Er stieg 2005 in die Formel 1 ein und verschob die Dimensionen des Sportsponsorings weit über den Autorennsport hinaus. Nun ist der österreichische Energydrink-Pionier Dietrich Mateschitz gestorben.
Sebastian Vettel eilte zwischen den Stellwänden im Fahrerlager von Austin zu Helmut Marko, dem langjährigen Wegbegleiter und Vertrauensmenschen von Dietrich Mateschitz. Ein paar Worte, in beiden Gesichtern die Trauer über die Nachricht zu dem Menschen, der nicht nur ihren Werdegang in der Formel 1 massgeblich mitgeprägt hat. Mateschitz habe geschafft, «wovon andere nicht gedacht hätten, dass es möglich ist – egal in welcher Hinsicht. Jetzt ist es ein grosser Schock für alle, die ihn auf diesem Weg begleitet haben», sagte Vettel.
2005 stieg Mateschitz mit dem eigenen Team ein, natürlich hiess es Red Bull. 2006 kam der italienische Ableger Toro Rosso dazu. Vettel feierte im Toro Rosso seinen ersten Sieg, im Red Bull seinen ersten WM-Triumph. Auch der Weg von Max Verstappen führte via Toro Rosso zu Red Bull – und auf den WM-Thron. «Ohne ihn würde ich jetzt hier nicht sitzen», sagte der Niederländer am Samstag ergriffen, dankbar und traurig.
Stiller Patriarch, grosser Innovator
Die Formel 1 pries Mateschitz als «stillen Patriarchen». Die Öffentlichkeit war nie sein Ding, auch wenn er genau damit sein Imperium aufbaute und die Dimensionen des Sportsponsoring verschob. Eine riesige Liste an Einzelsportlerinnen und -Sportlern, gern auch aus eher unkonventionellen Disziplinen, dazu Fussballklubs wie RB Leipzig oder Red Bull Salzburg.
Über Mateschitz' Tod hatte Red Bull die Mitarbeiter kurz vor Mitternacht MESZ in einer Mail informiert. «In diesen Momenten überdeckt Trauer alle anderen Gefühle. Aber schon bald wird die Trauer Platz machen für Dankbarkeit, dafür, was er verändert, bewegt, bewirkt und so vielen Menschen ermöglicht hat. Wir werden ihm respektvoll und liebevoll verbunden bleiben», hiess es darin: «Unser aller Aufgabe und Verantwortung ist es, sein Lebenswerk in seinem Sinn fortzuführen.»
Mit dem Tod von Mateschitz verliere Österreich nicht nur einen der erfolgreichsten Unternehmer und einen grossen Innovatoren, «sondern auch einen Menschen, der sich Zeit seines Lebens in höchstem Masse für soziale und gesellschaftliche Zwecke engagiert hat», würdigte Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer den reichsten Bürger seines Landes.
Und auch die schärfsten Konkurrenten, sonst gern vereint in Vorwürfen und Anschuldigungen, verneigten sich nun unisono vor dem Lebenswerk des Steirers. Mateschitz sei für ihn der beeindruckendste Unternehmer, «den wir in Österreich je hatten, wenn nicht weltweit», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Der gebürtige Wiener ergänzte: «Er hat eine Marke kreiert und einen Bereich, den es vorher nicht gab. Was er für den Sport gemacht hat und wie viel er dem Sport gegeben hat, hat es davor nicht gegeben.» Ferraris Vorstandschef John Elkann pries die Leidenschaft und den Mut, den Mateschitz als Unternehmer hatte. Er sei ein Mann gewesen, der immer neue Herausforderungen geliebt habe.
«Deine Integrität, Leidenschaft, Vision, dein Antrieb, deine Unterstützung und dein Humor werden niemals vergessen», schrieb Christian Horner bei Instagram. Ihn hatte Mateschitz seinerzeit auserkoren, um den Red-Bull-Rennstall zu führen. Bis heute ist Horner, mittlerweile 48 Jahre alt, der Teamchef. «So viele Leute schulden dir so viel, keiner mehr als ich.»
Pionierarbeit mit Schattenseiten
Mateschitz' Imperium war allerdings auch nicht ohne Schattenseiten. Kritik an den oftmals hochriskanten Sportarten, in und mit denen Red Bull für sich wirbt, gab es immer wieder, bei Werbedrehs kam es auch schon zu tödlichen Unfällen und Stürzen. Oder der hauseigene Sender, der Verschwörungstheoretikern und Querdenkern auch schon eine Plattform gegeben haben soll. Oder die Ablehnung von Red Bull im Fussball unter vielen Fans. Nur ein PR-Konstrukt, heisst es dann. Dass es sich bei seinem Einstieg aber eigentlich nicht um kurzfristige Gewinn-Optimierung handelte, verdeutlicht sein Engagement in und für die Formel 1 wohl am besten.