Die Schweizer Asse der Leichtathletik schaffen inzwischen den Sprung in die Felder von Weltklasse Zürich auch ohne den Nationalitäten-Bonus.
Gleich ein Quintett richtet den Blick nicht nur in den Letzigrund, sondern auch zum Final nach Brüssel.
Weltklasse Zürich ist zwar auch heuer Weltklasse, aber eben doch nur ein Qualifikations-Event im Rahmen der Diamond League. Die Finals in 32 Disziplinen werden erst Mitte September in Brüssel ausgetragen. Somit läuten die besten Schweizerinnen und Schweizer im Letzigrund die Schlussrunde ein, die sie via Zürich, Bellinzona am kommenden Montag und dann Brüssel in die Ferien entlässt.
Was vor einem Jahrzehnt noch undenkbar gewesen ist, scheint nun bei Weltklasse Zürich Tatsache zu werden. Mit Angelica Moser, Mujinga und Ditaji Kambundji, Simon Ehammer und Dominic Lobalu dürfte gleich ein Quintett genügend Punkte vorweisen, um in gut einer Woche am hochdotierten Diamond-League-Final der besten acht der Welt zu starten. Eine solche Dichte im Schweizer Team gab es noch nie. Sie widerspiegelt die Hausse einer Equipe, die von der EM in Rom mit neun Medaillen heimgekehrt ist und an den Olympischen Spielen mit vier Top-6-Klassierungen überzeugt hat.
Drei Frauen
Angelica Moser, die am Mittwochabend im Hauptbahnhof Zürich abhob, konnte das Ticket für Brüssel schon früh buchen. Die Europameisterin sammelte in Marrakesch in Marokko, wo sie sich erstmals bei einem Diamond-League-Meeting durchgesetzt hatte, und in Monaco, wo sie mit Schweizer Rekord (4,88 m) Zweite wurde, den Grossteil ihrer Punkte.
Auch die beiden Kambundji-Schwestern schaffen in ihren Disziplinen am globalen Grossanlass regelmässig den Einzug in den Final oder kehren von Europameisterschaften mit Medaillen zurück. Die Bernerinnen haben heuer auf die Hallensaison verzichtet, damit sie zum Einstieg in die Freiluftsaison Ende April in China bereit waren. Mit Blick auf die Diamond-League-Wertung hat sich dies ausbezahlt.
Mujinga Kambundji holte sich in Xiamen und Suzhou die nötigen Punkte über 200 m. Die Europameisterin ist in dieser Disziplin für Brüssel bereits gesetzt, da die halbe Bahnrunde in Zürich nicht im Programm steht. Über 100 m dürfte es für die Olympia-Sechste allerdings kaum reichen. Sie liegt derzeit im 9. Rang und müsste wohl im Letzigrund in einem Feld, angeführt von Olympiasiegerin Julien Alfred aus St. Lucia, Zweite werden.
Ditaji Kambundji zehrt noch von einem starken Saisonbeginn. Nebst den Punkten in China fällt bei ihr der Sieg beim Diamond-League-Meeting in Doha von Mitte Mai ins Gewicht. Die EM-Zweite von Rom verletzte sich Ende Juni leicht am Oberschenkel und läuft seither dem Schweizer Rekord, den sie in Rom auf 12,40 Sekunden gesenkt hatte, um ein paar Zehntel hinterher. Bei Weltklasse Zürich muss sie nun nochmals liefern, denn als Sechstklassierte im Diamond-League-Ranking droht sie von der Amerikanerin Grace Stark und Nadine Visser aus den Niederlanden verdrängt zu werden. Wichtig wäre, dass sie auch schneller läuft als die Französin Cyréna Samba-Mayela.
Zwei Männer
Simon Ehammer gewann vor einem Jahr in Eugene im US-Staat Oregon als Weitspringer den Final der Diamond League – und sorgte für eine Schweizer Premiere. Einer Teilnahme in Brüssel steht nichts mehr im Weg. Der EM-Dritte von Rom ist derzeit auch Dritter im Diamond-League-Ranking und kann in Zürich nicht mehr aus dem Final-Feld verdrängt werden.
Ebenfalls nach Belgien reisen darf Dominic Lobalu, sofern es die Gesundheit zulässt. Der Europameister fehlt bei Weltklasse Zürich wegen einer Covid-Erkrankung. Der seit Mai für die Schweiz startberechtigte Läufer ist in Brüssel über 5000 m gesetzt. Dies nach seinem Sieg in London und Platz 2 in Oslo, wo er den Schweizer Rekord auf 12:50,90 Minuten senkte und Markus Ryffel um 17 Sekunden entthronte.
Drei Abwesende
In Brüssel fehlen werden zwei Sprinter. Timothé Mumenthaler, der Europameister über 200 m, kommt mit seinen Top-Zeiten nicht an die Athleten aus Übersee heran. Dem Hürdensprinter Jason Joseph, der in Italien trotz einer mässigen Leistung EM-Bronze gewann, glückte die Saison 2024 nicht nach Wunsch. Vor einem Jahr noch hatte er Ehammer nach Eugene begleitet. Mit Annik Kälin muss auch eine Olympia-Vierte in Brüssel zuschauen. Der Siebenkampf ist keine Disziplin im Rahmen der Diamond League.