Rad Nach Olympia-Zeitfahren haben die Stefans eine Gemeinsamkeit mehr

hle, sda

27.7.2024 - 20:14

Stefan Küng (sitzend) und Stefan Bissegger (auf dem Velo) nach dem olympischen Zeitfahren in Paris
Stefan Küng (sitzend) und Stefan Bissegger (auf dem Velo) nach dem olympischen Zeitfahren in Paris
Keystone

Beide heissen mit Vornamen Stefan, stammen aus dem Thurgau, sind Zeitfahr-Spezialisten, haben eine Ehefrau namens Céline, sind Vater eines Sohnes – und nach dem Olympia-Diplom nur mässig enttäuscht.

Stefan Bissegger als Sechster und Stefan Küng als Achter akzeptierten das Verdikt nach der Zieldurchfahrt auf dem Pont Alexandre III. «Die anderen waren einfach schneller. Ich habe meine beste Leistung gezeigt», sagte Bissegger. «Ich habe alles gegeben. Ich darf mir nichts vorwerfen», betonte Küng.

Bei Bissegger, mit 25 Jahren der Jüngere der beiden, war gar kein Hadern zu spüren. «Mit Platz 6 muss ich mich nicht verstecken. Das hier sind Olympische Spiele und nicht Schweizer Meisterschaften». Er habe wie gewohnt zum Schluss noch Positionen gut gemacht, doch der Rückstand von einer Minute auf die Bronzemedaille sei zu gross gewesen, «zumal ich für meine Verhältnisse fast zu schnell angegangen bin».

Oft am kränkeln

Küng nannte als Grund für den beträchtlichen Rückstand die von mehreren Erkrankungen beeinträchtigte Vorbereitung. Seit Juni sei immer etwas aufgetreten, diese Woche hätte noch der Magen Probleme bereitet. «Unter diesen Umständen fehlt Dir das volle Selbstvertrauen, um auch bei Regen zu attackieren. Die letzten paar Prozent haben gefehlt – die Uhr lügt nicht.»

Er sei in Paris am Limit gefahren, trotzdem sei der Rückstand kontinuierlich angewachsen: «Ich sehe mich aber nicht als Pechvogel», betonte Küng auch mit Blick auf Tokio 2021, wo ihn nur ein paar Sekundenbruchteile vom Podest getrennt hatten, oder eben auf die Erkrankungen in diesem Sommer. «Ich muss akzeptieren, dass ich nicht alle Faktoren selber in der Hand habe.»

Die Verhältnisse mit Regen samt teils schmieriger Strecke in den Kurven ordneten die beiden nicht als matchentscheidend ein. Bissegger geht davon aus, ein gutes Mittelmass gefunden zu haben: «Mal war ich in den Kurven zu langsam, mal fast zu schnell. Aber ich bin nicht gestürzt.» Einen kleinen Seitenhieb gegen die Organisatoren konnte er sich aber nicht verkneifen: «An der Tour de France ist die Strecke immer geputzt. Hier nicht.»

Coup ist weiterhin möglich

Im Kampf gegen die Uhr hatte die Schweiz mit Fabian Cancellara über viele Jahre einen Medaillengaranten. Die vier WM-Titel des zweifachen Zeitfahr-Olympiasiegers bedeuten heute noch Rekord. Mit Küng und Bissegger verfügt die Schweiz seit ein paar Jahren über gar zwei Zeitfahr-Spezialisten von Weltklasse-Format. Allerdings sind die beiden keine Überflieger und brauchen für den Coup auch den perfekten Tag.

Bissegger akzeptiert diese Einschätzung. Er verspüre weiterhin die Motivation, um dranzubleiben. Küng, 2022 WM-Zweiter, verweist auf die immer höhere Dichte im Feld. «Es gibt immer mehr Spezialisten. Aber wenn alles aufgeht, haben wir zwei weiterhin eine Chance.» Die nächste Möglichkeit bietet sich den beiden Stefans bereits bei der Heim-WM Ende September in Zürich.

hle, sda