Teil 3 Fairplay – und das Gegenteil davon (3/40)

Beni Thurnheer

12.6.2018

Fairplay – noch so ein englischer Begriff. Er wird im Fussball gross geschrieben, wenigstens in der Theorie.

Unter Fairplay versteht man ein anständiges, sauberes, gerechtes, ehrenhaftes, vorbildliches Verhalten.

Fairness bedeutet, dass man den Gegner achtet und die Spielregeln ihrem ursprünglichen Sinne nach respektiert. Ein fairer Spieler macht z. B. den Schiedsrichter darauf aufmerksam, dass er selbst und nicht der Gegner den Ball ins Out spediert hat. Vor allem aber verzichtet er auf jedes Mätzchen, um sich Vorteile zu erschleichen wie z. B. versteckte Fouls, Schwalben oder Provokationen.

Währenddem im Junioren- und im Amateurbereich Fairness im Allgemeinen selbstverständlich ist, sieht es ‹ganz oben› etwas anders aus. Wo es mit einem einzigen Tor um Millionensummen geht und die Trainer jedes kleinste Detail zum Nutzen der eigenen Mannschaft zu beeinflussen suchen, ist Fairness bloss noch ein Luxus, den sich die Erfolgreichen leisten können. Wie viele Schiedsrichterpfiffe zu Lasten des Gegners werden durch zweifelhafte, simulierte, ja betrügerische Aktionen provoziert! Ungefoulte Gefoulte lassen sich fallen und krümmen sich vor Schmerz. Freistoss-Schützen verlegen den Tatort und damit den Ball um einige Meter in Richtung gegnerisches Tor. Spieler ‹pflaumen› den Schiedsrichter an.

Theorie vs. Praxis

Dies ist die heutige, reichlich unfaire Praxis. Die Jungen geraten in Versuchung, auch hier ihren Vorbildern nachzueifern, und gebärden sich statt fair lieber ‹clever›, ‹abgebrüht›, ‹schlitzohrig›, ‹ausgefuchst›, ‹profihaft›: lauter Begriffe, welche die Medien nicht nur eingeführt, sondern auch noch mit einem positiven Inhalt besetzt haben. Wer nicht erwischt und bestraft wird, so die unterschwellige Botschaft, hat seine Sache gut gemacht. Wie unfair!

Faire Sportler sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Deshalb werden immer wieder Fairplay-Aktionen durchgeführt und Fairplay-Preise verliehen. Geehrt werden damit Fussballer, die eigentlich etwas völlig Normales getan, nämlich sich fair verhalten haben. Wäre Fairness bei der Kür der weltbesten Fussballer ein gewichtiges Kriterium, dann sähe die Auswahl an Kandidaten ziemlich kümmerlich aus!


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