Das Schweizer Kader für die Europameisterschaft der Frauen im Juli in England steht. Nationaltrainer Nils Nielsen setzt auf bewährte Kräfte, lässt aber auch eine erfahrene Spielerin zuhause.
Mit Überraschungen wartet Nielsen im Schweizer Aufgebot nicht auf. Von ursprünglich 34 Spielerinnen musste der Däne in den letzten zwei Wochen das definitive Kader auf 23 reduzieren. Die Hoffnungsträgerinnen im Sturm, Ramona Bachmann und Ana-Maria Crnogorcevic, sind ebenso dabei wie Captain und Leader Lia Wälti im Mittelfeld oder Torhüterin Gaëlle Thalmann, die an der EM ihr 100. Länderspiel bestreiten könnte.
Ihm sei wichtig gewesen, im Team eine gute Mischung zu haben, sagte Nielsen am Dienstag im Rahmen der offiziellen Kaderbekanntgabe. Eine Mischung aus erfahrenen Spielerinnen, die wissen, was sie an einer Endrunde erwartet und solchen, die erstmals Luft an einem grossen Turnier werden schnuppern können. Im Vergleich zur EM-Premiere 2017 in den Niederlanden, die für das Schweizer Team enttäuschenderweise bereits nach der Vorrunde zu Ende ging, sind neun neue Spielerinnen dabei.
«Zu früh» für Gut
Auch Vanessa Bernauer und Malin Gut hatten sich bis zum Schluss Hoffnungen gemacht, in England dabei sein zu können. Sie gehörten aber zu den Spielerinnen, die von Nielsen am Samstag in Einzelgesprächen darüber informiert wurden, dass ihr EM-Abenteuer zu Ende ist bevor es richtig begonnen hat. Bernauer, welche die AS Roma nach vier Jahren verlässt, gehört mit 91 Länderspielen zu den Erfahrensten auf internationalem Niveau, dennoch sieht Nielsen im Mittelfeld andere im Vorteil. Und GC-Akteurin Gut kann nach einem Kreuzbandriss zwar wieder trainieren, hat ihren letzten Ernstkampf aber vor über einem Jahr bestritten. «Für Malin kommt die EM ein paar Monate zu früh», sagt Nielsen und betont, wie schwer ihm der letzte Cut gefallen sei. «Beide sind fantastische Spielerinnen, und ich hätte sie gern auch dabei gehabt, aber ich muss entscheiden, was ich das Gefühl habe, was das Beste ist, damit wir im Turnier möglichst weit kommen.»
Am 9. Juli, also in gut zweieinhalb Wochen geht es los mit dem ersten Vorrundenspiel gegen Portugal. Es dürfte ein wegweisendes sein, soll die Reise nicht wieder nach drei Partien zu Ende gehen. Denn gegen Schweden, den WM-Dritten von 2019 (13. Juli), und Titelverteidiger Niederlande (17. Juli) werden die Schweizerinnen als Aussenseiterinnen antreten. Auf die Frage, welches der beiden Schwergewichte sein Team eher hinter sich lassen könne auf dem Weg in die Viertelfinals, antwortete Nielsen mit einer Mischung aus Humor und Selbstbewusstsein: «Warum nicht gleich beide?», und lacht. Die Vorfreude ist ihm anzumerken auf sein erstes grosses Turnier an der Seitenlinie der Schweiz, wobei es als grosser Erfolg zu werten wäre, sollte die SFV-Auswahl die Vorrunde überstehen.
Prämien erhöht, Diskrepanz bleibt
In Zukunft würden sich solche sportlichen Erfolge nicht nur fürs Prestige lohnen, sondern auch finanziell. Da der Verband in Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor Credit Suisse das Prämienmodell angepasst hat, erhalten die Frauen im Erfolgsfall nun dieselben Prämien wie ihre männlichen Kollegen. Im Bestreben nach Gleichstellung sei diese Erhöhung um das Viereinhalbfache ein erster Schritt, heisst es von beiden Parteien. Da die FIFA und die UEFA bei Turnieren der Männer deutlich mehr Geld ausschütten, bleibt aber eine beträchtliche Diskrepanz.
Nach zwei letzten Testspielen am Freitag in Erfurt gegen Deutschland und am übernächsten Donnerstag in Zürich gegen England fliegen die Schweizerinnen am 4. Juli von Zürich nach Manchester und reisen in der Folge weiter nach Leeds, wo sie ihr Teamhotel beziehen. Das Basislager im Oulton Hall Resort ist bewusst gewählt, sind von dort doch alle Spielorte für die Gruppenphase sowie einen möglichen Viertelfinal innert höchstens einer Stunde Fahrt mit dem Teambus erreichbar. Trainieren werden die Schweizerinnen vorwiegend auf der Anlage des Rothwell Juniors FC, die nur wenige Minuten vom Hotel entfernt liegt.