Super League Nach der Erfahrung wird der FC Zürich Meister

plh, sda

20.12.2021 - 19:24

Die Hinrunde der Super League ergibt für die zweite Hälfte im Frühling eine eher unerwartete Ausgangslage. Kann der FCZ seinen Vorsprung – derzeit sind es sieben Punkte – verteidigen?

Keystone-SDA, plh, sda

Hatten sich in den letzten acht Saisons immer entweder der FC Basel oder die Young Boys den inoffiziellen Titel des Wintermeisters gesichert, ist nach den ersten 18 Runden der FC Zürich drauf und dran, an seine besten Zeit in der Super League anzuknüpfen. Die Grasshoppers waren – 2012/13 – der bislang letzte Wintermeister, der nicht Basel oder YB hiess.

Was bedeuten nach den Erfahrungen in der Zeit der Super League (ab 2003/04) die sieben Punkte Vorsprung, die der FCZ auf den FCB herausgeholt hat? Und was bedeuten die acht Punkte Reserve auf den Serienmeister YB? In den 18 absolvierten Super-League-Saisons waren Wintermeister und Meister nur gerade viermal nicht identisch. Am grössten Umschwung waren just Basel und Zürich beteiligt. Der FCB nahm 2005/06 ein Polster von acht Punkten auf den FCZ ins Frühlingspensum mit. Den Rest vergisst man nie: In der 93. und fast letzten Spielminute der Meisterschaft am 13. Mai 2006 schoss Iulian Filipescu die Zürcher im St.-Jakob-Park zum 2:1-Sieg. Der FCZ glich auf 78:78 Punkte aus und wurde dank der um fünf Tore besseren Tordifferenz Meister.

Den zweitgrössten Umschwung registrierte man in der Saison 2009/10. Die Young Boys hatten sieben Punkte Vorsprung auf Basel herausgeholt. Die Berner verspielten alles und lagen nach der verlorenen «Finalissima» im Wankdorf drei Punkte hinter den Baslern. In jener Saison zementierte sich der Begriff des «Veryoungboysens». Die Statistik, wonach massive Umschwünge selten sind, müsste dem Klub von Präsident Ancillo Canepa also Mut machen.

Der Aufschwung des FC Zürich hat einiges mit dem neuen Trainer André Breitenreiter zu tun, mit etwas Glück in einigen Spielen und mit der Tatsache, dass das ausgeglichene, nicht stark veränderte Kader weitgehend von Verletzungen verschont geblieben ist.

Unzufriedenheit in Basel

Der FCZ verlor diesen Herbst zwei Spiele (in Bern und in Basel), der FCB sogar nur eines. Den Rückstand handelten sich die Basler via Unentschieden (9) ein. Der Mehrheitsaktionär David Degen betrachtet, wie er kürzlich in einem Interview unterstrich, das von ihm selber kräftig aufgerüstete Kader als das stärkste der Liga, auch stärker als das Kader der Young Boys. Degens offen ausgesprochene Unzufriedenheit ist deshalb logisch, und vielleicht wird der vierte Trainerwechsel dieser Super-League-Saison am Rheinknie vonstatten gehen. Schon in den nächsten Tagen könnte die kurze Zeit von Cheftrainer Patrick Rahmen ablaufen.

Nebst den in jedem Halbjahr ordentlichen Trainerwechsel in Sitten – von Marco Walker zum bislang erfolgreicheren Paolo Tramezzani – gab es ausserordentliche Trainerabsetzungen in Lugano und Luzern. Im Tessin machte Mattia Croci-Torti die Mannschaft zu einer der angenehmen Überraschungen des Herbsts. In Luzern ist der definitive Nachfolger von Fabio Celestini noch nicht installiert.

Geduld in Bern

«Geyoungboyst», sagen und schreiben die YB-Fans heute gern, wenn ihr Verein wieder etwas gewinnt. Und dies passiert seit vier Jahren in sehr regelmässigen Abständen. Cheftrainer David Wagner hat in diesem Herbst einen Punkt weniger geholt als Patrick Rahmen – und deutlich weniger Punkte als in den letzten vier Hinrunden seine Vorgänger Adi Hütter und Gerardo Seoane. Aber die Klubleitung in Bern weiss, dass Wagner wegen der ungewöhnlich vielen Verletzung nie die Möglichkeit hatte, mit der besten Mannschaft anzutreten. Die Rückkehr zahlreicher Leistungsträger in der Winterpause ist für YB ein Potential für den Frühling.