Der Rücktritt von Roger Federer diktiert die Sport-Nachrichten auch am Tag danach. Eine Presseschau vom «Stich ins Herz» bis zum «God save the King».
Die Endgültigkeit des Absehbaren fühle sich «wie ein Stich ins Herz» an, «wie die Trennung von einem langjährigen Partner», schreibt der «Tages-Anzeiger». Die französische Sportzeitung «L'Equipe» titelt in Anlehnung an die vor kurzem verstorbene Queen Elizabeth II.: «God save the King.»
So kommentieren die nationalen und internationalen Medien Federers Rücktritt am Freitag.
Schweizer Medien
«Tages-Anzeiger"/"Basler Zeitung"/"Berner Zeitung»: Front: «Der Grösste geht» – Text: «So viele hatten sich ein letztes Hurra von Roger Federer gewünscht. Es hätte kein Grand-Slam-Titel mehr sein müssen. Aber wenigstens ein Abschied an einem der grossen Turniere, am liebsten in Wimbledon. Wie bei Serena Williams, die am US Open während einer Woche noch einmal alle mitfiebern und sich abfeiern liess. Sie trat filmreif ab. Federer war das nicht vergönnt. (...) Wir wussten alle: Irgendwann würde es mit seiner Karriere vorbei sein. Die vergangenen Monate, in denen er nichts von sich hören liess, waren alles andere als ermutigend. Doch jetzt, da es endgültig ist, fühlt es sich trotzdem an wie ein Stich ins Herz. Wie die Trennung von einem langjährigen Partner.»
«Neue Zürcher Zeitung»: «Wladimir Putin, Xi Jinping, Joe Biden, Roger Federer – um diese vier Personen drehten sich auf der Startseite der 'New York Times' die obersten Schlagzeilen, als am Donnerstag die Nachricht vom Rücktritt des Schweizer Tennisspielers um die Welt ging. Ja, um die Welt. Auf Federer trifft der Begriff Weltsportler zu wie auf ganz wenige andere Athletinnen und Athleten der Sportgeschichte.»
«Aargauer Zeitung"/"Luzerner Zeitung"/"St. Galler Tagblatt"/"Walliser Bote»: «Federer ist bodenständig, auch wenn er eine Rolex trägt, er wirkt weltmännisch, auch wenn er sich in einer Schweizer Badi verhält wie jeder andere Gast. An einem Tag mit Fliege auf dem roten Teppich, am Tag darauf mit Wanderschuhen in den Bergen. Ein Weltbürger und doch Schweizer. Er ist ein Meister des authentischen Spagats. Er verkörpert dabei Eigenschaften, die unverfänglich sind, und die wir uns selbst gerne zuschreiben lassen, oder zumindest zuschreiben lassen würden. (...) Federer steht bis heute wie kein Zweiter für Konsens und Diplomatie. Sein Leitsatz lautet: 'Es ist nett, wichtig zu sein. Aber es ist wichtiger, nett zu sein.'»
Internationale Medien
«L'Equipe» (Frankreich): Front: «God save the King» – Text: «Monsieur Tennis – Roger Federer hat die Geschichte seines Sports geprägt, weit über die Linien eines Courts hinweg. (...) Das Palmarès sagt viel über eine Karriere, aber es erzählt nicht die Emotionen. Federer wird für die Ewigkeit weniger Grand-Slam-Titel haben als Rafael Nadal und Novak Djokovic. Aber er wird vor ihnen und allen anderen stehen in den Augen jener, die sich verliebt haben in sein Tennis, in das Tennis. (...) RF wird für immer ganz oben stehen, an der Seite von Michael Jordan, Muhammad Ali, Michael Schumacher oder Pelé.»
«Gazzetta dello Sport» (Italien): «Federer ist klassische Kunst: Er geht, aber bleibt trotzdem.»
«El País» (Spanien): «Dass die Ankündigung des Rücktritts des Mannes mit 103 Titeln keine Überraschung darstellt, macht es nicht weniger schmerzhaft.»
BBC (England), in Anlehnung an Novak Djokovics einstige Worte: «Man muss sich fragen, ob er vom selben Planeten kommt. (...) Mit einer anmutigen Vorhand, einem sehr präzisen Aufschlag, einem sanften Blick auf das Publikum hat der Schweizer die Herzen der Fans erobert wie kein anderer vor ihm.»
«The New York Times» (USA): «Ein Balljunge wurde zu einem der brillantesten Athleten der Welt. Nadal und Djokovic haben zwar mehr Grand-Slam-Titel gewonnen, in Bezug auf Anmut und Klasse können sie aber nicht mit Federer mithalten. (...) Federers Bewegungen machten sogar einseitige Spiele sehenswert. Und die Momente, in denen er zu kurz kam, machten sein Vermächtnis noch faszinierender.»
«The Sydney Morning Herald» (Australien): «Federer erhob das Tennis zur Kunstform. Je mehr man ihn studierte, desto mehr merkte man, dass kein Element überstürzt oder erzwungen war.»