Schweizer Cup Der erstaunliche Nachmittag von Joël Mall

sda

2.6.2024 - 19:49

Joël Mall (rechts) hält die Cup-Trophäe zusammen mit Goaliekollege Jeremy Frick
Joël Mall (rechts) hält die Cup-Trophäe zusammen mit Goaliekollege Jeremy Frick
Keystone

Joël Mall wird im Cupfinal zum grossen Helden. Der 33-jährige Goalie von Servette kam, hielt und traf.

Keystone-SDA, sda

Dass der Fussball die seltsamsten Geschichten schreiben kann, muss man keinem der Cupfinalisten vom Sonntagnachmittag erklären. Aber die beste Story von allen Spielern hatte Joël Mall zu erzählen. Der in Baden geborene zypriotische Nationalspieler wurde fast aus dem Nichts heraus zum grossen Cuphelden beim ersten Titel von Servette seit 23 Jahren.

«Es ist ein unglaubliches Szenario», staunte Mall in den Katakomben des Wankdorfs vor einer Handvoll Journalisten. «Es ist der absolute Wahnsinn!» Trainer René Weiler hatte die Idee, Jeremy Frick durch Mall zu ersetzen im Verlauf der Verlängerung. «Es war ein halb spontaner Entscheid», so Weiler. «Ich hatte daran schon in Pilsen gedacht, aber es nicht getan.» Damals, Mitte März, ging das Penaltyschiessen in der Conference League mit Frick im Tor verloren.

«Mental mega parat»

In Bern also schickte Weiler seinen Ersatzgoalie, den er schon seit gemeinsamen Zeiten beim FC Aarau kennt, etwa in der 100. Minute in die Katakomben – mit dem Auftrag, sich auf ein allfälliges Penaltyschiessen vorzubereiten. Diskutiert wurde über den bevorstehenden Goaliewechsel nicht. Weiler fällte den Entscheid alleine und hoffte auch, auf ein kleines mentales Signal Richtung Gegner.

«Ich machte fünf Minuten lang meine Übungen in den Gängen des Stadions. Wir wollten es nicht an die grosse Glocke hängen», erzählte Mall. «Dann bin ich reingekommen und musste gleich einen Schuss parieren, dann kamen noch ein Freistoss und ein Eckball. Ich war froh, als es vorbei war. Für das Penaltyschiessen war ich dann mental mega parat!» Alles verlief wie geplant, ergänzte er seine Ausführungen mit einem breiten Lachen.

Intuition und Glück

Weiler hatte von ihm verlangt, drei Penaltys zu halten, schmunzelte Mall. Dass das Elfmeterschiessen aber so lange sein würde, hatte ihm niemand gesagt und auch nicht, dass er einen Versuch sogar selber verwerten müsste. «Ich war komplett aufs Halten konzentriert. Dann kam der Schiedsrichter auf mich zu und sagte, jetzt müsse ich schiessen. Es war kein sehr guter Penalty von mir, aber ja...»

Seine Leistung mit drei gehaltenen Elfmeter wollte Mall nicht zu hoch bewerten. «Auch Jeremy (Frick) ist gut bei den Penaltys, es wäre mit ihm gleich rausgekommen», versicherte er und verriet, dass er kein richtiges Erfolgsgeheimnis hat. «Ich schaue auf die Laufwege und die Schrittfolge.» Dann sei vieles Intuition... und Glück.