Kochen«Gemüse holen wir auf dem Markt, Fleisch kaufen wir beim Metzger»
Bruno Bötschi
12.7.2018
Sie tüfteln die Rezepte für «Blue Kitchen» aus: Cathrin Michael und Nadine Fäh. Ein Interview über die Liebe zum Kochen und verrückte Rezeptideen.
Bluewin: Cathrin Michael, Sie sind Texterin und Food-Stylistin, und Sie Nadine Fäh, arbeiten als Videoproduzentin. Woher kommt Ihre Liebe zum Kochen?
Cathrin Michael: Bei mir kam das relativ spät, als ich während dem Studium in einer WG wohnte. Weil alle zu faul waren und ich stets hungrig, habe ich abends aus dem spärlich gefüllten Kühlschrank jeweils ein Essen zubereitet. Die WG-Gspänli waren meistens erstaunt, wie man aus so wenig ein richtiges Znacht kochen konnte und so habe ich mein Ämtli gefunden.
Nadine Fäh: Ich habe vor drei Jahren angefangen, mich mit gesunder und bewusster Ernährung zu beschäftigen. Vor zwei Jahren dann habe ich mit einer Studienkollegin einen Blog für Smoothies und Juices gestartet. Von Cathrins kreativen Kochideen inspiriert, wollte ich unsere Menus anhand Kochvideos auch mit anderen teilen.
Welcher Duft erinnert Sie an die Küche Ihrer Kindheit?
Michael: Der frisch gebackene Zopf, den meine Mami immer für den Sonntagsbrunch vorbereitet hat.
Fäh: Die Rahmsauce meiner Mama für ihr Züri Gschnätzlets.
Wie organisieren Sie die Arbeiten für «Blue Kitchen»: Wer macht was?
Michael: Ich suche die Rezepte aus, koche und schreibe die Texte.
Fäh: Ich filme und schneide die Videos. Fürs Styling sind wir beide zuständig.
Wo finden Sie die Rezeptideen «Blue Kitchen»?
Michael: Für neuere Rezepte lasse ich mich am liebsten auf Social Media inspirieren. Es kann schon mal vorkommen, dass ich zwei Stunden durch meinen Instagram-Feed scrolle und dann schleunigst in die Küche muss, weil ich so Hunger habe. Zudem habe ich mir ein ansehnliches Arsenal an Kochbüchern zugelegt.
Worauf achten Sie bei der Auswahl der Zutaten?
Michael: Uns ist wichtig, dass sie hochwertig und saisonal sind und am liebsten aus der Region stammen. Wenn etwas aus der Ferne kommt, dann muss es wenn möglich Bio-Qualität sein. Um Food-Waste zu verhindern, ist es uns wichtig, dass wir nach dem Shooting nichts wegwerfen, sondern alles essen oder verschenken. Darum arbeite ich auch nie mit Haarspray, wenn wir die «Blue Kitchen»-Rezepte stylen.
Wo kaufen Sie am liebsten ein?
Michael: Das Gemüse hole ich samstags auf dem Markt in Zürich-Oerlikon, fürs Fleisch gehe ich zum Metzger um die Ecke und die Basics hole ich in der Migros. Ja, ich bin ein Migroskind. Der nette Bäcker dort hat sogar einmal im November sein ganzes Lager nach einem Plastik-König für unser Dreikönigs-Kuchen-Rezept durchsucht und gefunden. Die etwas speziellere Sachen finde ich in den Food-Abteilungen von Globus oder Jelmoli. Schönes Geschirr gibt es im «Honig Kuchen», meinem Lieblingsshop in Zürich. Zudem deckt uns meine Freundin Tamara Giger von «Etc.-Brands» mit tollem skandinavischen Geschirr ein.
Fäh: Es kommt auch vor, dass wir auf Reisen auf irgendeinem Flohmarkt auf Geschirr oder Accessoires stossen. Ich liebe dieses Herumschmökern.
