Lara Gut-Behrami sichert sich beim Weltcup-Final in Saalbach mit Rang 7 zum fünften Mal die Super-G-Kristallkugel und zeigt sich im Interview darüber stolz.
Gut-Behrami sagt zudem, dass man den Abgang ihres Konditionstrainers Alejo Hervas nicht überbewerten dürfe und dass sie zumindest noch ein Jahr weiterfahre. Für die Olympischen Spiele 2026 in Italien fehle ihr aber «momentan die Kraft und Energie».
Lara Gut-Behrami, kann man sich daran gewöhnen, Kristallkugeln zu gewinnen?
«Keinesfalls. Wenn man die Kugel holt, dann bedeutet das, dass man während der ganzen Saison sehr konstant gefahren ist. Es bedeutet auch, dass man eine Vielzahl an Tagen investiert hat und sich fokussiert hat auf das, was man machen will. Man versucht, das Bestmögliche zu erreichen. Diese Kugel ist das Resultat von ganz viel Arbeit.»
Am letzten Sonntag, als Sie mit Platz 10 den Triumph im Gesamt- und Riesenslalom-Weltcup sicherstellten, haben Sie gesagt, dass Sie am Start recht nervös gewesen seien. Wie haben Sie sich am Start des Super-G gefühlt?
«Es war definitiv anders, besser als am Sonntag. Da empfand ich es als komplizierter, weil ich auf eine intelligente, aber nicht unbedingt schnelle Art Ski fahren wollte. Das wollte ich so nicht noch einmal erleben. Deswegen war es heute für mich einfacher, selbst bei diesen weichen Bedingungen, bei denen ich ansonsten oft auch Mühe habe. Klar gab es einige kleine Fehler, aber ich bin mit dem 7. Platz – auch wenn dieser nicht als ausserordentlich erscheint – zufrieden. Es war eine meiner besten Leistungen bei solchen Verhältnissen.»
Sie wussten, dass Ihnen der 8. Platz zum Gewinn der Disziplinen-Wertung reicht. Sind Sie taktisch gefahren?
«Nein. Ich habe mich gut gefühlt und versucht, zu attackieren und das Rennen zu gewinnen. Dazu fehlte mir allerdings mehr als eine halbe Sekunde. Ich habe also noch Arbeit vor mir. Natürlich ist die Freude gross, am Ende der Super-G-Saison die Kugel zu gewinnen.»
Innerhalb von zehn Jahren haben Sie im Super-G fünfmal die Kugel gewonnen. Kann man das als 'Ihre' Disziplin bezeichnen?
«Es ist nicht 'meine' Disziplin. Aber sicherlich meine bevorzugte Disziplin. Ich bin sehr zufrieden über meine Konstanz im Super-G und darüber, dass ich mit den Besten mithalten kann. Obwohl ich nicht mehr die Jüngste bin. Auf diese Konstanz bin ich stolz.»
Sie haben mit fünfmal Super-G-Kristall zu den Rekordsiegerinnen Katja Seizinger und Lindsey Vonn aufgeschlossen. Was bedeutet Ihnen das?
«Das wusste ich vorher nicht. Es ist natürlich schön. Gerade weil der Super-G meine Lieblingsdisziplin ist.»
In dieser Woche gab es in Ihrem Umfeld Unruhe. Sie haben Ihren Konditionstrainer Alejo Hervas vor den letzten zwei Saisonrennen nach Hause geschickt. Das sorgte für viele Schlagzeilen. Wie gut kamen Sie mit der ganzen Situation zurecht?
«Trainer kommen und gehen. Das ist an sich kein Problem. Aber wenn man so eng zusammenarbeitet, dann braucht es Vertrauen und Loyalität. Er hat auch in der Öffentlichkeit gesagt, dass er bis zu meinem Karriereende bei mir bleibt. Er hat mir gegenüber immer wieder betont, wie wichtig ihm dieser Job ist und wie stolz er darauf ist. Dann aber trifft er – während ich mich auf die Rennen konzentriere und versuche, die grosse Kristallkugel zu gewinnen – andere Abmachungen. Damit war für mich die Voraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr gegeben.»
Sie haben das Ende Ihrer Karriere erwähnt. Das ist noch nicht jetzt, oder?
«Nein, ich fahre sicher noch ein Jahr. Aber die Olympischen Spiele sind für mich eher zu weit weg. Da bräuchte es viel, dass ich noch mitfahre. Im Moment glaube ich nicht, dass ich dafür die Kraft und Energie noch habe. Aber das ist noch weit weg. Also ein Jahr ist sicher, und wenn ich dann zurücktrete, werde ich das schon sagen.»
Wie wichtig ist es für Sie, Hervas zu ersetzen und nochmals eine wichtige Bezugsperson zu finden und in Ihr Umfeld einzufügen?
«Mein Vater war immer meine Bezugsperson. Man muss also diese Geschichte (um den Abgang von Hervas – Red.) nicht grösser machen als sie ist. Zudem schätze ich extrem, dass ich das ganze Team von Swiss-Ski und die ganze Frauen-Equipe um mich herum habe. Sie alle unterstützen mich unglaublich. Diese Nähe schätze ich sehr. Es gilt also, den Ball flach zu halten. Diese Geschichte ist kein Weltuntergang. Ich habe ein unglaubliches Team um mich, und wir arbeiten ganz einfach weiter.»
Ein letztes Rennen in dieser Saison steht noch aus. Die Abfahrt am Samstag, da...
«...ist die Ausgangslage sehr ähnlich zum Super-G. Ich will es deshalb wieder gleich angehen wie heute und nicht etwa taktieren und auch nicht an das mögliche Resultat denken. Sondern ich will vielmehr wieder am Start stehen mit der Absicht, so schnell wie möglich den Berg runter zu fahren.»