Nach dem 9. Rang an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio muss Max Studer einige Rückschläge verkraften. Am Ziel, um eine Medaille mitzukämpfen, ändert das nichts.
Brett Sutton ist eine Trainer-Koryphäe im Triathlon. Er führte zahlreiche Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt zu Erfolgen, unter anderem die Schweizerinnen Nicola Spirig und Daniela Ryf. Wenn er also jemandem das Potenzial für eine Olympia-Medaille attestiert, heisst das etwas. Studer traute er gar zu, der weltbeste Triathlet zu werden. Das war vor dessen erster Olympia-Teilnahme 2021 in Tokio, wo er Neunter wurde.
«Kein einfacher Weg»
Seither ist jedoch viel passiert. Anfang 2022 schlug sich der 28-jährige Solothurner mit einem hartnäckigen Virus herum; er fühlte sich oft extrem müde. Im darauffolgenden September musste er die Saison aufgrund einer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber abbrechen. Auch in diesem Jahr lief es nicht gewünscht. Zunächst machte ihm eine Entzündung im Hüftgelenk zu schaffen, dann eine Lebensmittelvergiftung, und in der vorletzten Woche litt er an einer Erkältung.
«Es war kein einfacher Weg. Umso glücklicher bin ich, hier am Start sein zu können», sagte Studer. Die Rückschläge hätten ihn als Athlet weitergebracht. «Ich bin nicht verzweifelt, machte jeden Tag das Bestmögliche.» Er habe zwar schon immer ein gutes Körpergefühl gehabt, habe jedoch gelernt, geduldig zu sein, mit dem Körper zusammenzuarbeiten, auch wenn der Kopf etwas anderes wolle.
Geholfen hat ihm auch die Unterstützung von Nicola Spirig, der Olympiasiegerin von 2012 und Olympia-Zweiten von 2016. «Wenn ich ihren Rat brauchte, war sie immer da.» Auch die grosse Erfahrung von Sutton sei ein Plus gewesen. «Immer Zugang zu diesem Know-how zu haben, war sicher ein grosser Vorteil.»
Fehlende Wettkampfhärte
Studer bestritt erst im Juni seinen ersten Wettkampf in diesem Jahr. Das ist für ihn aber nicht nur ein Nachteil. Zwar fehlt ihm die Wettkampfhärte, auf der anderen Seite sieht er es als Vorteil, der Aussenseiter zu sein, unter dem Radar zu fliegen. Ende Juni verbesserte er in Wien mit 13:25,08 Minuten die persönliche Bestzeit über 5000 m deutlich. Nach den Spielen in Tokio feilte er während zwei Monaten in Kenia in der Trainingsgruppe von Landsmann Julien Wanders am Laufen. «Es war eine schöne Erfahrung, die mir nicht nur sportlich die Augen geöffnet hat», blickte Studer zurück. Es faszinierte ihn, wie glücklich die Leute dort sind, «obwohl sie jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen».
Abgesagte Trainings in der Seine kein Problem
Als starker Läufer wird es für Studer entscheidend sein, im Schwimmen mitzuhalten, um im Radfahren nicht in einer hinteren Gruppe zu landen. Apropos Schwimmen. Das ist wegen der schlechten Wasserqualität in der Seine natürlich ein grosses Thema. Dass die Trainings am Sonntag und Montag abgesagt wurden, hat auf Studer allerdings keinen Einfluss, da er vor einem Wettkampf ohnehin darauf verzichtet, in einem öffentlichen Gewässer zu schwimmen.
Ein vorbeugendes Mittel zur Stärkung der Darmflora nimmt er nicht, da er ein solches zuvor noch nie an einem Rennen getestet hat. Er will kein Risiko eingehen. «Mein klares Ziel nach Tokio war, in Paris um die Medaillen mitzukämpfen. Dieses Ziel verlor ich nie aus den Augen.»