Reiten Bewährungsprobe für drei Jahre Arbeit hinter den Kulissen

hle, sda

12.1.2023 - 04:01

Andy Kistler im Jahr 2020 bei der Ernennung zum Präsidenten des Weltcup-Turniers in Basel. Erst drei Jahre später steht er vor der Premiere, da die Ausgaben 2021 und 2022 coronabedingt abgesagt werden mussten.
Andy Kistler im Jahr 2020 bei der Ernennung zum Präsidenten des Weltcup-Turniers in Basel. Erst drei Jahre später steht er vor der Premiere, da die Ausgaben 2021 und 2022 coronabedingt abgesagt werden mussten.
Keystone

Andy Kistler kommt erst drei Jahre nach der Ernennung zum Präsidenten des Weltcup-Turniers in Basel zur Premiere. Der CHI Basel beginnt heute Donnerstag und endet am Sonntag mit dem Weltcupspringen.

hle, sda

Der ehemalige Equipenchef der Schweizer Springreiter musste mit der Crew wegen der Corona-Pandemie gleich zwei Absagen verkraften. Der Schwyzer äussert sich zu seinem Einstand in der St. Jakobshalle.

Andy Kistler, Sie sind um den Start als CEO nicht zu beneiden: Zwei Absagen vor dem Ernstkampf. War es je ein Thema, das Handtuch zu werfen?

«Kurz nach der zweiten Absage, die wenige Tage vor der Austragung 2022 erfolgte, war der Frust riesig. Es gab schon grundsätzliche Gedanken, ob das OK alles noch ein drittes Mal auf sich nehmen soll. Aber die positiven Reaktionen aus dem Umfeld liessen uns schnell wieder den Blick nach vorne richten.»

Neben dem persönlichen Frust war wohl auch der finanzielle Verlust immens.

«Wir nennen keine Zahlen, aber es geht um beträchtliche Summen. Insbesondere die kurzfristige zweite Absage ging ins Geld.»

Eine Ausfallversicherung war während der Pandemie nicht möglich. Wie stark kehrte die europäische Turniersport-Szene in die Normalität mit altgewohntem Glanz und Glamour zurück? Gab es viele Opfer?

«Die Normalität kommt zurück. Wir verspüren beim Publikum sogar mehr Appetit als zuvor. Die Tickets für das Wochenende sind bereits weg, die Hospitality-Angebote seit zwei Monaten ausverkauft. Es gibt vereinzelt Veranstalter, die Mühe bekunden. Andere hörten während der Pandemie auf, weil sie schon zuvor in Schwierigkeiten steckten. Aber wie gesagt: Primär spüre ich in Europas Turnierszene einen Nachholbedarf.»

Basel schüttet das höchste Preisgeld aller Weltcup-Stationen aus. Weshalb?

«Wir wollen zu den besten Turnieren der Welt zählen, die besten Reiter mit ihren besten Pferden am Start haben. Das ist unsere Vision. Da gehört das Preisgeld dazu. Insgesamt schütten wir eine Million aus. Mit den 330'000 Franken für die Weltcup-Prüfung erreichen wir die höchste Kategorie. Mehr Weltranglisten-Punkte lassen sich nur bei Final-Prüfungen an Olympischen Spielen oder Titelkämpfen gewinnen. Aber primär kreieren wir einen Anlass in stilvoller Umgebung, bei dem jedermann willkommen ist.»

Sie haben den Anlass in den letzten Jahren im Hintergrund weiter entwickelt. Dies geht schon aus der Bezeichnung CHI statt CSI Basel hervor. Welches sind die wichtigsten Punkte?

«Wir freuen uns auf die Austragung 2023, um Neues auf dem gewünschten Level zu etablieren. Im OK und bei den Helferinnen und Helfern gibt es viele neue Gesichter, insgesamt fand eine Verjüngung statt. Die Veränderungen treiben wir in allen Bereichen voran. Wir haben jetzt Hosts und Hostessen, für die Pferde stehen neu 300 Boxen auf zwei Fussballfeldern bereit, ein zweiter Abreitplatz kam hinzu, auch wegen des Show-Programms mit der Spanischen Hofreitschule Wien. Die Musik ist neu, die Trailer, die Bekleidung oder auch die zusätzliche Speakerin – parfait bilingue. Und im sportlichen Bereich integrieren wir die Dressur mit einem Weltcup auf Fünfsterne-Niveau.»

Basel erhielt im Sommer 2022 den Zuschlag für den Weltcup-Final 2025. Nun haben Sie bereits angekündigt, in zwei Jahren sowohl den traditionellen CHI Basel Mitte Januar als auch den Weltcup-Final Anfang April zu organisieren. Dies hat zuvor noch keine Destination gemacht. Weshalb wagt Basel diesen Schritt?

«Es klingt verrückt, aber es macht Sinn. Das Publikum hat sich mit dem Termin Mitte Januar arrangiert. Wir wollen bei der Stammkundschaft mit dieser Gewohnheit nicht brechen. Zudem spüren wir die grosse Nachfrage im Bereich Hospitality. Die Firmen der Region Basel stehen hinter diesem Anlass, die Tourismusbranche ebenfalls. Der Weltcup-Final verfügt über einen anderen Charakter. Er spricht primär ein internationales Publikum an, das Wettkampf-Programm sieht anders aus, und das Budget liegt um 50 Prozent höher.»