Deutschlands Fussball-Legende Uwe Seeler ist tot. Der Ehrencaptain der Nationalmannschaft starb im Alter von 85 Jahren, wie sein früherer Verein Hamburger SV unter Berufung auf die Familie bestätigte.
«Uns Uwe» war bei vier WM-Turnieren dabei, war WM-Zweiter 1966 in England und WM-Dritter 1970 in Mexiko. Er war als einer der besten Mittelstürmer seiner Zeit die Vereins-Ikone des HSV, für den er zeit seiner aktiven Karriere spielte.
Die Popularität des einstigen Goalgetters gründete nicht nur auf dem sportlichen Ruhm mit vielen Kopfballtoren und Fallrückziehern, sondern auch auf seinen menschlichen Qualitäten. «Das Schönste auf der Welt ist doch, normal zu sein», sagte Seeler vor seinem 85. Geburtstag im November 2021. «Ich bin stinknormal, und das gefällt mir.» Wünsche nach einem persönlichen Gespräch oder Autogrammen schlug er bei seinen Reisen selten aus.
Zu seiner Bodenständigkeit gehörte auch, dass er 1961 einem Millionen-Angebot von Inter Mailand widerstand. Inter-Trainer Helenio Herrera, der drei Tage mit Seeler verhandelt und immer mehr Gehalt angeboten hatte, war schockiert. Noch nie, gestand er, habe er jemanden erlebt, der auf so viel Geld verzichtete. Seeler zog Heimat und Familie vor.
Der Traum vom Gewinn der Weltmeisterschaft blieb unerfüllt. «Trotzdem war alles wunderschön. Ich vermisse nichts», sagte er. Seine Erfolgsbilanz: 404 Tore in 476 Pflichtspielen für den HSV, 72 Länderspiele mit 43 Treffern zwischen 1954 und 1970, dreimal Fussballer des Jahres, deutscher Meister und Cupsieger.
Soweit es seine Gesundheit zuliess, besuchte Seeler die Heimspiele seines HSV. Zuletzt hatte er öfter mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Seit einem unverschuldeten Autounfall 2010 war er auf dem rechten Ohr taub und beklagte Gleichgewichtsprobleme. Ausserdem bekam Seeler einen Herzschrittmacher und musste sich einen Tumor in der Schulter entfernen lassen. Mehrmals war er zuletzt in seinem Haus in Norderstedt nahe Hamburg gestürzt. Einmal hatte er sich dabei die rechte Hüfte und drei Rippen gebrochen. Termine und Einladungen konnte er immer seltener wahrnehmen.
Bereut hat Seeler fast nichts in seinem Leben. «Ich glaube, ich habe so weit alles richtig gemacht. Ich bin zufrieden und meine Familie ist es auch», resümierte er. Nur zwei Dinge bezeichnete er als Fehlentscheide: zum einen die unglückliche Präsidentschaft beim HSV von 1995 bis 1998, als er an den Finanzen und falschen Freunden scheiterte, zum anderen den Bau eines Swimmingpools im eigenen Garten. Beide Male hatte Seeler auf den Rat seiner Frau Ilka nicht gehört.
SDA