Lara Gut-Behrami gehört auch anderthalb Jahrzehnte nach ihrem Debüt im Weltcup zu den Allerbesten. Die Trennung zwischen Arbeitsalltag und Privatleben tut der nun zweifachen Sportlerin des Jahres gut.
Auf Gut-Behrami war auch im vergangenen Winter Verlass. 15 Jahre nach ihrem Debüt auf höchster Ebene sorgte sie abermals für viele Erfolgsmeldungen. Sie gewann drei Weltcup-Rennen und sicherte sich in ihren drei Disziplinen Riesenslalom, Super-G und Abfahrt sechs weitere Podestplätze. Ihre Konstanz brachte ihr in der Weltcup-Gesamtwertung hinter der überlegenen Amerikanerin Mikaela Shiffrin Platz 2 und die kleine Kristallkugel als Trophäe für die beste Super-G-Fahrerin ein.
Ausnahmslos gut war die Saison trotz der vielen Hochs nicht. Dafür fehlten den (eigenen) Erwartungen entsprechende Ergebnisse bei den Weltmeisterschaften in Méribel. Die Ränge 4 im Riesenslalom, 6 im Super-G und 9 in der Abfahrt waren nicht nach Gut-Behramis Geschmack. Die Tessinerin mochte ihre Enttäuschung nach den zwei «verlorenen Wochen» erst gar nicht verbergen. Der Ehrgeiz hat zum Glück auch im neuen, ausgewogeneren Leben der Tessinerin seinen Platz.
Dieses «neue Leben» ist von der klaren Abgrenzung zwischen sportlichem Alltag und der Ruhe und Abgeschiedenheit des privaten Bereichs geprägt. Die Zeiten, in denen sich Gut-Behrami in ihrer Rolle als Frau des öffentlichen Interesses schwertat, sind vorbei.
Die Verbissenheit und mit ihr die Jagd nach Siegen und Titeln als einzigem erstrebenswertem Ziel ist einer wohltuenden Lockerheit gewichen. Gut-Behrami macht ihre Zufriedenheit nicht mehr ausschliesslich vom Erfolg abhängig. Sie stellt nunmehr auch andere Werte in den Vordergrund. Die neue Gesinnung tut ihr gut. Sie ist auch abseits der Rennpisten angekommen. Nach sieben Jahren ist sie zum zweiten Mal Sportlerin des Jahres.