eine tote Jugendliche und ein verschwundener Teenager beschäftigen im «Tatort: Siebenschläfer» die Dresnder  Kommissare Schnabel (Martin Brambach) und Winkler (Cornelia Gröschel).
  • Neben dem Krimi selbst fokussiert der Film aber auch auf die eklatante Personalnot im Sozialwesen.
  • Daneben werden die hohen Kosten für die Heimunterbringung von Kindern und Jugendlichen thematisiert.

Das 16-jährige Lilly-Marie (Dilara Aylin Ziem) aus dem titelgebenden Kinderheim «Siebenschläfer» wird tot aus einem See geborgen. Mitten in der Nacht war das Mädchen aus der Erziehungsanstalt ausgebüxt.

Gesucht wird der Freund und Begleiter von Lilly-Marie, der kaum ältere Pascal (Florian Geisselmann). Hat er das Mädchen getötet?

«Tatort: Siebenschläfer» ist der erste Dresdener Fall ohne Karin Gorniak (Karin Hanczewski), die das Format verlassen hat. Chef Schnabel tritt als zweiter Ermittler neben Leo Winkler (Cornelia Gröschel) in den Vordergrund.

Wird Martin Brambachs Rolle nun dauerhaft grösser im «Tatort»? Und sind Heimkinder wirklich so teuer für den Staat?

Worum ging es?

Das Kinderheim Siebenschläfer unter der Leitung von Saskia Rühe (Silvina Buchbauer) arbeitet am Anschlag. Wie so viele Institutionen, die sich um Menschen kümmern, leidet die Einrichtung unter akutem Personalmangel.

Erzieherin Jasmin Hoffmann (Aysha Joy Samuel) wurde von der Chefin bekniet, Sonderschichten zu fahren. Man fand einfach keine neuen Mitarbeiter.

Der Polizei ging es ähnlich – denn der Stuhl der ausgeschiedenen Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) blieb unbesetzt. Chef Schnabel musste an der Seite von Kommissarin Winkler vor Ort im Kinderheim ermitteln. Zwei Abgänge hatte man dort zu verzeichnen.

Vom jungen Ausreisser-Paar war die 16-jährige Lilly-Marie tot im See geborgen worden – und ihr scheinbar unberechenbarer Freund blieb verschwunden. Ein klarer Fall von Beziehungstat?

Worum ging es wirklich?

Es ist ein klassischer Sozialkrimi, den das Drehbuch-Duo Silke Zertz und Frauke Hunfeld («Lauchhammer – Tod in der Lausitz») für den MDR geschrieben hat. Seine Aussage ist mehr als eindeutig: In diesem Deutschland sind es die Systemrelevanten, die ächzen und wanken.

Personalmangel herrscht bei der Kinderbetreuung wie auch bei der Polizei. Überall, wo sich Menschen um Menschen kümmern (sollen), ist Notstand angesagt.

Der Krimi lässt den Leiter des Jugendamtes (Peter Moltzen) und einen Kinderpsychiater (Hanno Koffler) zu Wort kommen. Man ist erstaunt darüber, dass relativ viel Geld in ein System gepumpt wird, das sich aber mehr nach Notstand anfühlt. Und mit dem alle Beteiligten unzufrieden sind.

Richtig erklären kann der Krimi nicht, wo das Geld hängen bleibt oder ob es einfach nicht reicht. Auch nicht, ob schlechte Bezahlung die Ursache für den Personalmangel ist. Wo also liegen die Ursachen für Zustände wie im «Siebenschläfer»?

Wie viel kostet ein Heimkind pro Monat?

Die Zahlen sind von der Betreuungsintensität abhängig. Zum Beispiel davon, ob eine Betreuung rund um die Uhr stattfindet oder ob es sich um eine Krisenintervention oder Notfallplätze handelt.

In der Schweiz sind Kosten von 600 bis über 900 Franken pro Tag möglich. Pro Monat (je nach Belegung und Auslastung) kommen so 15'000 bis 30'000 Franken und mehr zustande.

Wie viel verdienten Mitarbeitende in einem Kinderheim?

Die Verdienstmöglichkeiten pro Jahr reichen von 44'000 für eine*n Kinderbetreuer*in über Stellen als Sozialpädagoge-/pädagogin mit 42'000 bis 130'000 Franken Lohn bis zu Heimleiterstellen, die mit 84'500 bis 176'000 Franken vergütet werden.

Wie und mit wem geht es beim «Tatort» Dresden weiter?

So wie es aktuell aussieht, geht es mit Martin Brambach als festem zweiten Ermittler weiter. Der nächste Fall ist der «Tatort: Nachtschatten» (noch ohne Startdatum):

Eine 16‑Jährige wird nachts mit einem blutverschmierten Skalpell aufgegriffen. Sie berichtet, ihr Vater habe sie und ihre Schwester lebenslang in einem Keller gefangen gehalten – und die Schwester sei noch dort.

Saralisa Volm («Schweigend steht der Wald») führt Regie, das Drehbuch stammt von Viola M. J. Schmidt («Die Schule der magischen Tiere»).

Auch der übernächste Fall «Tatort: Das, was du zurücklässt» mit Martin Brambach und Cornelia Gröschel ist bereits in Arbeit. Am 2. September begannen die Dreharbeiten zu einer ungewöhnlich prominent besetzten Geschichte:

Ronald Zehrfeld, Katharina Schüttler und Clemens Schick treten in Episodenrollen auf: Es geht um eine Frau, die nachts von einem Taxi überfahren wird – es ist Annika Reihmann (Katharina Schüttler), Ehefrau, Mutter und Lehrerin.

Der Taxifahrer wird kurz darauf erschlagen aufgefunden. Thomas Sieben und Viola M. J. Schmidt schrieben das Drehbuch, Regie führt Alex Eslam. In diesem Film wird eine neue, junge Ermittlerin eingeführt – ob dauerhaft oder nur als Gast, ist noch nicht bekannt. Kommissaranwärterin Milla Brandis heisst die Figur, gespielt wird sie von Lilja van der Zwaag (29, «Der Geier – Freund oder Feind»).



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