Bergsteigen Hoch hinaus: Klettern wird zum Trendsport

Cornelia Alig

23.9.2017

Ob am Fels oder in der Halle: Sportarten wie Bouldern, Sportklettern oder Bergsteigen sind im Trend. Doch worauf muss man achten?

Zum zweiten Mal fand in Andermatt das Mammut Alpine Festival statt. Dabei trafen sich Gleichgesinnte, um gemeinsam auf Touren zu gehen, etwa auf den Pizzo Lucendro oder das Gross Muttenhorn, in Workshops ihre Boulder- oder Klettertechnik zu verbessern oder sich nötiges Wissen in den Bereichen Bergsteigen und Trail Running anzueignen.

Auch bekannte Bergsportler waren vor Ort, wie die Mammut Pro Team Athleten Dani Arnold, der neben seinem Vortrag den Workshop Bergsteigen leitete und dabei vertieft auf Sicherheit und Seiltechnik einging, und Andrea Huser, Schweizermeisterin im Trail Running.

Sicherheit ist das oberste Gebot

Dass der Klettersport immer beliebter wird, zeigt sich nicht nur am Mammut Alpine Festival: Klettern hat sich zum Breitensport entwickelt. Immer mehr Menschen zieht es in die Vertikale – Kletterhallen schiessen wie Pilze aus dem Boden. Denn nicht nur der Fels wird immer reizvoller, auch in Grossstädten sucht man den Ausgleich an der Wand.

Der Workshop Klettern musste wegen des regnerischen Wetters in die Kletterhalle in Ambri TI verschoben werden. Doch auch in der Halle gelten die gleichen Regeln wie am Berg. «Sicherheit ist das oberste Gebot», sagt Markus «Moses» Moosbrugger, Bergführer der Mammut Alpine School - und ging auf Sicherungstechnik genauso ein, wie auf das individuelle Können an der Wand.

Rund sieben Stunden dauerte der Workshop - genug Zeit, um im Hinblick auf das Felsklettern zusätzlich zu üben, wie man sich selber abseilen kann oder einen Einblick zu bekommen, wie man seinen Kletterpartner bei Mehrseillängen sichert.

Daniel Arnold: Der Schnell-Kletterer

Bouldern: Klettern in Absprunghöhe ohne Seil

Zum Oberbegriff «Klettern» zählt aber nicht nur das klassische Sportklettern am Seil, sondern auch Bouldern – Klettern in Absprunghöhe ohne Seil und Gurt an Felsblöcken, Felswänden oder künstlichen Kletterwänden. Der klassische «Boulder» besteht meist aus vier bis acht Kletterzügen, die den Boulderer an seine Leistungsgrenze bringen sollen – physisch und kognitiv. Denn beim Bouldern kommen viele Komponenten zusammen wie Kraft, Koordination, Technik oder Taktik. Ausserdem bedarf es an Kreativität und Körperbeherrschung.

Zur Ausrüstung eines Boulderers gehören neben Kletterfinken eine oder mehrere Bouldermatten, welche den Aufprall dämpfen, Magnesium, welches dazu dient die Hände schweissfrei zu halten und eine Boulderbrush oder konventionelle Zahnbürste, mit der die Griffe bei Bedarf geputzt werden.

«Spotter» wird die Person genannt, welche den Boulderer im Falle eines Sturzes auffängt, respektive dafür sorgt, dass er auf den Bouldermatten landet. «Hooken» bedeutet Einhaken in einen Tritt mit Ferse oder Fussspitze, um den Körper in eine stabile Position zu bringen.

Anfänger sollten einen Kurs besuchen

Beim Sportklettern braucht man zusätzlich einen Anseilgurt und ein Seil sowie einen Partner, der einen sichert. Ausserdem Karabiner, je nach Umgebung Expressschlingen und Klemmgeräte (zum Beispiel Friends). Mögliche Routen findet man in Kletterhallen – bis irgendwann der Wunsch wächst, an richtigen Felswänden zu klettern, wo auch Mehrseillängen-Routen, die Königsdisziplin des Sportkletterns, möglich werden.

«Wer anfängt zu klettern, sollte einen Kurs in der Halle besuchen, um vor allem die Sicherungstechnik zu erlernen», empfiehlt Bergführer Hans-Peter Brehm. Mit einen abgeschlossenen Kurs bekommt man schliesslich auch die Lizenz selbständig in Hallen klettern zu können. «Die meisten Kletterer gehen schliesslich nach draussen, sobald sie im Vorstieg klettern und sichern können - und die nötige Routine haben.»

Draussen ist die Bandbreite an Möglichkeiten enrom und der Unterschied zur Halle deutlich. Selbst in perfekt abgesicherten und regelmässig sanierten Klettergärten machen vor allem die fest installierten Sicherungspunkte (Bohrhaken) den Einstieg ins alpine Klettern einfacher.

Doch schon hier zeigt sich: Können lässt sich nicht immer eins zu eins auf das Klettern am Fels übertragen, weil die Felsstruktur komplexer ist und man hier kein einheitliches Raster wie in der Halle findet. Schwieriger wird es dann zusätzlich an ausgesetzten Wänden, die nur im traditionellen Stil mit selbst gelegten Sicherungen begangen werden können. «Hier werden viel Erfahrung, regelmässiges Training und eine gute Tourenplanung dann noch wichtiger», informiert der Bergführer.

Alpines Klettern braucht mehr Erfahrung

Die Abgrenzung vom Sportklettern zum alpinen Klettern ist fliessend und viele alpine Kletterrouten sind bereits so gut gesichert, dass sie dem Sportklettern dienen. Doch verlangt alpines Klettern weitaus mehr Erfahrung und Zuverlässigkeit, denn mit der Schwierigkeit steigen auch die Anforderungen, die über die reine Klettertechnik hinausgehen.

Neben dem Vertrauen in den Kletterpartner, müssen Faktoren wie die Beschaffenheit der Wand, die Absicherung oder das Wetter richtig beurteilt werden.

Auch sein eigenes Können sollte man dazu in Relation setzen, um vor allem in stressigen Momenten oder technisch anspruchsvollen Passagen Konzentration zu bewahren sowie bestimmte Techniken beherrscht werden, wie Sichern, Nachsichern, Stand bauen, Routenverlauf finden, Kommandos, ect.

Schweizer Multisportlerin: Andrea Huser
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