Sydney McLaughlin-Levrone zementiert über 400 m Hürden ihren Status als eine der ganz Grossen der Leichtathletik. Nach Stabhochspringer Armand Duplantis sorgt sie für den zweiten Weltrekord in Paris.
Einen Tag nach ihrem 25. Geburtstag machte sich Sydney McLaughlin-Levrone noch selber ein Geschenk. Word Athletics wird ihr für den Weltrekord 50'000 Dollar überweisen – und dank der Verträge mit Sponsoren werden noch aus anderen Quellen die Dollars sprudeln.
Die Amerikanerin aus dem Bundesstaat New Jersey kassiert die Rekordprämien ähnlich häufig wie ihr für Schweden startender Landsmann, obwohl sie Salami-Taktik nicht derart präzise anwenden kann wie der Stab-Artist. Duplantis hat sich in viereinhalb Jahren von 6,17 m auf 6,25 m gesteigert und insgesamt neunmal das Konto geäufnet. Sydney McLaughlin-Levrone freute sich in den vergangenen drei Jahren bereits sechsmal über den Weltrekord.
Bei den US-Trials 2021 in Eugene lief sie erstmals unter 52 Sekunden (51,90), nun wackelt bereits die 50-Sekunden-Marke. Die Amerikanerin war am Donnerstagabend mit 50,37 in einer eigenen Liga unterwegs. Ihre Landsfrau Anna Cockrell (51,87) hatte ebenso keine Chance wie die niederländische Weltmeisterin Femke Bol, die als Rivalin angekündigt worden war, aber sich wie in Tokio 2021 mit Bronze (52,15) begnügen musste.
Femke Bol riskierte zu viel
Auf den ersten 200 m, bei denen man möglichst kräfteschonend unterwegs sein will, ging Femke Bol das Tempo mit. Bei der fünften Hürde trennten die beiden nur 0,14 Sekunden. Doch der Versuch, mit der Amerikanerin mitzuhalten, war an diesem Abend so, als würde man versuchen, einen TGV auf französischem Boden zu überholen. Die Athletin des Schweizer Trainers Laurent Meuwly büsste für diesen Effort und rettete sich immerhin noch zu Bronze.
Sydney McLaughlin-Levrone läuft über die 400 m mit zehn Hürden so schnell wie nur wenig andere Frauen über 400 m flach. Für den Einzug in den Olympia-Final über 400 m waren 50,17 Sekunden erforderlich; die Hürdenläuferin verpasste diesen Wert um bloss zwei Zehntelsekunden.
«Nach und nach bewegen wir uns auf die 49 Sekunden zu. Ich habe das Gefühl, dass es näher kommt», sagte die Amerikanerin nach ihrem Weltrekordlauf. «Ich werde mit dieser Disziplin immer vertrauter, es gibt so viele Möglichkeiten, die 400 m Hürden zu laufen und sich zu verbessern. Sei es das Laufmuster, die Stützzeiten (Dauer des Kontakts zwischen Boden und Fuss), die reine Geschwindigkeit.»
Die Hürden sind der Gegner
Sydney McLaughlin-Levrone betrachtete den Final nicht als Duell gegen Femke Bol. «Bei jedem Rennen geht es um dich gegen zehn Hürden», betonte sie. «Natürlich gibt es Leute neben dir, die dich antreiben. Aber das ist egal. Du musst dich auf die Hürden konzentrieren, um sie jedes Mal so effizient wie möglich zu überqueren.»
Anders sieht es womöglich am Wochenende aus. Dann könnten die beiden Frauen, sofern es der Rennverlauf und die Einteilung will, in der 4x400-m-Staffel gegeneinander laufen, ohne dass man sich auf die Hürden konzentrieren muss.