Real Madrid gelingt eine irre Wende für den Einzug in den Final der Champions League. Die Spanier sorgen mit zwei Toren von Joselu in der Schlussphase gegen Bayern München für den 2:1-Heimsieg.
Bei den Bayern, die sich letzte Woche von Real Madrid daheim 2:2 getrennt hatten, dürften böse Erinnerungen an den Champions-League-Final gegen Manchester United 1999 wach werden. Innerhalb von wenigen Minuten verspielten die Deutschen in der Schlussphase einen 1:0-Vorsprung, der ihnen zum Einzug in den Final gereicht hätte. Der in der 81. Minute eingewechselte Stürmer Joselu traf in der 88. und in der 91. Minute. Zuvor hatte Bayern München nach dem Tor von Alphonso Davies in der 68. Minute wie der Sieger dieses spektakulären Halbfinals ausgesehen.
Zur tragischen Figur wurde ausgerechnet Manuel Neuer. Der Goalie der Bayern, der bis kurz vor Schluss überragend gehalten hatte, leistete sich vor dem 1:1 zwei Fehler, zuerst landete sein Auswurf beim Gegenspieler und Sekunden später liess er einen Schuss von Vinicius Junior nach vorne abprallen, wovon Joselu profitierte. Danach war nichts mehr wie zuvor: Bayern München verlor komplett die Kontrolle und geriet unter die Räder der nun entfesselt aufspielenden Madrider. Die Quittung: Joselu traf zum 2:1. Das Tor musste vom VAR bestätigt werden, nur ganz knapp war der zweifache Torschütze nicht im Abseits gewesen.
Der Sieg von Real Madrid, so dramatisch er zustande kam, war hochverdient. Bayern München benötigte einiges Glück und das ganze Können von Neuer, um fast 90 Minuten lang ohne Gegentreffer zu bleiben. Real Madrid war in vielen Belangen besser, griff mit Tempo an und hatte mit Vinicius Junior den überragenden Feldspieler in seinen Reihen. Der Brasilianer spielte Linksverteidiger Joshua Kimmich mal um mal schwindlig. Fast jede Beschleunigung des 23-Jährigen führte zu einer gefährlichen Aktion.
Ein Einzelaktion von Alphonso Davies stellte den Spielverlauf dann auf den Kopf. Der Kanadier liess in der 68. Minute Antonio Rüdiger aussteigen und traf mit seinem schwächeren rechten Fuss in die weite obere Torecke. Es war eine der ganz wenigen gefährlichen Aktionen der Deutschen gewesen.
Real Madrid bot deutlich mehr. Neuer musste mehrmals intervenieren. In der 13. Minute lenkte er einen Abschluss von Vinicius mit den Fingerspitzen an den Pfosten, später hielt er nochmals zweimal stark gegen den Flügelstürmer. Auch einen Freistoss von Rodrygo entschärfte er. Dank ihrem Captain durften die Bayern lange auf den Lucky Punch hoffen – umso dramatischer ist, dass Neuer schliesslich der entscheidende Fehler unterlief.
Am 1. Juni in London kommt es damit nicht zum zweiten rein deutschen Final in der Champions League nach 2013, sondern zum erstmaligen Finalduell zwischen Dortmund und Real Madrid. Die Madrider streben im Wembley ihren 15. Titel an, Dortmund seinen zweiten.
Telegramm:
Real Madrid – Bayern München 2:1 (0:0)
SR Marciniak. – Tore: 68. Davies 0:1. 88. Joselu 1:1. 91. Joselu 2:1.
Real Madrid: Lunin; Carvajal, Rüdiger, Nacho, Mendy; Valverde (81. Joselu), Tchouaméni (70. Camavinga), Kroos (69. Modric), Bellingham (100. Éder Militão); Rodrygo (81. Díaz), Vinícius Júnior.
Bayern München: Neuer; Kimmich, de Ligt, Dier, Mazraoui; Laimer, Pavlovic; Sané (76. Kim Min-Jae), Musiala (84. Müller), Gnabry (27. Davies); Kane (85. Choupo-Moting).
Bemerkungen: Verwarnungen: 101. Camavinga.