Kolumne am Mittag Prinz Charles trifft Greta: Goldener Vollpfosten 2020

Von Carlotta Henggeler

23.1.2020

Prince Charles trifft Greta Thunberg am WEF.
Prince Charles trifft Greta Thunberg am WEF.
Twitter/Clarence House

Um sich am Davoser WEF gegen den Klimawandel starkzumachen, ist Prinz Charles doch tatsächlich im Privatjet angereist. Hat ihm Greta Thunberg beim Stelldichein die Leviten gelesen? Eine Farce in mehreren Akten. 

Donald Trump und sein ganzer Tross ist am WEF 2020 schon wieder auf und davon. Doch nach der Polit-Prominenz traf ja noch ein waschechter Royal ein: Auch der Prince of Wales und Duke of Cornwall wollte seine sozio-öko-politische Botschaft schliesslich loswerden.

Sein Appell: Der Klimawandel sei «die grösste Bedrohung, welche der Menschheit je bevorstand». PIKANT: Charles flog per Privatjet ein.

Nau.ch hat ausgerechnet: Der royale Alleinanflug verursachte zirka sechs Tonnen CO₂ pro Passagier. Im Vergleich: Bei einem Linienflug wäre die Belastung bei ungefähr 0,19 Tonnen pro Person gewesen.

Da hat auch seine Weiterreise von Kloten nach Davos per Edel-Elektro-Auto nicht viel gebracht. Würkli nööööööddd!

Prince Charles am WEF-Rednerpult gestern.
Prince Charles am WEF-Rednerpult gestern.
Keystone

Ohne hier moralinsauer rüberkommen zu wollen: Was soll das? Liegt His Royal Highness der Klimaschutz tatsächlich am Herzen? Oder macht jener ein bisschen auf Öko-Rebell, weil es gerade en vogue ist? Hat ihm ein windiger PR-Berater dazu geraten? Um von der ganzen Megxit-Telenovela abzulenken etwa? Um Prinz Andrews angebliche Jeffrey-Epstein-Sexgeschichten vergessen zu lassen? 

Sexskandal und Megxit: Stumm wie ein Fisch

So medial grossgefahren Prince Charles WEF-Aktion auf der einen Seite ist, so stumm wie ein Fisch hat er sich bisher über die royalen Erschütterungen gezeigt.

Kein Wort über die Prinz-Andrew-Affäre oder zu Megxit. Hat einfach alles seine Mama machen lassen. In Italien würden die Zeitungen ihn einen Mammone nennen – ein Muttersöhnchen. Einfach die Queen mit ihren 93 Jahren die «Gschwelti» aus dem Feuer holen lassen. Gahts no? Wo war er, während ein veritabler Shitstorm über seine Familie fegt? Auf Fasanenjagd? Auf Klima-Reisen? Mit Camilla am Chillen? 

Jetzt tritt der 71-Jährige in Davos wieder ins Rampenlicht. Das WEF hat sogar die bekannte Digital-Tapete für den britischen Blaublüter ausgewechselt. Statt dem WEF-Logo erschien gestern eine Krone in Bunt. Eine passende, clowneske Kulisse. 

Prince Charles appellierte an die Manager der Welt, die Weltwirtschaft müsse nachhaltiger werden – um so die Klimakrise zu stoppen. Es geht um fossile Energie und CO₂-Emissionen, die alle kompensiert werden sollten.

Ein Greta-Fan

Puh, grosse Worte von einem Privatjet-Reisenden. Da hilft es auch nicht, schüttelte er später Greta die Hand und schwärmte von ihr. Outete sich gar als Greta-Fan und gestand, er sei beeindruckt von ihr.

Was bleibt also vom Prince-Charles-Spektakel in Davos? Nichts. Weshalb wir uns ihm diesen Preis zu verleihen erlauben: Goldener Vollposten 2020.

Regelmässig gibt es werktags um 12 Uhr bei «Bluewin» die Kolumne am Mittag – es dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.

Harry und Meghans royaler Exit.

Zurück zur Startseite