Am Sonntag steht in Appenzell der Höhepunkt der Schwingsaison an. Beim nur alle 25 Jahre stattfindenden Jubiläumsschwingfest bietet sich den «Bösen» eine einmalige Siegeschance.
Mehr als sieben Jahre sind vergangen, seit Appenzell den Zuschlag für die Austragung des Jubiläumsschwingfestes «125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband» erhalten hat. Damals, am 4. März 2017, ging man im mit 15'000 Einwohnern bevölkerungsärmsten Kanton des Landes noch davon aus, das Fest 2020 auszurichten. Schliesslich jubilierte der 1895 in Bern gegründete Verband in eben jenem Jahr.
Die Corona-Pandemie machte den Veranstaltern jedoch einen Strich durch die Rechnung, weshalb die Jubiläumsausgabe verschoben werden musste. Aufgrund anderer Feste mit eidgenössischem Charakter wurde sie schliesslich gleich um vier Jahre nach hinten versetzt. So findet das Jubiläumsschwingfest 125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband nun am Sonntag statt.
Exklusives Teilnehmerfeld
Der Saisonhöhepunkt in der Hauptstadt des Kantons Appenzell Innerrhoden folgt in der Riege der Feste mit eidgenössischem Charakter auf den Kilchberger Schwinget 2021, das Eidgenössische in Pratteln vor zwei Jahren und den Unspunnen Schwinget im vergangenen Jahr. Nur die besten 122 Schwinger des Landes sind für den alle 25 Jahre stattfindenden Anlass zugelassen. Das Teilnehmerfeld ist damit zwar nicht so exklusiv wie am Kilchberger, an dem nur 60 Schwinger ins Sägemehl steigen. Aber die Dichte ist deutlich höher als am Eidgenössischen, bei dem rund 280 Schwinger um die begehrten Kränze kämpfen.
Die Startplätze wurden der Grösse der Teilverbände entsprechend vergeben. Je 32 Athleten stellen der Bernisch-Kantonale Schwingverband und der Innerschweizer Schwingverband, einen weniger die Nordostschweizer. Vor 18'000 Zuschauern werden auch 14 Nordwestschweizer und 12 Südwestschweizer auf die vier Sägemehlringe treten. Mit Thomas Badat aus Kanada ist zudem ein Auslandschweizer im Teilnehmerfeld vertreten. Der 27-Jährige aus Quebec ist in Appenzell der einzige Schwinger ohne Kranzgewinn.
Nur der Sieg zählt
Wie an den alle sechs Jahre stattfindenden Unspunnen und Kilchberger Schwinget gibt es auch am Jubiläumsschwingfest keine Kränze zu gewinnen – es zählt nur der Sieg. Zum ersten Mal seit dem Unspunnen im August des vergangenen Jahres messen sich die Schwinger sämtlicher Teilverbände miteinander. Die Favoritenrolle teilen sich die gastgebenden Nordostschweizer mit Unspunnen-Sieger Samuel Giger und Werner Schlegel und die Berner mit dem zuletzt herausragenden Fabian Staudenmann und Adrian Walther.
Auch die Innerschweizer haben mit Schwingerkönig Joel Wicki ein heisses Eisen im Feuer. Die verletzungsbedingte Absage des Zuger Hünen Pirmin Reichmuth wiegt jedoch schwer. In der Aussenseiterrolle sind die Nordwest- und Südwestschweizer. Der Triumph eines Westschweizers käme in Anbetracht der Teilnehmerdichte einer Sensation gleich.
Bisher fanden vier Feste mit dem Prädikat «Jubiläumsschwingfest» statt. Auch wenn sie jeweils im Zeichen des 25-, 50-, 75- und 100-Jahr-Jubiläums standen, wurden sie aus verschiedenen Gründen nicht stets im Intervall eines Vierteljahrhunderts abgehalten. Und anders als diesmal standen auch nicht alle bisher durchgeführten Jubiläumsschwingfeste für sich allein. Bei der erstmaligen Austragung 1919 in Langenthal oder zuletzt 1995 in Chur galt das «normale» Eidgenössische Schwing- und Älplerfest gleichzeitig als «Jubiläumsschwingfest». Thomas Sutter, der Schwingerkönig von 1995, gilt deshalb als letzter Sieger eines Jubiläumsanlasses.
Giger, Staudenmann und Co. wollen in Sutters Fussstapfen treten. Es winken nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch Siegermuni «Alpstein».