Audrey Gogniat überzeugt beim Gewinn der Bronzemedaille im Wettkampf mit dem Luftgewehr über 10 m mit Konstanz und Nervenstärke.
Kurz nach dem Wettkampf war bei Audrey Gogniat vorerst Verwunderung. Sie war sich noch nicht im Klaren darüber, was sie da erreicht, dass sie wie Heidi Diethelm-Gerber vor acht Jahren in Rio de Janeiro und Nina Christen vor drei Jahren in Tokio für die erste Schweizer Medaillen an diesen Sommerspielen gesorgt hatte.
«Erste Schweizer Medaille? Das wusste ich gar nicht», zeigte sie sich überrascht. Aber es mache sie selbstredend stolz, in einem Zug mit ihren Vorgängerinnen genannt werden. «Heidi und Nina waren früher Vorbilder für mich.»
Beeindruckende Konstanz
Die 21-jährige Jurassierin reihte sich im Final mit den besten acht Schützinnen der Qualifikation von Anfang an im Spitzenfeld ein und hielt dem Druck auch im weiteren Verlauf des Wettkampfs stand und ihre Nervosität in engen Grenzen. Sie zeigte in einem Wettbewerb auf allerhöchstem Niveau eine beeindruckende Konstanz. Ihre Schüsse waren mit einer Ausnahme allesamt 10,0 bis 10,8 Punkte wert.
Einmal mehr war Audrey Gogniat bereit, wenn es zählte. Diese Fähigkeit hatte sie auch auf internationalem Parkett schon oft gezeigt. Anfang März gewann sie an den Europameisterschaften in Györ in Ungarn ebenfalls mit dem Luftgewehr über 10 m Bronze, im vergangenen Jahr sicherte sie sich an den Europa-Spielen in Krakau in Polen an der Seite von Christen und Chiara Leone Gold.
Besser als die Westschweizerin waren am Montag lediglich zwei asiatische Teenager. Die 16-jährige Südkoreanerin Ban Hyojin, die tags zuvor schon in der Qualifikation die Beste war, wurde vor der 17-jährigen Chinesin Huang Yuting Olympiasiegerin.
Vater der Förderer
Auf den Zuschauerrängen der Anlage in Châteauroux, rund 250 Kilometer südlich von Paris gelegen, sass auch der Vater der Schweizer Medaillengewinnerin. Roland Gogniat, früher selber ein begnadeter Schütze, hatte seine Tochter zum Schiesssport gebracht. Sieben Jahre alt war Audrey Gogniat damals, doch die Freude und Lust am Schiessen hielten sich vorerst in bescheidenem Rahmen. Das überschaubare Interesse war im Nachhinein betrachtet genau das Richtige für sie. «So ist mir das Schiessen nie verleidet.»
Es sollte noch eine längere Zeit dauern, bis Audrey Gogniat das Schiessen aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Es bedurfte dafür ein unerfreuliches Ereignis. Im Alter von 14 Jahren stürzte sie vom Pferd. Die erlittene Beckenverletzung hielt sie zwei Monate vom Schiessen fern. Es war eine Phase, in der ihr bewusst wurde, dass ihr ohne ihren Sport etwas fehlte – obwohl sie sich auf einem noch tiefen Niveau bewegte.
Zwei Jahre später war das Leistungsvermögen schon ein ganz anderes. Audrey Gogniat wurde Schweizer Juniorenmeisterin. Die Basis war gelegt, der Ehrgeiz geweckt, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten hatte sich endgültig im Kopf der Romande festgesetzt.
Dank ihrer Hartnäckigkeit und ihrer Bereitschaft, dem Erfolg alles unterzuordnen, wusste die Schützin aus Le Noirmont ihr Talent zu nutzen. Am Montag erstmals auch auf der grösstmöglichen Bühne.