Mit Max Heinzer tritt der erfolgreichste Schweizer Fechter der letzten Jahre ab. Vor der Heim-EM in Basel gibt der 36-jährige Schwyzer seiner Karriere sehr gute acht von zehn Punkten.
Max Heinzer war in den letzten fast zwei Jahrzehnten der Wirbelwind der Schweizer Fechtszene. Zum einen mit seinem spektakulären, angriffigen Stil, zum anderen mit seiner für den Traditionssport ungewöhnlichen Sponsorensuche und Trainingsoptimierung. Vor allem aber garantierte der Tausendsassa aus Küssnacht am Rigi Spitzenresultate.
Der Enthusiasmus für seinen Sport ist aus jedem Wort Heinzers herauszuhören. Im März zog er sich einen Adduktorenriss zu, spätestens nach der verpassten Olympia-Qualifikation des Schweizer Teams hätte er den Degen auch an den berühmten Nagel hängen können. So wollte der Schwyzer aber nicht abtreten. «Den Kollegen vom Sofa aus zuzuschauen hätte zu sehr geschmerzt», sagt er mit einem Lächeln. Stattdessen will Heinzer am Donnerstag im Einzel, nur 70 Tage nach der Operation, und am Samstag mit dem Team noch ein letztes Mal auf der Planche angreifen.
Die Emotionen geniessen
Er kann dies mittlerweile ohne Druck tun. «Natürlich bin ich nicht in der Form meines Lebens», weiss Heinzer. Er habe diese Woche zwei Ziele – ein gutes Niveau hinbekommen, aber auch die Emotionen und die letzten Eindrücke vom Wettkampf-Fechten geniessen.
Es wird ein versöhnliches Ende der Karriere sein, auch wenn Heinzer sich dieses erst in ein paar Wochen später gewünscht hätte, bei den Olympischen Spielen. Es wären seine vierten gewesen, doch das Team verpasste die Qualifikation für Paris hauchdünn. So bleibt seine Laufbahn ohne die Krönung durch eine Olympiamedaille.
Ärgern tut er sich darüber schon lange nicht mehr. «Es ist vielleicht das i-Tüpfelchen, das fehlt», stellt Heinzer fest. Aber er hätte für die Karriere, die er gemacht hat, «ohne zu überlegen sofort unterschrieben». Er sei ja sehr ehrgeizig, aber man lerne mit der Zeit, dass es im Leben selten 10 von 10 gebe. «Ich würde sagen, ich habe acht von zehn erreicht. Und damit bin ich sehr happy.»
Rolle des Fahnenträgers als Höhepunkt
Dazu gehören 18 Weltcupsiege (zehn im Einzel) und 19 WM- und EM-Medaillen. Auch mit den Olympischen Spielen, bei denen er mehrere Male als aussichtsreicher Medaillenkandidat gescheitert ist, hat Heinzer spätestens 2021 Frieden geschlossen. Vor drei Jahren durfte er zusammen mit Mujinga Kambundji bei der Eröffnungsfeier die Schweizer Fahne ins Stadion tragen. «Das hat mir sehr viel bedeutet, und ich habe es vielleicht noch mehr genossen als einen Wettkampf.»
Zuhause, erzählt Heinzer strahlend, sei er ja sowieso schon länger die Nummer 1. Der begeisterte Hobby-Fischer ist mittlerweile dreifacher Familienvater. «Das hat den Fokus schon ein wenig verändert.» Das Fechten bleibt aber auch in Zukunft ein wichtiger Lebensinhalt. Vor gut drei Wochen wurde der Innerschweizer in einer Kampfwahl mit 70 zu 31 Stimmen überzeugend zum neuen Präsidenten des Schweizerischen Fechtverbandes gewählt.
Nun wird er sich bald daran machen, frischen Wind in einen etwas verstaubten Verband zu bringen. «Der Sport liegt mir nach wie vor sehr am Herzen», betont Heinzer. «Es ist für mich eine Möglichkeit, der breiteren Fechtgesellschaft in der Schweiz etwas zurückzugeben.» Er habe auf allen Ebenen viele Erfahrungen sammeln können und sei in einem kleinen Klub, der Fechtgesellschaft Küssnacht, gross geworden. Deshalb ist er auch unbelastet von den Machtkämpfen zwischen den grossen Fechtklubs, die es in der Vergangenheit ab und zu gegeben hat.
Innovative Ideen
Heinzer macht keinen Hehl daraus, dass er glaubt, dass man «seinen» Sport besser promoten kann. «Man könnte sicher da und dort etwas innovativer sein», ist er überzeugt. «Ich und mein Team haben da einige Ideen.» Er verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele. Im Spitzensport soll Fechten auch 2028 an den Olympischen Spielen in Los Angeles vertreten sein. Und er will den Sport in der breiten Öffentlichkeit bekannter machen, über die Schulen, aber auch, in dem man die Vereine besser unterstützt. Ganz gratis wird Heinzer das Amt nicht ausführen, auch wenn die Entschädigung noch nicht im Detail geklärt ist. Er macht aber klar: «Das Ziel ist, dass ich mehr Geld hereinhole als ich koste.»
Vorher ist Heinzer aber noch einmal aktiver Sportler. In den Jahren, als er zu den Top 5 gehörte, ärgerte er sich etwas über die kurze Kampfdauer und die damit verbundene Unvorhersehbarkeit des Fechtens, nun ist er froh darüber. «Ich könnte sicher nicht mehr eine Saison dominieren, aber an einem Tag kann ich immer noch jeden schlagen.»
ck, sda