Simon Ehammer schöpft aus dem 4. Platz im Weitsprung an den Olympischen Spielen zusätzliche Motivation. An der Athletissima in Lausanne bietet sich ihm die Chance zur Revanche.
«Ich konnte es ziemlich rasch objektiv anschauen und mit der Leistung sehr zufrieden sein», antwortete Ehammer auf die Frage, wie lange er gebraucht habe, um den 4. Platz im Weitsprung in Paris zu verdauen. «Ein paar Sachen hätten wir sicher anders machen können. Aber es waren die ersten Olympischen Spiele für mich und das Trainerteam. Wir können nun Erfahrungen daraus ziehen.»
Sein Ziel ist klar. An den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles möchte der 24-jährige Appenzeller bei der Medaillenübergabe nicht mehr aussen vor sein. Deshalb will er nun genau analysieren, warum er es ausser beim Titelgewinn im Siebenkampf an der Hallen-WM im vergangenen März in Glasgow «nie ganz auf den Punkt brachte. Das kann ich mir sicher ankreiden».
Einen Erklärungsansatz hat Ehammer schon. So sei er in Glasgow entspannter gewesen, da er den Wettkampf nach der Schulteroperation im September und der darauffolgenden Reha als «reine Zugabe» betrachtete. «Ich muss versuchen, die Lockerheit durchgehend hinzubekommen», sagte Ehammer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
In einer Luxussituation
Ehammer präsentiert sich im Weitsprung in diesem Jahr so konstant wie noch nie; er übertraf bisher in sämtlichen Wettkämpfen die 8-Meter-Marke. Wäre es keine Option, nur noch auf diese Disziplin zu setzen und den Mehrkampf wegzulassen? «Das ist sicher etwas, mit dem ich mich auseinandersetzen muss. Wir werden Ende Saison Gespräche führen, wie es weitergeht. Ich bin in der Luxussituation, dass ich mich zwischen drei Disziplinen entscheiden kann.»
Ehammer gehört auch über 110 m Hürden mit seiner Bestmarke von 13,38 Sekunden zur erweiterten Weltspitze. Diese Zeit hätte an der EM in Rom zu Bronze gereicht. Und dies, obwohl er nur einmal pro Woche Hürden trainiert. «Da wäre also sicherlich noch einiges möglich», sagt Ehammer. So wäre es für ihn durchaus mal eine Option, «nur» auf Weitsprung und 110 m Hürden zu setzen. Allerdings nicht in naher Zukunft. «Dem Zehnkampf bleibe ich sicher noch für ein, zwei Jahre treu. Ich muss mindestens noch 8500 Punkte (sein Schweizer Rekord beträgt 8468) erreichen. Dann schauen wir weiter.» Ehammer betont aber, dass die letzten Jahre mit dem Fokus auf den Zehnkampf und den Weitsprung «echt gut funktioniert haben».
Kein Müssen mehr
Zuerst einmal will er nun aber zum ersten Mal an der Athletissima, an der sämtliche Medaillengewinner von Paris im Weitsprung gemeldet sind, die 8-Meter-Marke knacken. Allerdings macht ihm eine Fersenprellung zu schaffen. Auch deshalb wird er in Lausanne mit einem anderen Schuh springen, jedoch nicht nur: «Ich möchte etwas probieren. Das ist nach den Olympischen Spielen möglich.» Nach den Spielen in Paris sei eine gewisse Spannung abgefallen. Er müsse nun nichts mehr, sondern dürfe es einfach noch geniessen. «Die Form ist immer noch extrem gut. Es könnte also durchaus etwas Cooles geben.»