Eishockey Colin Muller: «Spielerinnen waren glücklich, aber nicht euphorisch»

sda

12.2.2022 - 11:42

Trainer Colin Muller griff mit einer Coaches Challenge entscheidend ins Geschehen ein
Trainer Colin Muller griff mit einer Coaches Challenge entscheidend ins Geschehen ein
Keystone

Nach dem Einzug in die Halbfinals sprach Colin Muller, der Trainer des Schweizer Frauen-Eishockeynationalteams mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Keystone-SDA, sda

Colin Muller, die Schlussphase war ziemlich aufreibend. Waren Sie nervös?

«Schon ein bisschen. Ein Gegentor kann das ganze Turnier kosten, von daher galt es, die richtigen Entscheide zu treffen. Das ist der Unterschied zwischen einem normalen und einem K.o.-Spiel. Die Schlussphase war hektisch und wirklich schwierig. Aber wir haben gut gekämpft und verdient gewonnen.»

Waren Sie sich beim annullierten 1:2 in der 47. Minute Ihrer Sache sicher?

«Die Frauen an der Bande sahen, dass der Puck draussen war. Darum ist er komisch zurückgesprungen und waren wir ausserhalb unserer Positionen. Zum Glück fiel der Entscheid zu unseren Gunsten aus, man weiss ja nie. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir jedoch ein Penaltykilling (eine missglückte Coaches Challenge hat eine automatische Strafe zur Folge) verkraften können. Beim 2:2 der Russinnen sagten einige, dass es Offside sein könnte. Es war sehr eng. Da war das Risiko einer Coaches Challenge aber zu gross.»

Das entscheidende 3:2 fiel 30 Sekunden nach dem 2:2. Unterstreicht das den Reifeprozess der Mannschaft?

«Eigentlich schon. Es hilft auch, wenn du Alina Müller und Lara Stalder auf dem Eis hast. Alina (schoss die letzten zwei Tore) zeigte eine grossartige Leistung. Das wussten wir, sie ist eine Weltklassespielerin.»

Wie stufen Sie den Erfolg ein?

«Nicht gross anders wie einen Halbfinaleinzug an einer WM. Gegen die Russinnen ist es nie einfach, und sie hatten fast alle Spielerinnen (es gab viele positive Corona-Tests im Team) wieder dabei. Das wussten wir bis vor der Partie nicht. Wir wollten aber ohnehin nicht zu viel auf den Gegner schauen.»

Warum holt Ihr diesmal im Gegensatz zur WM im vergangenen August in Calgary, als ihr Vierter wurdet, eine Medaille?

«Wir haben eine andere Einstellung. An der WM setzten wir alles auf den Viertelfinal. Nach dem Erfolg gegen Russland (3:2 n.V. nach 0:2) waren wir zufrieden mit dem Geleisteten und verloren den Faden. Nun wollen wir mehr. Heute waren die Spielerinnen nach dem Sieg zwar glücklich, aber nicht euphorisch wie an der WM. Wir blieben auf dem Boden, wissen, dass wir noch mehr arbeiten müssen. Das ist wichtig für unseren Prozess.»