Superfood Mehr als Genuss: Machen exotische Früchte wirklich fit und gesund?

dpa

12.7.2018

Einige exotische Früchte und Pflanzen gelten als Garanten gesunder Ernährung. Doch haben Lebensmittel wie Gojibeeren, Chiasamen und Granatapfel tatsächlich eine besondere Wirkung auf unsere Gesundheit?

Die Erwartungen an Früchte wie südamerikanische Acai-Beeren, Granatäpfel und asiatische Gojibeeren sind hoch. Als sogenanntes Superfood sollen sie fit, schlank und gesund machen.

«Sie können heilen, Krankheiten vorbeugen und unser Wohlbefinden deutlich steigern», heisst es etwa in der Werbung für ein Buch über «die 50 besten Superfoods».

Seit der Trend vor einigen Jahren aus den USA nach Europa schwappte, liegen mehr und mehr exotische Lebensmittel unter dem Titel Superfood in den Regalen der Einkaufsmärkte. Zahlreiche Köche haben Bücher mit Rezepten für Superfood veröffentlicht.

Was genau ist Superfood?

Eine rechtlich bindende Definition, welche Lebensmittel so genannt werden dürfen, gibt es nicht, wie Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erklärt. «Im Allgemeinen werden unter Superfood besonders nährstoffreiche Lebensmittel zusammengefasst, vor allem aus dem Bereich Obst und Gemüse.»

Demnach ist Superfood oft reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, die gesundheitsfördernde Wirkungen haben können. Als typische Vertreterinnen nennt Gahl Gojibeeren, Chiasamen, Acai-Beeren und Granatäpfel. «Mehr und mehr kommen aber auch heimische Produkte wie Heidelbeeren, Brennnessel oder Hagebutte hinzu.»

Dass bislang vor allem Nahrungsmittel aus weit entfernten Ländern als Superfood gelten, scheint kein Zufall. Die Verbindung aus Exotik und Gesundheitswert reizt viele Menschen. Nötig sind solche Früchte für die Gesundheit allerdings nicht.

Negative Klimabilanz

Wer sich abwechslungsreich mit gesunden, heimischen Lebensmitteln ernährt, braucht kein exotisches Superfood. Produkte aus anderen Kontinenten bergen laut Experten einige Gefahren.

Bei exotischen Lebensmitteln ist das Risiko viel grösser, dass trotz Bio-Siegel die Vorgaben nicht eingehalten werden. Werbebotschaften über den gesundheitlichen Nutzen – etwa, dass Granatäpfel bei Wechseljahrbeschwerden und Prostatakrebs helfen, seien mit Vorsicht zu geniessen.

Antja Gahl zufolge kann exotisches Superfood den Speiseplan bereichern, einen gesundheitlichen Mehrwert habe es im Vergleich zu einheimischem Obst und Gemüse aber nicht. Die Ernährungswissenschaftlerin verweist zudem darauf, dass sich die langen Transportwege exotischer Nahrungsmittel negativ auf den Nährstoffgehalt und die Klimabilanz auswirken können.

Heimische Alternativen auf dem Vormarsch

Dass Leinsamen eine gute und günstigere Alternative zu Chiasamen sein können, ist vielen ernährungsbewussten Menschen inzwischen bekannt. Die Umsätze mit den exotischen Samen und Chia-Produkten sind nach Daten des Marktforschungsinstituts Nielsen von März 2017 bis März 2018 allein in Deutschland um knapp 17 Prozent zurückgegangen.

Die Umsätze mit Leinsamen wuchsen in diesem Zeitraum um etwa 23 Prozent. «Es gibt immer neue Trends», sagt Ulrike Brückner-Christoph, die bei Nielsen eine Analytik-Abteilung leitet. Besonders beliebt sind ihr zufolge derzeit Produkte, in denen Stücke, Aroma, Saft oder Pulver der exotischen Superfood-Frucht Granatapfel enthalten sind.

Alternativen zu exotischem Superfood gibt es viele. Statt Gojibeeren empfehlen Fachleute Schwarze Johannisbeeren, statt Acai-Beeren heimische Heidelbeeren oder Sauerkirschen. Schweize Kantone mit viel Landwirtschaft werben übrigens für traditionelles Superfood wie Äpfel, Kohl und Spinat.

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