Mit sechs Booten ist Swiss Rowing in Paris so stark wie noch nie an Olympischen Spielen vertreten. Mindestens eine Medaille sollte herausschauen.
Der Schweizer Ruder-Headcoach Ian Wright ist sozusagen ein Synonym für harte Arbeit. Er setzt auf Geschwindigkeit orientiertes Training. Das ist nicht jedermanns Sache, aber es funktioniert. Die Erfolge des 62-jährigen Neuseeländers sprechen für sich. Bei seinem ersten Engagement in der Schweiz von 2014 bis 2016 führte er den Leichtgewichts-Vierer mit Mario Gyr, Simon Niepmann, Simon Schürch und Lucas Tramèr zu Olympia-Gold. Nun sollen in Paris weitere Podestplätze folgen.
Die Medaillenkandidaten
Zwei Schweizer Boote können sich berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille machen: der Zweier ohne mit Roman Röösli und Andrin Gulich sowie der Leichtgewichts-Doppelzweier mit Jan Schäuble und Raphaël Ahumada.
Für Röösli sind es bereits die dritten Olympischen Spiele in einer dritten Bootskategorie. 2016 in Rio de Janeiro ruderte er im Doppelvierer (7.), 2021 in Tokio im Doppelzweier (5.). Mit Andrin Gulich bildet er erst seit dem vergangenen Jahr ein Team. In ihrer ersten gemeinsamen Saison gewannen die beiden sowohl den EM- als auch den WM-Titel. «Wir haben die gleiche Vorstellung vom Ruderschlag, wie wir das Boot bewegen wollen», umschreibt Röösli das Erfolgsrezept.
Auch heuer schafften Röösli/Gulich stets den Sprung aufs Podest, jedoch gelang es ihnen nie, die Briten Tom George/Oliver Wynne-Griffith zu bezwingen. Diese sind 2024 noch ungeschlagen und die Topfavoriten in Paris. Den Schweizern ist jedoch alles zuzutrauen.
Das gilt auch für Schäuble/Ahumada, die letztmals beim 4. Rang an den Weltmeisterschaften 2022 nicht auf dem Podest standen und in diesem Jahr den EM-Titel erfolgreich verteidigten. Am Weltcup auf dem Rotsee Ende Mai gelang es den beiden zum ersten Mal, die Iren Paul O’Donovan und Fintan McCarthy in einem Finalrennen hinter sich zu lassen. Diese holten sowohl an den Olympischen Spielen 2021 als auch an den letzten drei Weltmeisterschaften die Goldmedaille. Dennoch reichte es Schäuble/Ahumada am Heim-Weltcup nicht zum Sieg, waren doch die Italiener Gabriel Soares/Stefano Oppo schneller. Es würde nicht erstaunen, wenn in Paris die gleichen drei Duos wie in Luzern auf dem Podest stehen würden.
Die ebenfalls frühzeitig Qualifizierten
Wie Röösli/Gulich und Schäuble/Ahumada lösten auch die beiden Schweizer Doppelvierer an der letztjährigen WM einen Olympia-Quotenplatz. Bei den Frauen klassierten sich Célia Dupré, Pascale Walker, Lisa Lötscher und Fabienne Schweizer im 4. Rang, bei den Männern belegten Maurin Lange, Scott Bärlocher, Jonah Plock und Dominic Condrau den 5. Platz. Beide Boote treten in der französischen Hauptstadt mit den gleichen Leuten an und sind klare Kandidaten für den Einzug in die A-Finals der Top 6. Der Gewinn einer Medaille wäre allerdings eine Überraschung.
Die «Nachzügler»
Die letzte Chance auf ein Olympia-Ticket nutzten im Mai auf dem Rotsee die Skifferin Aurelia-Maxima Janzen sowie der Vierer ohne mit Kai Schätzle, Patrick Brunner, Tim Roth und Joel Schürch. Erstere ist erst 20 Jahre alt und scheint eine grosse Zukunft vor sich zu haben. Zu einer Top-6-Klassierung dürfte es der EM-Zweiten von 2023 aber wohl noch nicht reichen. Bessere Aussichten auf den A-Final hat der Vierer ohne, jedoch muss dafür vieles zusammenpassen.