Michael: Stimmt, einmal hast du mir aus Stockholm eine wunderschöne Leinen-Schürze mitgebracht. Die trage ich jetzt bei den Shootings immer als Glücksbringer.
Verwenden Sie auch Rezepte von Ihren Müttern und Grossmüttern?
Michael: Das Kaiserschmarren-Rezept meiner Schwester Melanie, das wir kürzlich auf «Blue Kitchen» präsentiert haben, ist einfach unwiderstehlich. Damit hat sie sich zur Brunch-Königin unserer Familie gemausert.
Und Sie Frau Fäh?
Fäh: Ich mag bodenständig-schweizerische Gerichte – zum Beispiel die Hörnli von meiner Grossmutter oder den Ostschweizer Wursttopf von Cathrins Mutter.
Wenn Sie privat kochen, was ist Ihnen wichtig, worauf achten Sie da besonders?
Michael: Meine Ernährung könnte man als plant based bezeichnen, wo ganz viel Frisches und Selbstgemachtes auf den Teller kommt. Auf Zucker, Milchprodukte und Fleisch verzichte ich nicht, esse sie aber nur selten. Ich probiere gerne auch mal einen veganen Cheesecake aus oder brate auf dem Grill Süsskartoffeln mit Kräutern – aber dazwischen darf es auch mal Fischstäbli mit Mayo, Rahmspinat und Salzhärdöpfel sein. Ein unterschätztes Gericht (lacht).
Fäh: Ich achte auf frisches Obst und Gemüse aus der Region. Saisonal, lecker und gesund soll es sein. Im Haushalt verzichte ich ganz auf weissen Zucker und koche nur mit Kokosnussöl. Ein Schoggistängeli am Kiosk muss aber von Zeit zu Zeit auch sein. Ab und zu lege ich auch eine reinigende Saftwoche ein.
Was kochen Sie am häufigsten?
Michael: Im Moment Zoodles, das sind Zucchetti, die man mit einem überdimensionierten Spitzer in Pastaform dreht und dann kurz anbratet und wie Pasta isst. Geht schnell, ist gesund und macht mich nicht müde.
Fäh: Die neuen Edamame Nudeln von «Edamama» haben es mir angetan. Sie bestehen zu 100 Prozent aus Bio-Bohnen und sind reich an Eiweiss, Ballaststoffen und Eisen. Zudem schmecken sie heiss wie kalt serviert einfach zu gut.
Was tischen Sie Ihren Freundinnen und Freunden auf, wenn Sie Eindruck schinden wollen?
Fäh: Ein Fischfilet mit Rosmarin-Olivenkruste und Kräuterspeck ummantelt, dazu leckere Ofenkartoffeln in Orangensauce.
Michael: Einen Weisswein-Risotto mit karamellisiertem Ofengemüse. Dazu ein Glas südafrikanischen Pinotage vom Weingut Delheim, dort durfte ich einmal einige Monate mithelfen.
Haben Sie noch andere Lieblingsrezepte?
Michael: Ja. Zur Vorspeise gibt es bei mir einen Rucolasalat mit Ziegenfrischkäse, Randen und Pinienkernen, gefolgt von einem Trüffel-Kartoffelstock mit Marktgemüse und zum Dessert geniessen wir Schoggiküchlein mit flüssigem Kern.
Fäh: Bei mir gibt es einen Nüsslisalat mit Walnüssen und Honigdressing zur Vorspeise, Penne an einer Kokosnuss-Chili-Sauce zum Hauptgang und zum Dessert ein Panna Cotta mit frischer Passionsfrucht.
Wann ist Ihnen das letzte Mal etwas in der Küche misslungen?
Fäh: Ich war so begeistert von unseren Vanillekipferln im Dezember, dass ich diese kurz nach dem Shooting zu Hause nachbacken wollte. Leider war ich beim Backen vor lauter Eifer und Vorfreude nicht ganz bei der Sache und habe vergessen, das Eigelb hinzuzufügen. Da passt wohl das Sprichwort «Wer keinen Kopf hat, der hat Beine». Also auf in den Volg und nochmals von vorne. Danach war der Genuss dafür umso grösser.
