Deutschland Leverkusen und die starken Herausforderer

sda

23.8.2024 - 04:00

Granit Xhaka strebt mit Leverkusen ab Freitag die erfolgreiche Titelverteidigung an.
Granit Xhaka strebt mit Leverkusen ab Freitag die erfolgreiche Titelverteidigung an.
Keystone

Vieles deutet in der am Freitag beginnenden Bundesliga-Saison auf einen Dreikampf um den Meistertitel hin. Die ersten Herausforderer von Titelverteidiger Leverkusen sind Bayern München und Dortmund.

Keystone-SDA, sda

Einen Meistertitel in Deutschland zu verteidigen ist eine komplizierte Sache. Nur vier Klubs haben das in 61 Jahren Bundesliga erfolgreich geschafft: Rekordchampion Bayern München natürlich und Borussia Dortmund in diesem Jahrhundert sowie der Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach in den 1970er- beziehungsweise 1980er-Jahren.

«Wir wissen, dass die Erwartungen viel höher sein werden als letzte Saison», bringt Leverkusens Spielmacher Granit Xhaka das Problem der Titelverteidigung auf den Punkt und gibt auch gleich die Lösung vor: «Wir hatten eine tolle letzte Saison. Aber das ist vorbei.» Man müsse nach vorne schauen und nicht über das Erreichte nachdenken. «Wir müssen sehen, in welchen Bereichen wir uns verbessern können.»

Im Sommer hat Leverkusen gute Vorarbeit geleistet, um auf den ersten gleich den zweiten Meistertitel folgen zu lassen. Dabei ging es in erster Linie darum, das Team zusammenzuhalten, das letzte Saison ungeschlagen zum Double gekommen und in der Europa League erst im Final gescheitert ist – was bis auf die Rückkehr des ausgeliehenen Josip Stanisic zu Bayern München gelungen ist. Vor allem der Verbleib von Trainer Xabi Alonso schätzt Xhaka hoch ein: «Trotz der Angebote ist er bei uns geblieben und glaubt daran, dass dieses Team den nächsten Schritt machen kann.»

Grosse Investitionen in München

Der nächste Schritt Richtung Konstanz und grosse Erfolge ist in Deutschland immer ein Schritt Richtung Bayern München. Auf die erste Saison ohne Titel seit 2011/2012 reagierten die Münchner mit einem neuen Trainer (Vincent Kompany) und Investitionen von fast 130 Millionen Euro. Die Defensive wurde mit dem Japaner Hiroki Ito von Stuttgart und dem Portugiesen João Palhinha von Fulham verstärkt, die Offensive mit dem jungen, von Crystal Palace gekommenen Flügelspieler Michael Olise, der vor Kurzem entscheidend zu Frankreichs Olympia-Silber beigetragen hat und mit 53 Millionen Euro der teuerste Neuzugang der Bundesliga-Saison ist.

Auch Dortmund um den Schweizer Nationalkeeper Gregor Kobel hat aufgerüstet. Mit Maximilian Beier, Waldemar Anton und Pascal Gross stiessen drei deutsche EM-Teilnehmer zum Champions-League-Finalisten. Zudem kompensiert neben Beier der ehemalige Stuttgarter Serhou Guirassy den Abgang von Niclas Füllkrug zu West Ham. Geleitet wird das Team, das im Vergleich zur Vorsaison nicht mehr auf die Routiniers Marco Reus und Mats Hummels zählen kann, vom jungen Coach Nuri Sahin, der mit seinen 35 Jahren sogar drei Jahre jünger ist als Vincent Kompany.

Die neuen aus der Super League

Der Blick auf die Bundesliga-Trainer offenbart, dass die Klubs es auf diesem Posten gerne jung und abwechslungsreich haben. Frank Schmidt, der Heidenheim seit fast 17 Jahren trainiert, ist die grosse Ausnahme. Sonst gibt es keinen Coach, der länger als drei Jahre im Amt ist. Der Luzerner Gerardo Seoane ist nach einer kompletten Saison bei Borussia Mönchengladbach schon einer der dienstälteren und mit seinen 45 Jahren altersmässig bloss im Mittelfeld. Der älteste Coach ist der von St.Gallen zu Bochum gestossene Peter Zeidler mit 62 Jahren.

