13 Podestplätze in bislang 15 Saisonrennen kommen selbst Marco Odermatt «unglaublich» vor. Der Nidwaldner spricht nach Rang 2 in der Lauberhorn-Abfahrt über sich, Aleksander Kilde und Beat Feuz.
Marco Odermatt, als Sie ins Ziel kamen, haben Sie den Kopf geschüttelt. Aber so schlecht war Ihre Leistung in der Lauberhorn-Abfahrt ja gar nicht, oder?
«Im Nachhinein gesehen nicht. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit diesem Podestplatz. Normalerweise reicht es mit 88 Hundertsteln Rückstand auf den Sieger (den Norweger Aleksander Kilde – Red.) nicht zum zweiten Rang. Dementsprechend war auch die Fahrt nicht ganz so gut. Ich hatte zwei, drei kleinere Fehler, auch verschlug es mir die Ski. Einmal hatte ich zudem Glück, dass ich im Rennen bleibe. Das alles zeigte aber auch, wie schwierig es heute mit diesen Lichtverhältnissen und der unruhigen Piste zu fahren war und vor allem wie gut Kilde eben war.»
Sie haben den grossen Abstand zu Kilde erwähnt. Wie erstaunt sind Sie darüber?
«Es zeigt einfach, dass es momentan fast unmöglich oder zumindest sehr, sehr schwierig ist, Kilde zu bezwingen.»
Nach dem Training am Mittwoch hatten Sie ein bisschen mit der Startkurve gehadert. Kam es Ihnen deshalb gelegen, dass die Abfahrt nicht von ganz oben gestartet werden konnte?
«Man konnte schon früh am Morgen feststellen, dass es wegen des starken Windes im oberen Teil mit einer fairen Abfahrt von ganz oben sehr schwierig werden würde. Deshalb war mit diesem Entscheid zu rechnen. Gleichwohl wäre ich gerne von ganz oben gestartet. Ich muss lernen, diese Kurve zu fahren, wenn ich je einmal die klassische Lauberhorn-Abfahrt gewinnen will.»
Gibt es Fahrer, hinter denen Sie lieber Zweiter werden als andere?
«Grundsätzlich schon. Aber irgendwann darf dann auch wieder einmal ein anderer Fahrer gewinnen als Kilde. Er ist sehr dominant im Moment. Aber klar, ihm mag ich es schon mehr oder weniger gönnen. Er ist ein guter Typ, von dem her alles okay.»
Das Hotel, in welchem das Schweizer Team heuer in Wengen logiert, befindet sich nahe der Party-Meile. Wie gut konnten Sie bei all dem Lärm einschlafen?
«So von 20 bis 22 Uhr empfand ich die Musik als Motivation. Es war wohl eine Riesenstimmung im Dorf. Das ist doch schön, wenn Fans so feiern können. Irgendwann habe ich dann Ohropax genommen, ab da ging es tipptopp mit schlafen.»
Mit Wengen ist in dieser Weltcup-Saison zugleich auch Halbzeit. Sie stehen nach 15 gefahrenen Rennen bei 13 Podestplätzen, was beinahe unglaublich ist – auch für Sie?
«Unglaublich trifft es gut. Diese Konstanz über drei Disziplinen und fast immer auf dem Podest zu sein, das ist ein Wahnsinn.»
Noch ein paar Worte zu Beat Feuz: Wie stark wird er fehlen?
«Logischerweise wird er fehlen. Immer, wenn ein solch grosser Athlet geht, entsteht eine Lücke. Aber gerade heute (mit neben Feuz fünf weiteren Fahrern in den Top 13) konnten wir zeigen, dass diese Lücke sportlich hoffentlich nicht lange bestehen bleibt. Genial zum Beispiel, was heute Alexis Monney (10. Rang mit Startnummer 37) gezeigt hat.»
Und menschlich?
«Wird uns Beat natürlich fehlen. Er ist ein cooler Typ und ein sehr sympathischer Mensch, der immer bereit war, jedem Athleten zu helfen. Das werden wir vermissen.»