Michael: Ganz ehrlich? Beim Videodreh für das Caramel au beurre salé brauchten wir zwei Anläufe. Beim ersten Mal habe ich dem Zucker etwas Wasser zugefügt und immer mal wieder umgerührt. Das Resultat sah aus wie Schneekristalle und überhaupt nicht wie flüssiges Karamell. Nach etwas googeln war uns dann klar: Wasser weglassen und ja nicht umrühren, so hat es geklappt.
Gibt es Dinge, die ihr niemals essen würdet?
Michael: Lebende Tiere, so wie sie das in China machen.
Fäh: Blutwurst und Kutteln, das geht bei mir einfach nicht.
Verraten Sie uns, welche Restaurants Sie besonders gerne besuchen?
Fäh: Ich bin ein grosser Fan des Travelling Restaurants, das noch bis anfangs März in der Gondelhalle in Laax gastiert. Unter dem Motto «Laax Vegas» geniesst man hier ein 5-Gang-Menu und einen unvergesslichen Abend. In Zürich gehe ich am liebsten ins «Eichhörnchen», weil es so schön urchig ist oder in die Bottega Berta beim Idaplatz für eine Portion Pasta. Da meine Familie ursprünglich aus dem Emmental stammt, zieht es mich auch ab und zu ins Bernbiet. Dort gibt’s dann im Landgasthof zum Hirschen in Kaltacker ein typisches Meringues mit Schlagrahm bei toller Sicht über Burgdorf. Last but not least, ist das «Piazza» in Laax mein Geheimtipp. Da fühle ich mich zu Hause. Der selbstgemachte Cheesecake ist ein Traum und die Geschäftsführerin mit ihrem Team macht es einem unmöglich, sich nicht uuh-wohl zu fühlen.
Michael: Wie viel Patz habe ich? (lacht) Es kommt vor, dass ich von der «Green Couscous Bowl» vom Restaurant Roots in Zürich träume und am nächsten Tag dringend dahin muss. Die weltbesten Truffes habe ich im "Poushe Strudelhaus" in Zürich probiert und kann sie immer noch auf der Zunge schmecken. Dann bin ich ein grosser Fan der «Milchbar» am Paradeplatz, weil es da nicht nur feines Essen, sondern auch ein ausgezeichnetes Weinangebot gibt und fürs Zmittag gehe ich in Zürich gerne ins «Miki», wo ich mich an kalten Tagen mit einer Ramen-Suppe aufwärme. Die beste Pasta der Stadt heisst «Pappardelle mon amour» und gibt’s im «La Baracca». Für Tapas, die noch besser als in Spanien sind, fahre ich nach Konstanz ins «La Bodega». Aber das hätte ich jetzt besser nicht gesagt, es ist so schon schwierig genug, dort einen Tisch zu bekommen …
Zu den Personen
Cathrin Michael lebt in Zürich. Sie hat Zeitgeschichte und Journalismus studiert, ist heute selbständige Texterin und schreibt am liebsten übers Essen. Beim Texten ist’s aber nicht geblieben: Sie produziert Food-Videos, kreiert neue Rezepte und arbeitet als Köchin und Stylistin bei Shootings. Wenn immer das Geld reicht, fliegt sie nach Südafrika, um ausgiebig Wein zu probieren.
Nadine Faeh wohnt in Laax. Sie ist selbständige Videoproduzentin und fängt am liebsten die neusten Rezeptideen in kreativen Kurzfilmen ein. Neben den Food-Videos produziert sie Tutorials für Firmen, macht Events und Konferenzen unvergesslich oder stellt Unternehmen in Imagefilmen vor. Sie liebt die Berge so sehr, dass sie heute zwischen Zürich und Laax hin- und herpendelt und am liebsten vom Gipfel herunterfährt – im Winter auf den Skis, im Sommer auf ihrem Bike.
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