Nationalteam «Wer uns schlagen will, muss ein grosses Spiel abliefern»

sda

25.6.2024 - 05:00

Pierluigi Tami zeigt sich beeindruckt von der Entwicklung der Schweizer Nationalmannschaft.
Pierluigi Tami zeigt sich beeindruckt von der Entwicklung der Schweizer Nationalmannschaft.
Keystone

Nach dem letzten Gruppenspiel zeigt sich Nationalteam-Direktor Pierluigi Tami begeistert von der Harmonie im Team. Er analysiert die Leistungen und blickt dem Achtelfinal entgegen.

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Im Anschluss an das 1:1-Unentschieden gegen EM-Gastgeber Deutschland richtete Tami einige Worte an die Spieler und den Staff. Darin hielt er fest, wie stolz er auf die Entwicklung der Mannschaft sei. Am Montag führte er aus, wie er die letzten Wochen erlebt hat.

Tami über die Leistung gegen Deutschland:

«Trotz des Gegentreffers in der letzten Minute habe ich bei uns kein Bedauern gespürt, sondern nur Freude über die gute Leistung. Noch wichtiger als das Ergebnis war für mich die Art und Weise, wie wir gegen Deutschland aufgetreten sind. Die Mannschaft hat in schwierigen Momenten Charakter gezeigt, die Spieler haben sich als geschlossene Einheit präsentiert. Gleichzeitig haben wir sehr mutig nach vorne gespielt und ein starkes Pressing aufgebaut.»

... über die Gruppenphase:

«Dass wir unser erstes Ziel erreicht haben, ist das Ergebnis einer sehr guten Vorbereitung. Schon bei der Ankunft in Stuttgart habe ich gespürt, wie wichtig die zwei Wochen zuvor in St. Gallen waren. Wir haben uns dort am 27. Mai getroffen, sind jetzt fast einen Monat zusammen, und ich habe von Anfang an eine grosse Energie im Staff und im Team gespürt. Es wurde mit hoher Intensität und Qualität gearbeitet. Eine solche Harmonie habe ich schon lange nicht mehr gespürt. Für mich ist es daher kein Zufall, dass wir nach drei Spielen ungeschlagen sind.»

... über die Entwicklung:

«Nach der Qualifikation haben wir genau analysiert, wo wir welche Fehler gemacht haben und wo wir welche Korrekturen vornehmen müssen. Seitdem ist viel passiert, es wäre falsch, eine bestimmte Änderung hervorzuheben. Aber jetzt sehen wir das Ergebnis der harten Arbeit der letzten sechs Monate.»

... über Trainer Murat Yakin:

«Schauen wir auf das Spiel gegen Deutschland: Taktisch hat fast alles gepasst. Denn Deutschland hatte zwar mehr Ballbesitz, konnte aber nicht viele Chancen kreieren. Wir hatten einen klaren Plan, der seit dem ersten Trainingslager in diesem Jahr entwickelt und verfeinert wurde. Das ist auch ein Verdienst von Murat Yakin.»

... über die offene Vertragssituation:

«Wir haben im Frühling gesagt, dass wir uns voll auf dieses Turnier konzentrieren wollen und erst danach die Vertragsverhandlungen aufnehmen. Ich habe immer gesagt: Mein Plan A ist und bleibt Murat Yakin. Nach dem Turnier werden wir uns wieder zusammensetzen und schauen, ob beide Seiten einverstanden sind.»

... über den Einfluss von Giorgio Contini:

«Er hat einen grossen Anteil an der insgesamt guten Entwicklung der Mannschaft. Als langjähriger Trainer bringt er viel Erfahrung mit, was nicht zuletzt bei der genauen Analyse des Gegners hilft. Das Verhältnis zu Murat ist sehr gut, Giorgio hat viel Freiraum, kennt aber seine Rolle genau.»

... über die Ergänzungsspieler:

«Mit dem Entscheid, das Kaderkontingent von 26 Spielern voll auszuschöpfen, war klar, dass es Spieler geben wird, die nicht zum Einsatz kommen. Es ist wichtig, ihnen klarzumachen, dass sie trotzdem eine wichtige Rolle in der Mannschaft spielen. Sie müssen ihre Mitspieler unterstützen und immer bereit sein. Admir Mehmedi zum Beispiel hat bei der letzten Europameisterschaft nicht die Spielzeit bekommen, die er sich erhofft hatte. Ich habe ihm gesagt, dass es manchmal nur einen Schuss braucht, um Geschichte zu schreiben. Und dann kam das Penaltyschiessen gegen Frankreich, in welchem er als fünfter Schütze getroffen hat. Jetzt ist es Noah Okafor, der sicher nicht ganz glücklich ist. Aber der Trainer hat ihm klar gesagt, welche Rolle er für ihn vorgesehen hat. Das muss jeder akzeptieren und kann gleichzeitig versuchen, sich durch gute Trainingsleistungen aufzudrängen. Das verstehen auch die Ergänzungsspieler, die sich bisher sehr mannschaftsdienlich verhalten haben.»

... über die Leader Akanji und Xhaka:

«Manuel (Akanji) ist eine Maschine. Wie vom Trainer gefordert, hat er mehr Verantwortung übernommen, und davon profitieren auch seine Mitspieler. Lange wurde zum Beispiel diskutiert, warum Fabian Schär in der Nationalmannschaft nicht die gleichen Leistungen bringt wie im Verein. Jetzt spielt er auf konstant hohem Niveau. Das Gleiche gilt für Ricardo Rodriguez, der in der Abwehr sehr überzeugend spielt. Auch Granit (Xhaka) profitiert davon, dass nicht mehr die ganze Verantwortung auf seinen Schultern lastet. Er geht wie gewohnt voran und wirkt mit seiner Körpersprache sehr positiv auf die Mannschaft.»

... über den anstehenden Achtelfinal:

«Das Spiel gegen Deutschland hat uns noch mehr Selbstvertrauen gegeben. Wir haben einen gemeinsamen Weg eingeschlagen, ich spüre eine grosse Energie, wir sind bereit. Ich bin überzeugt, dass wir im Achtelfinal eine sehr gute Leistung zeigen werden. Wer uns schlagen will, muss ein grosses Spiel abliefern.»