Die beliebte Transferachse Super League nach Bundesliga blieb in diesen Wochen ansonsten sehr ruhig. Als einziger Schweizer wechselte der frühere YB-Verteidiger Aurèle Amenda von der Super League nach Deutschland, zu Eintracht Frankfurt. Auch so ist die Schweiz im Nachbarland gut vertreten. Nur Frankreich und Österreich stellen mehr Bundesliga-Legionäre als die Schweiz mit ihren 14 Spielern, die mit ganz unterschiedlichen Erwartungen in die neue Saison gehen.

Rieder und Stergiou als Verfolger

Neben Nati-Captain Xhaka und dem eben zum Nati-Stammgoalie aufgestiegenen Kobel dürften auch die beiden Stuttgarter, der von Rennes ausgeliehene Fabian Rieder und der von St.Gallen definitiv übernommene Leonidas Stergiou, um die vorderen Plätze mitspielen. Der für die Champions League qualifizierte VfB scheint zusammen mit Leipzig, das Dani Olmo an Barcelona verloren hat, erster Verfolger von Leverkusen, Bayern und Dortmund zu sein.

In Mönchengladbach unter Seoane werden Nico Elvedi und Jonas Omlin versuchen, die sehr enttäuschende letzte Saison vergessen zu machen. Auch Edimilson Fernandes und Silvan Widmer in Mainz, Cédric Zesiger in Wolfsburg und Ruben Vargas in Augsburg hoffen, den Abstiegsrängen nicht mehr so nahe zu kommen wie im letzten Frühjahr.

Noah Loosli dürfte mit Bochum hart um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Das Team von Coach Zeidler ist zusammen mit den Aufsteigern St. Pauli und Holstein Kiel erster Abstiegsanwärter. Johan Manzambi und Bruno Ogbus, die beiden Schweizer Junioren-Internationalen beim SC Freiburg, streben möglichst viele Einsatzminuten an. Verteidiger Ogbus stand im Cup am letzten Wochenende schon mal in der Startformation.

Programm und Statistik:

Bundesliga. 1. Runde. Freitag, 23. August: Mönchengladbach – Leverkusen. – Samstag, 24. August: Leipzig – Bochum, Hoffenheim – Kiel, Mainz – Union Berlin, Freiburg – Stuttgart, Augsburg – Bremen, Dortmund – Eintracht Frankfurt. – Sonntag, 25. August: Wolfsburg – Bayern München, St. Pauli – Heidenheim.

Die Schweizer Bundesliga-Legionäre (14): Aurèle Amenda (Eintracht Frankfurt), Nico Elvedi (Mönchengladbach), Edimilson Fernandes (Mainz), Gregor Kobel (Dortmund), Noah Loosli (Bochum), Johan Manzambi (Freiburg), Bruno Ogbus (Freiburg), Jonas Omlin (Mönchengladbach), Fabian Rieder (Stuttgart), Leonidas Stergiou (Stuttgart), Ruben Vargas (Augsburg), Silvan Widmer (Mainz), Granit Xhaka (Leverkusen), Cédric Zesiger (Wolfsburg).

So verlief die Saison 2023/24. Meister: Leverkusen. – Champions League: Stuttgart (2.), Bayern München (3.), Leipzig (4.), Dortmund (5./zusätzlicher Platz dank dem UEFA-Koeffizienten). – Europa League: Eintracht Frankfurt (6.), Hoffenheim (7.). – Conference League: Heidenheim (8.). – Absteiger: Köln (17.), Darmstadt (18.). – Aufsteiger: St. Pauli (1.), Holstein Kiel (2.). – Torschützenkönig: Harry Kane (ENG/Bayern München) 36 Tore. – Cupsieger: Leverkusen.