Die 48. Ausgabe der Athletissima vom Freitagabend in Lausanne kündigt sich weniger glanzvoll an als auch schon.
Wegen den bevorstehenden Trials in den USA und Jamaika sind schon zahlreiche Asse aus Europa abgereist.
Der Kampf in Übersee um die WM-Tickets wirkt sich insbesondere auf die Startfelder im Sprint aus. Die klangvollen Namen wie Sha'Carri Richardson, Shericka Jackson, Shelly-Ann Fraser-Pryce, Elaine Thompson-Herah, Noah Lyles, Erriyon Knighton oder auch Sydney McLaughlin-Levron fehlen.
Diese Absenzen kommen unter anderem Femke Bol entgegen. Die 23-jährige Niederländerin, die vom Freiburger Laurent Meuwly trainiert wird, führt über 400 m Hürden die Saisonbestenliste mit 52,30 Sekunden an. Ihr Ziel in dieser Saison wird es sein, unter 52 Sekunden zu bleiben, was bisher nur zwei Athleten gelungen ist: Dalilah Muhammad (einmal) und McLaughlin-Levrone (sechsmal).
Erneut Weltrekord?
Der Kugelstösser Ryan Crouser muss sich als Weltmeister nicht der US-Konkurrenz an den Trials stellen, da er für die Titelkämpfe in Budapest einen Startplatz auf sicher hat. Der zweifache Olympiasieger sorgt womöglich in Lausanne für ein Highlight, sofern nicht der Regen den Ring nass macht. Der 30-Jährige stiess vor einem Monat Weltrekord (23,56 m) und würde gerne nachdoppeln.
Über 1500 m wird Jakob Ingebrigtsen wohl primär gegen das Wavelight – den virtuellen leuchtenden Hasen, der den Athleten hilft, ihr Tempo zu halten – kämpfen. Der Olympiasieger (1500 m) und Weltmeister (5000 m) aus Norwegen ist in Form. Vor zwei Wochen in Oslo stellte der 22-Jährige über 1500 m in 3:27,95 Minuten einen Europarekord auf und näherte sich weiter dem seit 25 Jahren bestehenden Weltrekord von Hicham El Guerrouj (3:26,00).
Über 3000 m Steeple der Frauen und 5000 m der Männer werden die Weltrekordhalterin Beatrice Chepkoech aus Kenia und ihr Pendant Joshua Cheptegei aus Uganda anwesend sein. Bei den Männern läuft Jonas Raess mit. Der Zürcher senkte unlängst die persönliche Bestzeit auf 13:13,28 Minuten. Zum Rekord von Markus Ryffel fehlen noch sechs Sekunden.
Schweizer Tagessiege sind möglich
Auch zahlreiche andere Schweizer Athletinnen und Athleten werden versuchen, das Heimspiel zu nutzen. Dem Weitspringer Simon Ehammer und dem Hürdensprinter Jason Joseph winken sogar die Tagessiege.
Auf besonderes Interesse in der Westschweiz wird auch das 800-m-Duell zwischen Audrey Werro und Lore Hoffmann stossen. Die Hürdensprinterin Ditaji Kambundji weist aktuell eine Saisonbestzeit von 12,78 Sekunden vor. Auf der Athletissima-Bühne bietet sich der EM-Dritten die Chance, ihre persönliche Bestzeit (12,70) ins Visier zu nehmen. Ihre Schwester Mujinga hingegen nutzt den 100-m-Lauf primär als Form- und Belastungstest. Auch im Einsatz stehen Ricky Petrucciani, der EM-Zweite über 400 m, die Stabhochspringerin Angelica Moser oder die Sprint-Staffel der Frauen.